Gelsenkirchen. . Für Schalke lief die Saison bisher so prima – und dann dieser Ausrutscher. Beim 0:0 in der Europa League gegen Larnaka versagte die königsblaue B-Elf. Ganz besonders in der Kritik stehen Ciprian Marica und Jose Manuel Jurado.

Er kann auch anders, dieser Jose Manuel Jurado. Es war das Schalker Heimspiel gegen den SC Freiburg. Jurado, 26, kam als Joker ins Spiel, wie so oft, als er beim Stand von 3:1 sah, wie Raúl in seinem Rücken in den Strafraum schlich. Jurado drehte sich einmal kurz und lupfte den Ball so genial über die komplette Freiburger Abwehr, dass Raúl keine Mühe mehr hatte, das 4:1 zu erzielen. Traumhaft. Eine Vorlage, die sich jeder Fußballfan weltweit 100-mal hintereinander anschauen könnte. Jose Manuel Jurado kann Fußball spielen, sehr gut sogar. Und doch ist er nach dem Trauerspiel gegen Larnaka mehr denn je ein Schalker Problemfall.

Jurado zweitteuerster Transfer der Vereinsgeschichte

Da muss sogar Manager Horst Heldt um Verständnis bitten: „Es wäre ein großer Fehler, Jurado aufzugeben. Wir müssen ihn unterstützen.“ Doch das versuchen die Schalker seit fast eineinhalb Jahren. Für 13 Millionen Euro kam der bis dahin weitgehend unbekannte Jurado als Spielmacher-Talent von Atletico Madrid nach Gelsenkirchen. Von einem neuen Lincoln war die Rede, Ex-Trainer Felix Magath wollte Jurado zu einem einem neuen Zvjezdan Misimovic aufbauen – seinem „Meister-Regisseur“ in Wolfsburg. So wurde Jurado zum zweitteuersten Transfer der Vereinsgeschichte nach Klaas-Jan Huntelaar.

Schon nach kurzer Zeit schien Magath an Jurado zu zweifeln und ließ ihn kaum durchspielen. Das kommentierte Magath lapidar: „Wir müssen ihm Zeit geben. Kevin Keegan hatte beim HSV in seiner ersten Saison auch Schwierigkeiten. Doch dann wurde er zweimal Fußballer des Jahres.“ Das war 1978.

Der Marktwert des Spielmachers sinkt

Jurados erste Saison ist zudem längst rum. Er bestritt 44 Pflichtspiele (8 Tore, 7 Vorlagen), wurde dabei 34-mal (!) ein- oder ausgewechselt. In der Sommerpause verlangte Horst Heldt von Jurado im Trainingslager „den nächsten Schritt“. Da war Jurados Marktwert laut transfermarkt.de schon auf 9,5 Millionen Euro gesunken. Nun befindet sich die „neue“ Saison schon im vierten Monat. Jurados Bilanz: 11 von 19 Pflichtspielen hat er bestritten, ein Tor erzielt, zwei Treffer vorbereitet, nur selten überzeugt. Seine DerWesten-Durchschnittsnote ist 4,0 – blamabel für einen Spieler seiner Qualität. Sein Marktwert sinkt und sinkt, inzwischen auf nur noch acht Millionen Euro. Wenn er spielt, dann meist auf der ungeliebten linken Seite. Manchmal trabt Jurado lustlos über den Platz – wie in der ersten Halbzeit beim 4:2 in Mainz (DerWesten-Note: 6) – oder eben beim 0:0 gegen Larnaka. Vater wird Jurado im Februar 2012. „Ich fühle mich in Deutschland fast wie zu Hause“, sagte Jurado auf der vereinseigenen Homepage Anfang Oktober. Dennoch ist er bisher ein 13-Millionen-Euro-Flop. Es gibt kein Zeichen, warum sich das ändern könnte.

13 Millionen Euro hat Ciprian Marica nicht gekostet. Sondern gar nichts. Nachdem die Schalker Edu (Besiktas Istanbul) und Mario Gavranovic (FSV Mainz 05) kurz vor Ende der Transferperiode abgegeben hatten, statteten sie den Kapitän der rumänischen Nationalelf mit einem Vertrag bis 2013 aus. Dass er sein Geld wert ist, hat er kein einziges Mal gezeigt. Elf Spiele, null Tore, eine Vorlage – was für eine desolate Bilanz. Tiefpunkt war sein Auftritt gegen Larnaka. Uninspiriert, lustlos, einfach nur schwach. Als er langsam vom Platz trottete, wurde er von den Schalker Fans ausgepfiffen.

Heldt ist von Marica enttäuscht

Für diese Leistung schämte sich sogar Marica-Förderer Horst Heldt, auch wenn er es weich verpackte. „Ich hätte mir ein anderes Auftreten erwünscht“, sagte Heldt nach dem Schlusspfiff. Wenn Klaas-Jan Huntelaar ausfällt, ist nun wohl der junge Finne Teemu Pukki die erste Sturm-Alternative – der ist in der Europa League gesperrt und konnte nicht für sich werben. Marica hat seine Chance verspielt.