Gelsenkirchen. Beim 3:0-Pokalerfolg über den SV Sandhausen hütete Timo Hildebrand das Tor des FC Schalke 04. Der 33-Jährige ist nach seiner Knie-Verletzung nur noch die Nummer zwei der Königsblauen und mächtig angefressen. „Nach der Vorbereitung hat mir der Trainer das Vertrauen geschenkt, jetzt ist es nicht so. Deshalb bin ich enttäuscht“, sagte er.
Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann hob die Stimme an wie immer. Mannschaftsaufstellung. „Mit der Nummer 34 … Timo…“ Und 52 000 Schalker in der Arena brüllten laut „HILDEBRAND!“ Schalkes Torwart trottete nach dem Aufwärmprogramm vor dem DFB-Pokalspiel gegen den SV Sandhausen gerade in die Umkleidekabine, um den Trainingsanzug gegen das Torwarttrikot zu tauschen. Er dachte wohl: ,Wäre alles normal gelaufen, würden die 52 000 Leute bei jedem Heimspiel meinen Namen rufen.’
Aber seit Timo Hildebrand, heute 33 Jahre alt, 2007 als Deutscher Meister den VfB Stuttgart Richtung Spanien verließ, läuft nichts mehr in geordneten Bahnen beim Schalker Torwart. Hildebrands Aufenthalt FC Valencia wurde ein Missverständnis und der Vertrag im Dezember 2008 aufgelöst. Seinen Platz im Tor der Nationalmannschaft hatte er da schon verloren. In Hoffenheim bestritt er danach zwar 38 Spiele in 18 Monaten, konnte aber nur selten überzeugen. Er zog im September 2010 weiter zu Sporting Lissabon nach Portugal, verlängerte dort seinen Vertrag nach einer frustrierenden Saison nicht und stand ab Juli 2011 dreieinhalb Monate lang auf der Straße.
Seit knapp über einem Jahr ist Hildebrand ein Schalker
Bis Schalke anrief. Seit dem 21. Oktober 2011 steht Hildebrand nun bei den Königsblauen unter Vertrag. „Ich bin froh, dass ich hier bin, da ich weiß, wie meine Geschichte gelaufen ist“, betont Hildebrand immer wieder. Als arbeitsloser Torwart musste er sich wochenlang mit einem Privattrainer fit halten, dachte zwangsweise an ein Karriereende. Auf Schalke kämpfte er sich als Nummer zwei durch die vergangene Saison, bestritt zwischendurch ein paar Spiele, als sich Lars Unnerstall verletzt hatte.
Dann begann die Sommervorbereitung. Hildebrand hielt exzellent und verdrängte Unnerstall aus dem Tor. Die Mitspieler wählten ihn in den Mannschaftsrat, auch die Fans unterstützten in Umfragen die Entscheidung von Trainer Huub Stevens. Hildebrand hielt im Pokalspiel in Saarbrücken (5:0) und am ersten Spieltag in Hannover (2:2) souverän. Doch dann zog er sich eine Kapselverletzung im rechten Knie zu. Im Training war er bei einer Flankenübung mit einer Gummipuppe kollidiert.
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Eine Puppe verhalf Unnerstall zur Rückkehr ins Tor. Dort erlaubte sich der Riese aus dem Münsterland keinen groben Fehler und darf nun weiter zwischen den Pfosten stehen. Hildebrand muss auf die Bank und ist mächtig frustriert. „Nach der Vorbereitung“, sagt Hildebrand, „hat mir der Trainer das Vertrauen geschenkt, jetzt ist es nicht so. Deshalb bin ich enttäuscht.“ Beim 3:0 gegen Sandhausen hielt Hildebrand ordentlich (DerWesten-Note: 3), bekam aber auch nicht viel zu tun: „Ich glaube, auch wenn ich zwei, drei Bälle gehalten hätte, hätte sich meine Position nicht arg verbessert. Im Moment ist klar, dass der Lars spielt.“
Von seiner Degradierung erfuhr Hildebrand vor dem Derby bei Borussia Dortmund bei einem Spaziergang von Trainer Huub Stevens. „Vorher habe ich nichts erfahren. Das Lars hat gesagt – das habe ich gelesen – dass er Signale bekommen hat. Von daher hat er auch gewusst, was ist“, erklärte der angefressene Hildebrand.
Schalke siegt mühelos
Dienstag kommt der FC Arsenal - Unnerstall hält
Der rückt nun wieder ins zweite Glied. Und am nächsten Dienstag, wenn der FC Arsenal in der Arena zu Gast ist (Dienstag, 20.45 Uhr, live im DerWesten-Ticker), wird Dirk Oberschulte-Beckmann eine andere Nummer ansagen. Die Nummer 36. Und einen anderen Namen.