Hamburg. . Die 1:3-Niederlage beim Hamburger SV wirft beim FC Schalke 04 Fragen auf. Fragen, die sich auch um die Entwicklung der Mannschaft unter Trainer Huub Stevens drehen. Doch darüber muss letztendlich Manager Horst Heldt entscheiden.
Manche Leute auf Schalke machte die Niederlage in Hamburg fast sprachlos. Wie zum Beispiel Manager Horst Heldt, der sich aus Selbstschutz lieber einen Maulkorb auferlegte: Er wollte aus der Enttäuschung heraus nichts Falsches sagen. Bei Rudi Assauer war so etwas früher ein Alarmsignal dafür, dass sich die Lage zuspitzt. Bei Horst Heldt weiß man das noch nicht so genau: Er hat mit Schalke bisher ja fast nur sportlich erfolgreiche Zeiten erlebt.
SchalkeNun aber steckt Schalke in einer November-Depression: In der Bundesliga gab es drei Auswärts-Niederlagen nacheinander und in fünf Spielen nur vier von 15 möglichen Punkten. „Zu wenige“, sagt Kapitän Benedikt Höwedes, will aber trotzdem nicht vom Beginn einer Krise reden, weil die Mannschaft in der Liga immer noch einen Europapokal-Rang hält: „Auf welchem Platz stehen wir?“ Doch die nationale Bilanz würde wohl sehr viel kritischer gesehen, wenn nicht zugleich in der Champions League bereits das Achtelfinale erreicht wäre. Insgesamt häufen sich Patzer, Unzufriedenheit und Kritik.
Schalke-Spieler schimpften nach der Niederlage gegen den HSV
Huub Stevens lief knurrig durch die Katakomben der HSV-Arena. Vor zwei Wochen wollte man sich noch auf ein schönes Jubiläum für den Trainer einstellen: seinen 100. Bundesliga-Sieg mit Schalke. Doch seit drei Spielen wartet man vergeblich darauf, und stattdessen wurde nun ein anderes Jubiläum vorgezogen: Das 1:3 in Hamburg war für Stevens seine 100. Niederlage als Bundesliga-Trainer überhaupt. Auch daran sieht man, wie schnell es sich drehen kann: Der Niederländer hat schon unter weitaus angenehmeren Umständen seinen Geburtstag gefeiert als den 59. an diesem Donnerstag.
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„Wir haben unsere Leistung nicht gebracht“, sagte Stevens in Hamburg. Auf Details wollte er nicht eingehen: Für eine Analyse sei es noch zu früh. Seine Spieler hingegen wurden deutlicher und präziser. „Wir haben zu viel abgewartet, zu wenig Initiative und zu wenig Aggressivität gezeigt – das war von allem zu wenig“, schimpfte Klaas-Jan Huntelaar. Und Jermaine Jones machte ein grundsätzliches Problem für den rapiden Leistungsabfall in den letzten Wochen verantwortlich: „Unser Spiel ist zu durchsichtig, damit machen wir es dem Gegner leicht. Wir brauchen viel mehr Bewegung. So, wie wir im Moment spielen, ist der ,Hunter’ vorne doch aufgeschmissen.“ Auf die Frage, ob man diese Dinge im Moment nicht im Training einstudieren könne, sagte Jones, dass dies nicht nur eine Sache des Trainers sei, sondern hier auch ein Mehr an Kreativität seitens der Mannschaft gefragt sei.
Schalke 04 hat zu viele Probleme in der Bundesliga
Bisher wird die Frage, welche Impulse der konservativ-sachlich denkende Stevens der Schalker Mannschaft künftig geben kann, nur von außen öffentlich gestellt. Ex-Nationaltorwart Oliver Kahn, vor einer Woche Augenzeuge beim Spiel gegen Piräus, glaubt etwa, dass Stevens’ „ruppige Art der Mannschaftsführung“ zu Problemen mit einzelnen Spielern führen würde; zudem sorge seine rustikale Außendarstellung für Irritationen bei einigen Verantwortlichen. Kahn setzt daher ein Fragezeichen dahinter, ob Stevens „der richtige Trainer ist, um das Schalker Spiel weiterzuentwickeln“. Eine Antwort darauf muss Manager Heldt geben, da der Vertrag von Stevens zum Ende dieser Saison ausläuft.
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Momentan hat Schalke zu viele Probleme, um in der Bundesliga den eigenen, hohen Ansprüchen gerecht zu werden. Eines davon bleibt die Torwart-Frage, da Lars Unnerstall das Vertrauen des Trainers nicht konstant rechtfertigen kann. In Hamburg fiel das besonders ins Gewicht: Während Unnerstall beim ersten Gegentor patzte, überragte beim HSV René Adler. Und dieser Vergleich hat eine extra-pikante Note, weil Adler vor der Saison auch für Schalke zu haben gewesen wäre. Der Klub intensivierte die Kontakte zu dem damaligen Leverkusener jedoch nicht, weil Adler lange verletzt war und eine Verpflichtung den Schalker Sparkurs erschwert hätte. Mit dem Wissen von heute würde man sich vermutlich anders entscheiden.