Gelsenkirchen. Jens Keller, der neue Trainer des FC Schalke 04, will das DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Mainz 05 unter allen Umständen gewinnen – und erst danach an einer neuen Spielidee arbeiten. Bei Jens Kellers erstem Spiel sitzt auf der anderen Bank ausgerechnet Thomas Tuchel.
Selbstverständlich hat Jens Keller eine Idee, wie er den Fußball auf Schalke gerne gestalten würde. Der Spielstil sollte „offensiv, attraktiv und natürlich auch erfolgreich“ sein, sagt der neue Trainer der Königsblauen, doch an diesem Dienstag sind langfristig ausgerichtete Wunschvorstellungen nebensächlich. Mainz 05 kommt zum Pokal-Achtelfinale in die Arena (19 Uhr), und für die in der Bundesliga aus den Europapokalrängen verschwundenen Schalker ist diese letzte Partie des Jahres von elementarer Bedeutung: Es gilt, den bedrohlichen Sturzflug aufzuhalten – irgendwie. „Das Ideal ist im Moment nicht gefragt“, erklärt Jens Keller. „So, wie ich Fußball spielen lassen möchte, das lässt sich nicht in zwei Trainingseinheiten erarbeiten. Es geht gegen Mainz nicht um die Philosophie, die ich im Kopf habe.“ Es geht um den Sieg, wie auch immer er zustande kommen mag.
Keller sieht trotz fehlender Profi-Erfahrung kein Autoritätsproblem
Der 42-Jährige, der zuletzt die Schalker U-17-Junioren trainierte, hat an den ersten beiden Arbeitstagen bereits einige Spiele seiner neuen Mannschaft per Video analysiert, „sehr aufschlussreich“ sei das gewesen. Am Montagabend zog sich der Schalker Tross ins Teamhotel in Westerholt zurück, Keller nutzte die Zeit, um die Spieler näher kennenzulernen. „Das Gespräch ist das Wertvollste, was wir im Moment haben“, sagt er. „Ich muss den Jungs Mut einreden.“ Er sei „sehr respektvoll“ empfangen worden. „Die Mannschaft hat die Antennen ausgefahren, gut zugehört und im Training einiges sofort umgesetzt.“ Er glaube nicht, dass es ein Autoritätsproblem geben könnte, nur weil ihm bisher Erfahrung als Trainer im Profigeschäft fehlt. Manager Horst Heldt hakt an dieser Stelle ein, er findet eine solche Diskussion bereits im Ansatz unfair. Keller habe bisher überall gute Arbeit geleistet, seine Ansprache an die Mannschaft sei „exzellent“ gewesen. „Irgendwann haben alle mal angefangen, die sich dann zu hervorragenden Trainern entwickelt haben“, sagt Heldt. „Ich weiß, wie fußballbesessen Jens ist, ich kannte ihn schon als Profi. Man sollte nicht voreingenommen sein, weil einer aus der U 17 kommt.“
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Zumindest an diesem Dienstag hat Keller nichts zu verlieren. Klappt es gegen Mainz, wird ihm ein erheblicher Anteil daran gutgeschrieben werden. Klappt es nicht, kann er darauf verweisen, dass es nicht möglich ist, im Schnellkochtopf Mayonnaise in Trüffelsauce zu verwandeln. Sollte Keller mit Schalke doch noch in die Champions League einziehen, würde er sich damit natürlich auch selbst für ein Engagement über das Saisonende hinaus empfehlen. Sollte auch er scheitern, muss sich Heldt nach einem neuen starken Mann für die nächste Saison umsehen.
Tuchel wird als Stevens-Nachfolger gehandelt, dementiert aber den Kontakt zu Schalke
Pikant: Ausgerechnet Thomas Tuchel, der schon vor der Beurlaubung von Huub Stevens auf Schalke ins Gespräch kam, ist nun mit Mainz Jens Kellers erster Gegner. „Ich kann mir schon denken, dass es genau beobachtet wird, wie wir uns begegnen“, sagt Horst Heldt.
Um dem Wirbel die Windstärke zu nehmen, hat Tuchel am Montag betont, keine Kontakte zu Schalke zu haben. Er habe sich „mehrmals öffentlich zu Mainz bekannt“. Nun, erst am Samstag im ZDF-Sportstudio wollte er nicht sagen, ob er definitiv bis 2015 bleibt – auch ihn reize die Champions League. Der Mainzer Manager Christian Heidel bekräftigte, es werde keine Freigabe für Tuchel geben: „Nicht für 30 oder 60 Millionen Euro. Auch wenn ein Russe angefahren kommt – oder irgend so ein Scheich."