Gelsenkirchen. Der 17-jährige Kaan Ayhan ist gerade Deutscher A-Jugendmeister geworden und wird ab 2013 Schalke-Profi. Den Titel hat er noch gar nicht verdaut. „Ich hab' das noch gar nicht richtig realisiert, das dauert noch einige Zeit“, bekennt das große Talent.
Als der Schalker Kaan Ayhan vor einem Jahr als Dritter der U-17-WM aus Mexiko heimkehrte, das eigene Kopfkino voller Eindrücke, wähnte er sich schon am Ziel. „Ganz ehrlich, ich hab gedacht, das war jetzt der Höhepunkt, was Besseres gibt es nicht.“ Nun, ein Jahr später, kommt er doch ins Grübeln: Deutscher A-Jugendmeister seit knapp einer Woche, dazu schon einen Profivertrag bei Königsblau für 2013 in der Tasche – der Fußballgott hat offensichtlich Größeres vor mit dem gerade einmal 17-Jährigen. Mit 17? Da hat man doch eigentlich noch Träume, sang einst Peggy March.
Ayhan träumt nicht, er lebt seinen Fußballtraum. Wobei das mit der Deutschen Meisterschaft noch gar nicht verdaut ist: „Ich hab das noch gar nicht richtig realisiert, das dauert noch einige Zeit“, bekennt das große Talent. Aber es fühle sich schon größer an als die WM im Vorjahr, „weil man ein Jahr dafür hart gearbeitet hat“, meint der Pennäler des Schalker Gymnasiums, der momentan wieder auf Schule umschalten muss, zu viel war liegen geblieben in den vergangenen Monaten, bei den Fußballreisen zwischen DFB und S04.
Schalke-Trainer Elgert bezeichnet Ayhan als "Dressman"
Ach ja, Dressman ist er auch noch. Behauptet jedenfalls sein Trainer Norbert Elgert von ihm. Frotzeln die Kumpels seitdem in der Mannschaftskabine. „Dabei gibt es einige, die noch länger vor dem Spiegel brauchen, aber damit kann ich leben“, gibt er sich gelassen.
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Eine gute Figur, die gibt er lieber auf dem Rasen ab, seit nunmehr einem Jahr erfolgreich bei den A-Junioren, meist in der Innenverteidigung, aber auch mit Zug zum gegnerischen Tor. Und Meister der Standards wurde Kaan Ayhan auch – irgendwie zwangsläufig: „Wir üben viele Standards im Training, da hat es sich am Ende auf zwei, drei Spieler konzentriert.“ Übrig blieb der Jüngste, der trotz seiner 17 Jahre ungemein ruhig und abgeklärt am Ball wirkt, der von seinen Mannschaftskollegen beim Spielaufbau regelrecht gesucht wird.
Diese frühen Führungsqualitäten blieben auf den königsblauen Fluren natürlich nicht unbemerkt. Als ihn der Sportliche Nachwuchsleiter Oliver Ruhnert im Winter ansprach und zur Unterredung bat, war er natürlich neugierig. „Doch als ich hörte, ich solle einen Profi-Vorvertrag unterschreiben, dachte ich lange, da nimmt mich jemand auf den Arm.“ War aber nicht so. Spätestens, als sich Manager Horst Heldt in der Endphase zu den Gesprächen dazu gesellte, wusste er, dass es ernst wird. Vater Erol – Kaan ist ja noch nicht geschäftsfähig – zeichnete den Vertrag gegen, der ab 2013 eine Laufzeit für zwei Jahre besitzt. Dieses Kronjuwel wollten sich die Schalker wohl nicht auch noch aus der Vereinsvitrine entwenden lassen, die jüngere Vergangenheit bot einige negative Lehrbeispiele. Ruhnerts Begründung: „Wir wollen unseren Talenten früher eine Chance geben. Da Kaan reifer und weiter ist als die meisten seiner Altersgenossen, war diese Entscheidung zwangsläufig.“ Bis dahin aber wird er noch bei den A-Junioren benötigt und behutsam weiter gefördert.
Für alle Fälle gewappnet
Lieblingsposition? „Momentan bin ich Innenverteidiger, ich kann aber auch auf der Sechs spielen, da kann ich mehr meine Torgefahr einbringen. Aber bei den Profis würde ich natürlich überall da spielen, wo der Trainer mich braucht. Notfalls auch im Tor“, lacht er.
Eine Karriere im ICE-Tempo, während die gewohnte Umgebung da draußen vorbei fliegt. Aber dennoch, abheben ist nicht sein Ding. Er weiß, dass es auch schnell anders kommen kann: „Das beste Beispiel habe ich in der eigenen Familie. Mein Onkel war Profispieler bei Galatasaray Istanbul, bis ihn eine schwere Verletzung von heute auf morgen stoppte. Aber er hat sein Abi nachgeholt und hat heute einen Superjob als Bankkaufmann.“ Kaan Ayhan ist für alle Fälle gewappnet.