Freiburg. Nach dem Abpfiff beim 2:1-Sieg in Freiburg bejubelte Trainer Jens Keller seinen ersten handfesten Gewinn bei den Königsblauen. „Wir sind überglücklich, dass wir unser Ziel erreicht haben“, strahlte Keller und genoss die Erleichterung.

Jens Keller war schneller. Als die Schalker Spieler auf dem Rasen erst einmal die ganze Anspannung von sich abfallen ließen und im ersten Moment noch gar keine Freudentänze aufführten, gab es für den Trainer an der Seitenlinie schon kein Halten mehr. Direkt, als das Werk vollbracht war, stürmte Jens Keller auf den Platz und bedankte sich bei jedem Einzelnen. Es waren Bilder, die zeigten, wie riesengroß die Erleichterung bei ihm war. Freimütig bekannte der 42-Jährige später, dass der Schlusspfiff beim 2:1-Sieg in Freiburg für ihn persönlich „der angenehmste Moment“ gewesen sei, seit er das Amt des Cheftrainers auf Schalke übernommen hatte. Denn nun hat Keller seinen ersten handfesten Gewinn als Bundesliga-Trainer im Sack: Der vierte Platz, mit dem Schalke die Saison abschließt und damit das Ticket für die Playoff-Spiele zur Champions League gelöst hat, dieser vierte Platz ist auch Jens Kellers Erfolg.

Schalke-Trainer Keller sprach von einer „wahnsinnigen Anspannung“

„Wir sind überglücklich, dass wir unser Ziel erreicht haben“, strahlte der Trainer und sprach von einer „wahnsinnigen Anspannung“, die er während der 90 Minuten in Freiburg gespürt hatte. Schalke musste zwar nicht leiden – dafür hatten die Freiburger zu wenig klare Torchancen. Aber Schalke musste bis zum Schluss auf der Hut sein, weil auch in der Endphase nur ein einziges Tor der Gastgeber die pure Dramatik ausgelöst hätte. SC-Trainer Christian Streich war tief geknickt, dass seine Mannschaft nicht mehr aus ihrer Feldüberlegenheit herausgeholt hatte: „Ich finde, diesmal hat nicht die bessere Mannschaft gewonnen.“ Wie ein kleiner Kobold stichelte Streich, dass seine Spieler die Schalker in die Defensive gedrängt hätten – „das ist ja normal ein Witz“. Doch Keller juckte das in diesem Moment herzlich wenig: „Wir wollten tief stehen, und das war diesmal genau richtig.“ Und auch Manager Horst Heldt, der ja eigentlich viel von Streich hält und sich den Freiburger gut hätte als künftigen S04-Trainer vorstellen können, entgegnete: „Ich sehe es nicht so wie der Fußballlehrer Streich. Die Freiburger hatten zwar mehr Spielanteile, aber wir die klareren Chancen.“

Auch für Keller hatte enorm viel auf dem Spiel gestanden, weil er bei einem Scheitern mit einer schweren Hypothek in die neue Saison gegangen wäre. Doch auch diesen Druck schulterte er wieder. Heldt hatte Keller schon in der Vorbereitung auf dieses Endspiel „sehr konzentriert, fokussiert und Optimismus ausstrahlend“ erlebt: „Er hatte die nötige Bissigkeit.“ Dazu griff der Trainer ein klein wenig in die psychologische Trickkiste und zeigte der Mannschaft unter der Woche vor und nach jedem Training die schönsten Szenen von den Champions-League-Spielen dieser Saison – er wollte so die Sinne der Spieler schärfen. Vor dem Anpfiff gab’s dann noch einmal ein Motivations-Video, auf dem unter anderem Leichtathletik-Superstar Usain Bolt zu sehen war – deswegen imitierte Julian Draxler bei seinem Jubel nach dem 1:0 auch den Jamaikaner.

Draxler war zu Späßchen aufgelegt

Draxler war überhaupt zu Späßchen aufgelegt. Über das Siegtor zum 2:1, das dem Freiburger Julian Schuster nach einem Schuss von Jermaine Jones per Eigentor unterlaufen war, sagte der 19-Jährige: „Wir können froh sein, dass Jermaine so blind ist und den Ball eigentlich neben das Tor geschossen hat.“ Dafür musste Draxler aber bei der anschließenden Mannschaftsfeier Maß halten, weil ihm am nächsten Morgen in aller Frühe die Metallplatte aus seinem Unterarm entfernt wurde, die ihm im Herbst nach dem Bruch eingesetzt worden war.

Schalke genoss die große Erleichterung, dass die Berg- und Talfahrt in dieser Saison doch noch zu einem ordentlichen Ende geführt hatte. Und das auch dank Jens Keller, unter dessen Regie die Mannschaft in der Rückrunde 30 Punkte geholt hat – in der Hinrunde unter Huub Stevens waren es 25.

Für Kapitän Benedikt Höwedes ist damit klar, dass Schalke mit dem zunächst so umstrittenen Trainerwechsel richtig gelegen hat: „Wenn man sich von Platz sieben nach der Hinrunde bis auf Platz vier hocharbeitet, dann hat man einiges richtig gemacht.“