Freiburg. . Theater um Jefferson Farfan, ein formschwacher Raúl, immer größere Personalsorgen und ein dünnhäutiger Trainer Huub Stevens: Von diesen Umständen wurde die Schalker 1:2-Niederlage beim SC Freiburg begleitet. Zum ersten Mal ist Schalke in dieser Saison in einer nachhalten Abwärtsspirale.
Vor der Saison war Schalkes Manager Horst Heldt eines ganz besonders wichtig: eine große Gelassenheit bei den Erwartungen. Er hatte sogar gesagt, dass selbst der achte Tabellenplatz kein Beinbruch wäre – es sollte im Jahr nach Felix Magath nur wieder Ruhe in den Verein einkehren. Es war vielleicht nur ein Zufall, dass Heldt nun vor dem Spiel in Freiburg wieder vom achten Platz gesprochen hatte, als er mahnte, dass es nun aber nicht noch weiter abwärts gehen dürfe mit Schalke: „Wenn wir jetzt noch Achter würden, wäre es eine Katastrophe – nach allem, was wir bisher erreicht haben.“
Die Ansprüche sind – natürlich – gestiegen, und Schalke muss aufpassen, den Erwartungen jetzt noch gerecht zu werden. Denn das Team ist zum ersten Mal in dieser Saison in eine offenbar nachhaltige Abwärtsspirale geraten.
Schalke hat die letzten drei Auswärtspartien verloren
Das 1:2 beim bisherigen Schlusslicht SC Freiburg war nicht einfach nur eine normale Niederlage – es war die Fortsetzung eines Trends, der sich seit Wochen verfestigt: Schalke hat in der Bundesliga nur eines der letzten fünf Spiele gewonnen und die letzten drei Auswärtspartien sogar verloren. Der dritte Platz, den Horst Heldt inzwischen zum Ziel erklärt hat, ist zwar noch in guter Reichweite, aber von hinten drücken die Verfolger. „Der Vorsprung schrumpft“, konstatierte Heldt nach der nicht unverdienten 1:2-Schlappe in Freiburg durch die Tore von Sebastian Freis (18.) und Daniel Caligiuri (66., Foulelfmeter). Schalke hatte zwar anfangs klare Vorteile, war dann aber völlig aus der Spur geraten und hatte nach dem Anschlusstreffer von Teemu Pukki (72.) Pech, dass ein Schuss von Lewis Holtby nur am Pfosten landete (83.).
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Schalke geht derzeit die Kunst ab, kritische Situationen mit guten Ergebnissen zu überspielen – so, wie es zum Beispiel nach dem Rückzug von Ralf Rangnick oder dem Kreuzbandriss von Ralf Fährmann in dieser Saison bisher gelungen war. Vielleicht sind es derzeit auch zu viele Baustellen auf einmal, die der Konzentration im Wege stehen. Das neuerliche Theater um Jefferson Farfan am Tag vor dem Spiel in Freiburg ist nur das deutlichste Beispiel.
Nach Schalker Darstellung habe Farfan in Freiburg nicht spielen wollen, weil er nach seiner Länderspielreise mit Peru nach Tunesien müde gewesen sei – Trainer Huub Stevens hatte ihn daraufhin aus dem Kader gestrichen. Eine von beiden Seiten ziemlich resolute Vorgehensweise, weil es offenbar nicht einmal zur Debatte stand, Farfan für einen Kurzeinsatz mit nach Freiburg zu nehmen. Für Heldt ist die Sache noch nicht erledigt, auch wenn ihm bei den Sanktionen die Hände gebunden sind: „Wenn ein Spieler müde ist, kann ich ihm ja keine Geldstrafe geben. Aber das müssen und werden wir noch klären.“
Zu einer offenen Baustelle entwickelt sich langsam auch der Fall Raúl. In Freiburg war’s besonders deutlich: Stevens wechselte den Star nach schwachen 71 Minuten gegen Pukki aus – und der traf prompt nur 30 Sekunden später mit seiner ersten Ballberührung zum Anschlusstor. Ob sich dies alles auf die Vertragsverhandlungen mit Raúl auswirkt, darüber kann man derzeit nur spekulieren. Fakt ist, dass der 34-Jährige immer häufiger mit reichen Vereinen aus dem Katar und den USA in Verbindung gebracht wird.
In der Schalker Defensive wird es ganz eng
Die festen Konturen, die Stevens der Mannschaft bei seinem Dienstantritt schnell gegeben hat, sind auf jeden Fall verwischt – auch durch erhebliche Personalsorgen. In der Defensive wird es nun sogar ganz eng, weil Kyriakos Papadopoulos in Freiburg die Gelb-Rote Karte sah und sich Benedikt Höwedes einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zuzog. Stevens, der sich angesichts häufender Negativ-Nachrichten zusehends dünnhäutiger zeigt, sagte in Freiburg, man müsse jetzt auch beachten, welche Spieler in der Lage seien, alles zu geben: „Huntelaar konnte es heute nicht, Fuchs konnte es nicht, Farfan konnte es nicht. Und die, die alles geben konnten, die haben leider auf dem Platz gestanden.“
Ein Kompliment an die Spieler war das nicht. Heldt sagte sogar einen Satz, den man auch als Drohgebärde interpretieren kann: „Wir werden jetzt bei jedem Spieler die Leistungsbereitschaft überprüfen.“ Nach großer Gelassenheit hörte sich das nicht mehr an.
Schalke patzt in Freiburg