Gelsenkirchen. Julian Draxler verlängerte seinen Vertrag beim FC Schalke 04 bis 2018. Das feiern die Königsblauen pompös. Für eine festgeschriebene Ablösesumme kann Draxler den Verein verlassen. Doch das hat er nicht vor. “Schalke ist für mich eine Herzensangelegenheit“, sagte er. In der kommenden Saison trägt er die Nummer 10.
Der Film beginnt langsam. Instrumentalmusik. Leise spricht Schalkes TV-Beauftragter Jörg Seveneick: "Es begann wie im Märchen." Bilder vom ersten Bundesligaspiel von Julian Draxler im Trikot des FC Schalke 04 sind auf einer Leinwand im Presseraum zu sehen. Der 19-jährige Draxler hat seinen Vertrag bis 2018 verlängert. Die Schalker hätten das nüchtern mit einer Meldung auf der Homepage und einer Pressemitteilung verkünden können. Doch sie entschieden sich dafür, etliche Kleinlaster mit einem Draxler-Porträt durchs Ruhrgebiet (und auch am Dortmunder Signal-Iduna-Park vorbei) fahren zu lassen, auf ihrer Facebook-Seite mit einer geheimnisvollen Schattenbild-Serie die Verlängerungsnachricht vorzubereiten und einen Kurzfilm zu drehen. Der lief am Freitag zum ersten Mal - und wird auch am Samstag vor dem Spiel gegen Stuttgart (15.30 Uhr, live in unserem Ticker) gezeigt. Für die Schalker kann es seit Jahrzehnten nicht pathetisch genug sein.
Das weiß natürlich auch Draxler. Der war mit dem Brimborium einverstanden und sagte: "Schalke ist für mich eine Herzensangelegenheit. Ich bin am Donnerstag selbst durch Buer gefahren, um den einen oder anderen Lkw zu suchen." Dabei lachte er, wie so oft während der Pressekonferenz am Freitag. Draxlers Gehalt wurde erheblich verbessert, zudem beinhaltet der Kontrakt eine Ausstiegsklausel, die offenbar weit über 40 Millionen Euro liegt.
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"Sollte Julian vorzeitig den Verein verlassen", sagt Manager Horst Heldt, "will ich nicht sagen, dass wir ein neues Stadion bauen können mit dem Geld. Aber wir können stolz sein, was Julian dem Verein sportlich und finanziell gebracht hat." Die Klausel kann Draxler in jeder Transferperiode wahrnehmen. "Wenn er wirklich weg will, wird's schwierig", sagt Heldt. "Irgendwann wird er vor der Wahl stehen, bei uns zu bleiben oder den Verein zu wechseln. Dann werden wir uns zusammensetzen."
Angebote von Juventus Turin und AC Mailand
Von Draxlers Traumverein Real Madrid gab es bisher noch keine Anfrage. Andere europäische Spitzenklubs wie Juventus Turin und AC Mailand klopften sehr wohl bei Heldt an. Der Manager blockte alle Anfragen ab: "Viele Vereine möchten Julian.
Deshalb freue ich mich, dass wir in den letzten Wochen in aller Ruhe mit dem Management sprechen konnten." Die Verhandlungen waren, wie Draxler das nennt, ,top secret'. "Nur meine engsten Freunde und meine Familie wussten Bescheid", sagt er. Seine Erfolge sind beachtlich. Mit Schalker wurde er 2011 DFB-Pokalsieger und stand im Halbfinale der Champions League. Er bestritt - mit 19 - bereits 107 Pflichtspiele, erzielte dabei 20 Tore und legte 15 weitere Treffer vor. Dazu kommen vier Länderspiele. Bei der USA-Reise Anfang Juni wird er eine tragende Säule in der Elf von Bundestrainer Joachim Löw sein.
Auf Schalke wird er in der kommenden Saison auch dauerhaft auf seiner Wunschposition im offensiven Mittelfeld spielen. Die "10" trägt er dann auch offiziell auf dem Rücken. In den vergangenen Jahren blockierte Lewis Holtby diese Nummer - und der spielt jetzt in England bei Tottenham. "Die 10 war ein Wunsch von ihm und passt besser zu ihm als die 31", sagt Heldt. In den kommenden Jahren will Draxler mit Schalke einiges erreichen. Das Wort "Titel" vermied er allerdings bewusst. "Wir sind auf einem guten Weg", sagte Draxler. "Viele wichtige Verträge wurden verlängert, die Jugendarbeit ist hervorragend. Wenn wir so viele Spieler wie möglich zusammenhalten, können wir die eine oder andere Mannschaft in der Bundesliga überholen. Ich will etwas Großes aufbauen." So viele Teams stehen im Moment nicht mehr vor Schalke...
Schalker Trainerfrage ist offen
Bleibt noch eine Frage offen: Wer trainiert Draxler in der kommenden Saison? Dazu gab es von Manager Horst Heldt auch am Freitag keine Antwort. "Über den Trainer haben wir nicht gesprochen", verriet der Manager. Dann fügte er noch hinzu, wo die entscheidenden Gespräche stattfanden: "In einem Hotel." Ganz unromantisch also...