Schalke braucht neue Häuptlinge für den Mannschaftsrat

Gelsenkirchen. Beim FC Schalke 04 wird über das Kapitänsamt diskutiert. Benedikt Höwedes spielte mit der Binde nicht seine beste Bundesliga-Saison. Auch der Mannschaftsrat des FC Schalke 04 muss neue Kandidaten finden, nachdem Schober, Raúl, Kluge und Sarpei den Verein verlassen haben.

So eine Fußballmannschaft ist manchmal kein ganz einfaches Gebilde. Man erinnere sich nur an das Vorjahr, als Schalkes damaliger Trainer Ralf Rangnick, ein ausgewiesener Demokrat, den Mannschaftsrat wählen ließ. Nach Auszählung der Stimmen lagen Benedikt Höwedes, Mathias Schober, Christoph Metzelder, Raúl, Peer Kluge und Hans Sarpei vorne. Bis auf Höwedes, der danach auch Kapitän wurde, waren das allesamt Profis, die in der Gunst der Mitspieler höher standen als in der des Trainers. So kam es, dass Raúl die Wahl ablehnte – offiziell wegen Sprachproblemen. Und von den fünf verbliebenen Spielerräten zählte im Verlauf der Saison manchmal sogar nicht ein einziger zur Elf, die dann auf dem Platz stand. Weshalb Raúl, nach dem Trainerwechsel zu Huub Stevens, dann öfters doch die Kapitänsbinde trug. Denn für den Rangnick-Nachfolger war der Senor ein ganz wichtiger Ansprechpartner.

Ein Vakuum in der Schalker Kabine

Wie sich die Strukturen in dieser Saison innerhalb der Schalker Mannschaft bilden werden, kann man jetzt natürlich noch nicht sagen: Schließlich hat die Vorbereitung ja gerade erst begonnen, und vier der wichtigsten Spieler (Höwedes, Huntelaar, Papadopoulos, Jones) befinden sich auch noch im Urlaub. Klar ist allerdings schon: Wenn es demnächst um den Mannschaftsrat geht, können die Fußballer nicht nur „Wiederwahl“ rufen.

Denn: den bisherigen Mannschaftsrat gibt es nicht mehr. Mathias Schober ist nicht mehr da – er hat seine Karriere beendet und arbeitet jetzt für die Nachwuchsabteilung. Hans Sarpei ist nicht mehr da – er hat keinen neuen Vertrag bekommen. Peer Kluge ist nicht mehr da – er wurde an Hertha BSC abgegeben. Und Senor Raúl ist als stellvertretender Kapitänsbindenträger ohne offizielles Amt natürlich auch nicht mehr da. Wenn Huub Stevens da jetzt in die Kabine blickt, dann spürt er ein Vakuum an Führungsspielern: „Wir haben einige erfahrene Spieler verloren, die in der Kabine sehr wichtig waren.“ Aus dem alten Führungszirkel gibt es nur noch Benedikt Höwedes und Christoph Metzelder: Schalke braucht neue Häuptlinge.

Frage nach dem Kapitän ist noch nicht geklärt

Selbst die Frage nach dem Ober-Anführer, dem Kapitän, ist noch nicht abschließend geklärt. Huub Stevens ist es nicht verborgen geblieben, dass Benedikt Höwedes im vergangenen Spieljahr mit der Binde am Arm nicht seine beste Saison hingelegt hat. Das könnte damit zu tun haben, dass Höwedes mehrfach durch Verletzungen zurückgeworfen wurde, oder auch damit, dass er nur selten auf seiner besten Position in der Innenverteidigung gespielt hat.

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Von Manfred Hendriock

Ein anderer Ansatz ist aber auch die Last des Amtes: Vielleicht hat Höwedes die Verantwortung als Kapitän nicht nur als Ansporn, sondern auch als Druck empfunden. Bei der EM hat er jedenfalls durchblicken lassen, dass es auch ganz schön sei, sich einmal nicht um alles kümmern zu müssen. Dies herauszufinden, wird eine der Aufgaben von Stevens in der Vorbereitungszeit sein. Mögliche andere Kapitäns-Kandidaten wären Jermaine Jones, der sich vor diesem Amt gewiss nicht drücken würde, oder Klaas-Jan Huntelaar.

Heldt denkt ungern an Schober zurück

Während der Kapitän meist vom Trainer bestimmt wird, dürfen die Spieler den Mannschaftsrat wählen. Denn dabei geht es um die Vertretung ihrer eigenen Interessen – etwa bei den Verhandlungen über die Prämien. Und da kann sich Manager Horst Heldt noch gut erinnern, wer sich im Vorjahr am Verhandlungstisch als ganz hartnäckig entpuppt hat: „Ich wäre froh gewesen, wenn der Schobi damals nicht im Mannschaftsrat gewesen wäre.“ Nun ja, dieses „Problem“ hat sich ja in diesem Jahr erledigt…