Gelsenkirchen. . Vor der Sonntags-Bundesligapartie bei Hannover 96 bangt der FC Schalke 04 um den niederländischen Torjäger Klaas-Jan Huntelaar, der am Donnerstag im Europa-League-Spiel gegen Larnaka einen Nasenbeinbruch erlitt.

Alle Schalker sind bekanntlich königsblau, nur einer schert momentan aus der Reihe. Als Schalke-Trainer Huub Stevens am Freitagmorgen seine Profis um sich versammelte, bekam er einen Schreck beim Anblick Klaas-Jan Huntelaars: „Sein Gesicht ist total geschwollen und leuchtet in allen Farben. Das ist wirklich schlimm, glaubt es mir, das kenn ich aus eigener Erfahrung“, meinte der Holländer, der in seiner aktiven Zeit als Verteidiger keinem schmerzhaften Zweikampf aus dem Weg gegangen ist.

So wird es für Huntelaar und sein Ärzteteam ein Wettlauf mit der Zeit, ob es reicht für einen Einsatz am Sonntag um 15.30 Uhr in Hannovers AWD-Arena (live im DerWesten-Ticker). Gestern wurde alles an Vorbereitung unternommen: Ein Bueraner Sanitätshaus nahm beim lädierten Torjäger Maß und fertigte eine spezielle Karbon-Maske an, sollte Huntelaar auflaufen können. Prognose?

Restlos enttäuschender Europa-League-Auftritt

„Also, so wie er heute ausschaut, glaube ich nicht, dass es was wird mit seinem Einsatz, aber das kann sich manchmal über Nacht schnell ändern. Aber man muss schauen, wie steht es um die Luftzufuhr unter der Maske“, ist Huub Stevens eher skeptisch.

Die Aufregung und Sorgen um Schalkes momentane Torfabrik nahm ein wenig den Druck von den übrigen Akteuren, der nach dem restlos enttäuschenden Europa-League-Auftritt gegen Larnaka natürlich noch am Freitag zu spüren war. Zuerst einmal versammelte Stevens die Spieler hinter verschlossenen Türen. „Kurz und knackig“, so Stevens, sei die Ansprache gewesen. Dennoch dauerte es eine geschlagene Stunde, ehe die Reservisten auf dem Trainingsplatz erschienen. Und als alles vorbeischien, kamen auch die restlichen Mannschaftskollegen dazu und gingen schnurstracks zur Gegengerade im Parkstadion, um den rund 500 Trainingsgästen jeden Autogrammwunsch zu erfüllen. Was der Trainer nicht als Strafmaßnahme verstanden wissen will: „Das hätten wir auch gemacht, wenn wir am Donnerstag gewonnen hätten. Eine normale Sache, wir wussten, dass zum Ende der Ferien noch einmal viele Fans kommen.“

Damit konnte man natürlich bei denen nichts gutmachen, die Donnerstagabend quälend lange 95 Spielminuten über sich ergehen ließen. „Für unsere Fans bin ich besonders enttäuscht, dass sie nicht bekommen haben, was sie zu Recht von uns erwartet hatten“, knurrte Stevens. Natürlich hätte auch er auf die neu entfachte Spannung in der eigentlich schon abgehakten Europa-League-Gruppenphase gerne verzichtet.

Denn so darf wieder eifrig gerechnet werden. Sollte das nächste Heimspiel gegen Steaua Bukarest (1. Dezember) auch nicht gewonnen werden, käme es zu einem echten Finale am 14. Dezember in Haifa, in dem es um das Überwintern im europäischen Wettbewerb ginge. So gesehen brachte auch das 0:0 gegen Larnaka dem Trainer ein paar wichtige Erkenntnisse: Dass Ciprian Marica wieder einmal eine Chance im Sturm nicht nutzen konnte, sich als echte Alternative aufzudrängen. Dass Jan Morávek vielleicht ein guter Mitspieler, aber auf keinen Fall eine Führungsfigur im Mittelfeld ist. Und dass der aufreizend langsam vom Platz spazierende José Manuel Jurado bei seiner Auswechselung, begleitet von wütenden Pfiffen aus 52 077 Kehlen, allmählich eine Zumutung ist. So hatte das Spiel nur einen Sieger: Torhüter Lars Unnerstall, der in einigen brenzligen Situation forsch zugriff und wenigstens den einen Punkt sicherte. Nicht zufällig war auch der Torhüter nach Abpfiff noch am längsten auf dem Spielfeld.

Was übrigens nur mit zehn Schalkern beendet wurde, weil Klaas-Jan Huntelaar da mit blutender Nase in den Katakomben verschwunden war.