Gelsenkirchen/Enschede. . Schalkes Stürmer sorgt vor dem Europa-League-Spiel in Enschede mit Kritik am Klub für neue Unruhe. Die Zeichen zwischen Farfan und dem S04 stehen auf Trennung. Dabei gibt der Peruaner an, dass er seinen Vertrag ursprünglich verlängern wollte.
Sie heißen Meier, Lehmann oder Schulze? Sie mögen Tattoos, gerne auch großflächig? Kommen Sie dann zwangsläufig auf die Idee, sich Ihren Namen in kunstvoll geschwungenen Großbuchstaben auf den Rücken stechen zu lassen? Jefferson Farfan fand das wichtig, er ist für Fans auch dann von hinten zu identifizieren, wenn er sein Trikot auszieht. Man mag darüber den Kopf schütteln, es kann einem auch egal sein, aber diese Art der Selbstinszenierung verrät doch einiges über einen Fußballer, dem der Sinn des Wortes Mannschaft immer mal wieder erklärt werden muss.
An diesem Donnerstag tritt Schalke 04 beim formstarken niederländischen Top-Team Twente Enschede an, im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League könnten die zuletzt ins Stolpern geratenen Königsblauen einen Befreiungsschlag landen (19 Uhr/Kabel 1 und Sky live). Aber wieder stehen sie vor personellen Problemen, auch Jefferson Farfan ist erneut nicht am Start. Diesmal sitzt er eine Gelbsperre ab.
Missverständnis mit Trainer Stevens?
Am vergangenen Samstag hatte Stevens auf den 27-Jährigen beim 1:2 in Freiburg verzichtet, offiziell erklärte Schalkes Trainer den Ärger vom Wochenende aber bereits für beendet. „Für mich ist das vorbei“, sagte Stevens, sogar mit dem erstaunlichen Zusatz: „Ich war nicht sauer.“
Spätestens seit Mittwoch aber wird er es sein, denn der peruanische Exzentriker hat seinen Verein in einem Sport-Bild-Interview zum Teil heftig kritisiert. Dabei widerspricht er auch der Version des Trainers, der erklärt hatte, Farfan sei nach dem Länderspiel für Peru in Tunesien zu müde für einen Einsatz in Freiburg gewesen. „Ich war fit und gewillt zu spielen“, behauptet Farfan. Knackpunkt soll vielmehr eine Überraschung beim Abschlusstraining gewesen sein: Denn da fand sich der zuletzt extrem lustlos aufgetretene Star in der B-Elf wieder. Er sei deshalb verwirrt gewesen, erklärt der Rechtsaußen, und das habe er dem Trainer auch so gesagt. Wie genau wohl?
Schalke zieht Angebot zurück
Farfan und kein Ende. Die neue Unruhe kommt Stevens so gelegen wie eine Backenzahn-Entzündung. Ein Disziplinfan wie er kann die wiederkehrenden Extratouren eines selbstsüchtigen Profis nicht dulden, da sie das gesamte Teamgefüge gefährden. Andererseits ist Farfan ein hochbegabter Fußballer, der an guten Tagen Spiele entscheidet, weil er auch mit einem Lasso nicht einzufangen ist.
Wie im Oktober in Leverkusen, als er mit dem Ball am Fuß über das gesamte Feld sprintete und zum Abschluss noch die kühle Klasse für das Goldene Tor hatte. Dass er danach das Schalke-Wappen auf seinem Trikot küsste – alles nur Show. Denn auf Schalkes hochdotiertes Angebot zur Verlängerung des zum Saisonende auslaufenden Vertrages hatte er lange nicht reagiert. Der Klub zog das Angebot im Winter verärgert zurück. Dann war die Rede von einer horrenden Forderung: 14 Millionen Euro Handgeld sollen Farfan und sein Berater Raúl Gonzalez Jordan verlangt haben. Raffzahn, Söldner, Gierig-Profi: Die Urteile von Medien und Fans fielen daraufhin nicht gerade kuschelig aus.
Farfans Äußerungen klingen nach Trennung
„Wir hatten immer die besten Absichten, unsere Beziehung mit Schalke weiterzuführen“, sagt Farfan nun. „Ich finde es aber nicht okay, die Inhalte dieser Gespräche in der Presse zu lesen. Das ist für eine Verlängerung sicher nicht hilfreich, sondern bewirkt das Gegenteil.“ Das klingt stark nach einer Trennung. Will ihn der Verein überhaupt noch? Bisher betonte Manager Horst Heldt stets, dass er gesprächsbereit wäre, falls Farfans Berater noch einmal auf ihn zukäme. Am Mittwoch in Enschede wich Heldt bei dieser Frage erstmals aus: „Wir konzentrieren uns jetzt auf die wichtigen Spiele.“ Wenig zu sagen kann auch vielsagend sein.