Gelsenkirchen. . Der FC Schalke 04 startet gegen den VfB Stuttgart aussichtsreich in die Rückrunde. Doch für ganz hohe Ziele fehlt dem Team von Trainer Huub Stevens noch Stabilität. Eine Bestandsaufnahme.

Am Montag waren sie unter Tage. Tausend Meter tief, im Marler Bergwerk Auguste Victoria. Alle paar Jahre schickt Schalke 04 seine Profis in den Schacht, um das Image des Malocherklubs zu betonen, um die Spieler den Fans und der Vereinsgeschichte näher zu bringen – und um die jungen Millionäre ein wenig Demut zu lehren. „Sehr beeindruckend“ sei dieses Erlebnis gewesen, meinte Torwart Lars Unnerstall. „Die Bergleute haben uns erklärt, dass sie sich immer zuerst über Schalke unterhalten und dann über die Arbeit“, erzählte Torjäger Klaas-Jan Huntelaar.

Zusammenhalt kann eben nicht schaden – und auch Mäßigung tut gut. Deshalb trat Huub Stevens bewusst zur Seite, als nach der Grubenfahrt ein Erinnerungsfoto mit einer gebastelten Meisterschaftsschale geschossen werden sollte. Der Trainer legt großen Wert darauf, nicht falsch verstanden werden zu können. Vor dem Rückrundenstart an diesem Samstag gegen den VfB Stuttgart gibt sich Schalke nicht euphorisch, sondern unaufgeregt und realistisch. Eine Bestandsaufnahme:

Bayern und Dortmunder spüren den Atem der Schalker

Die Lage: Tabellarisch stehen die Blau-Weißen bestens da, die im Meisterschaftsrennen favorisierten Bayern und Dortmunder spüren den Atem der Schalker. Aber die wissen, dass sie exakt diesen Gegnern in der Hinrunde deutlich unterlegen waren. Deshalb formuliert auch Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies kein zu hohes Ziel: „Wir wollen im oberen Bereich mitspielen, und dafür arbeiten wir hart.“ Manager Horst Heldt und Trainer Huub Stevens klingen ähnlich. Schalke spricht mit einer Zunge – ein Vorteil.

Die Stärken: Schon unter Ralf Rangnick durfte auch im Training wieder gelacht werden, Huub Stevens hat den Gemeinschaftssinn noch weiter forciert. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, den Niederländer zurückzuholen, akribisch arbeitet der Trainer an der Balance zwischen der überragenden Offensive und der verbesserungswürdigen Defensive. Schalkes Spiel nach vorne kommt der Perfektion manchmal sehr nahe. Beim 5:0 gegen Bremen vor der Winterpause verwöhnten Raúl und Co. die Fans mit Traumtoren.

Die Probleme: Nur wenige Tage nach der grandiosen Vorstellung gegen Bremen wurde deutlich, warum die Verantwortlichen nicht zum Überschwang neigen. Der Mannschaft fehlen noch Kontinuität und Stabilität. Beim Pokal-Achtelfinale in Gladbach hatte Schalke keine richtige Einstellung für ein K.o.-Spiel, keine Ordnung, keine Disziplin. Der von Huub Stevens vom Abstellgleis auf eine Schlüsselposition zurückgeholte Jermaine Jones bleibt nun bis März gesperrt. Ein ähnlich robuster Mittelfeld-Abräumer ist im Aufgebot nicht zu entdecken. Das könnte noch Folgen haben. Für den in der Hinrunde teilweise überragenden, nach seiner Knieverletzung aber noch nicht wieder einsatzbereiten Jefferson Farfan steht hingegen Ersatz parat. Sollte der ehemalige Hoffenheimer Chinedu Obasi einschlagen, wird Schalke den unzuverlässigen Peruaner, der sich seit Monaten nicht für ein Vertragsgespräch rührt, endgültig abschreiben.

„Die Champions League ist das Nonplusultra“

Die Perspektive: Keine Hauruck-Transfers mehr, keine Querelen mehr, stattdessen Verbesserung der fußballerischen Qualität und Einigkeit im Klub – Schalke ist zweifellos auf einem guten Weg. Die blau-weiße Wundertüte bleibt dennoch prall gefüllt. Es lässt sich nicht zuverlässig vorhersagen, ob das Team die Saison auf einem Champions-League-Platz abschließen kann. „Die Champions League ist das Nonplusultra“, betont Manager Horst Heldt nicht nur aus sportlichen Gründen: „Bei allem, was wir künftig planen, wären die Zusatzeinnahmen natürlich hilfreich.“ Denn die Gesundung der Finanzen bleibt eines der wichtigsten Ziele des Vereins, der nicht mehr zwanghaft dem Titel hinterherhechelt. Träumen muss trotzdem erlaubt sein: Liefe alles perfekt, wäre eine Krönung auch unter den neuen Spar-Bedingungen denkbar. „Wir fühlen uns in unserer Rolle ganz wohl“, sagt Horst Heldt.