Gelsenkirchen. Schalke 04 hat weiter Probleme im Tor: Bei den Spielen in Larnaka und Leverkusen ist sogar der Einsatz von Mathias Schober wieder möglich. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass danach Timo Hildebrand im Schalker Tor steht.
Es war nur eine knappe Mitteilung, die Schalke am Dienstagabend herausschickte. Eine Mitteilung freilich mit folgenschwerem Inhalt: Bei einer Untersuchung in Augsburg bestätigte Kniespezialist Dr. Ulrich Boenisch, dass sich Schalkes Torwart Ralf Fährmann eine „Bänderruptur im linken Knie“ zugezogen hat. Damit ist das Fußball-Jahr 2011 für den 23-Jährigen vorzeitig beendet, denn selbst ein Innenbandriss erfordert eine Pause von etwa acht Wochen.
Schalke wollte immer noch nicht bestätigen, dass es sich bei der Verletzung um einen Kreuzbandriss handelt – vermutlich, um das am Donnerstag (19 Uhr MESZ, live im DerWesten-Ticker) auf Zypern bei AEK Larnaka anstehende Spiel der Europa League nicht durch die Nachfolge-Diskussion zu belasten. Denn alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die derzeitigen Torhüter Lars Unnerstall (21) und Mathias Schober (35) nur eine Lösung für die Spiele in Larnaka und am Sonntag in Leverkusen sein werden, und dass für die Zeit danach Timo Hildebrand (32) im Anflug nach Schalke ist. „Die nächsten beiden Spiele bestreiten wir erst einmal mit unseren derzeitigen Torhütern Lars Unnerstall und Mathias Schober“, betont Manager Horst Heldt.
Stevens teilt den Torhütern am Donnerstag seine Wahl mit
Laut Trainer Huub Stevens ist es dabei keineswegs schon beschlossene Sache, dass das Tor auf Zypern Unnerstall hüten wird, der am Samstag beim Spiel gegen Kaiserslautern nach der Roten Karte für Fährmann eingewechselt worden war. „Da hat er seine Sache für einen jungen Mann, der die Erfahrung nicht hat und dann reinkommt, gut gemacht“, lobt Stevens. Aber nun gehe es darum, was für die Mannschaft in dieser Situation am wichtigsten sei: „Braucht sie Erfahrung und einen Torwart, der auf dem Platz viel spricht?“ Das wären Argumente, die auf einen Einsatz von Schober hindeuten würden.
Routinier Schober hatte vor der Saison das Duell mit Unnerstall um den zweiten Platz der Schalker Torwart-Hierarchie verloren – aber das war unter Stevens’ Vorgänger Ralf Rangnick. Nun werden die Karten neu gemischt. Erst am Donnerstag will Stevens den Torhütern seine Wahl mitteilen. Doch eine Dauerlösung, das ist klar, sind beide nicht.
Lange suchen muss Manager Horst Heldt nicht nach einem neuen Torwart: Längst hat er seine Fühler nach Ex-Nationaltorwart Timo Hildebrand ausgestreckt, auch wenn er die Kontakte nach außen nicht ganz so hoch hängen will: „Mit Timo telefoniere ich regelmäßig“, sagt Heldt nur – man würde sich ja schon seit langer Zeit kennen.
Beide spielten ab 2003 zusammen beim VfB Stuttgart – Hildebrand ging dann 2007 zum FC Valencia. Doch weder in Spanien noch danach in Hoffenheim (2009 bis 2010) und schon gar nicht im Vorjahr bei Sporting Lissabon wurde Hildebrand glücklich – derzeit ist er arbeitslos und hält sich beim Zweitligisten Eintracht Frankfurt fit. Diese Umstände ermöglichen Schalke eine Verpflichtung ohne größeres Risiko – der 32-Jährige, der 259 Bundesliga-Spiele und sieben Länderspiele bestritten hat und der 2006 noch dritter deutscher WM-Torwart war, sitzt bei der Suche nach einem Verein nicht mehr auf dem hohen Ross. Zuletzt hat er gesagt: „Ich bin mit sehr viel Demut bei der Sache.“
Adler kann sich Wechsel nach Schalke wohl gut vorstellen
Hildebrand würde Schalke als letzte Chance begreifen – und wohl auch einen leistungsbezogenen Vertrag bis Saisonende akzeptieren. Bis dahin könnte er das Problem zwischen den Schalker Pfosten lindern und sich gleichzeitig für ein Engagement darüber hinaus empfehlen. Denn Hildebrand würde in Schalke genauso auf Bewährung spielen wie bisher Fährmann, der zwar die Nummer eins war, aber sich doch ständig neu beweisen musste. Nämlich, dass er in der Zeit nach Manuel Neuer für Schalke mehr als nur eine Zwischenlösung ist.
Denn im kommenden Sommer sind andere Torhüter auf dem Markt, ablösefrei sogar die Nationalkeeper Rene Adler und Tim Wiese, deren Verträge in Leverkusen bzw. Bremen auslaufen. Vor allem mit Adler, der derzeit verletzt ist und in Leverkusen von dem jungen Bernd Leno vertreten wird, hat sich Schalke beschäftigt. Aus dem Schalker Umfeld heißt es sogar, dass sich Adler einen Wechsel wohl gut vorstellen könnte – im neuen Jahr.