Gelsenkirchen. Klaas-Jan Huntelaar galt in der Sommerpause auf Schalke als Verkaufskandidat. Doch nun ist der Stürmer fulminant in die Saison gestartet. In der Bundesliga-Torjägerliste steht er oben - und beim 6:1-Erfolg gegen Helsinki traf er viermal.

Klaas-Jan Huntelaar (27) wollte nach einer Ehrenrunde eigentlich nur noch schnell in die Kabine. Doch einen Spruch musste Schalkes Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann dem Niederländer noch mit auf den Weg geben. „Manch einer“, hob Oberschulte-Beckmann an, „hat an dir gezweifelt. Bis heute!“ Die Fans applaudierten noch einmal an diesem denkwürdigen Abend, brüllten ein letztes Mal „Hun-te-laar, Hun-te-laar“. Vier Tore erzielte Schalkes Nummer 25 beim 6:1 gegen HJK Helsinki. Der Niederländer schoss S04 nach der bitteren 0:2-Hinspielniederlage in die Gruppenphase der Europa League und bekam von DerWesten die Note 1. In sechs Pflichtspielen in dieser Saison hat er damit schon zwölf Tore erzielt.

Das ist ein bisschen unheimlich. Denn eigentlich hieß es immer, Trainer Ralf Rangnick würde nicht auf Stürmertypen wie Huntelaar stehen, die sich am liebsten im Strafraum aufhalten und nicht besonders schnell sind. Lieber wollte Rangnick den Freiburger Papiss Demba Cisse verpflichten – doch 15 Millionen Euro Ablöse konnte Schalke nicht stemmen. Ein Angebot für den „Hunter“ hätte S04 nicht abgelehnt, doch der wollte gar nicht gehen.

Gerade ist der 13-Millionen-Euro-Einkauf zum zweiten Mal Vater geworden, er wohnt in seinem Heimatdorf in Holland, erreicht Gelsenkirchen mit dem Auto in weniger als einer Stunde und verdient nicht schlecht. Außerdem ist er nach einer zweimonatigen Verletzungspause im Frühjahr nun wieder topfit. Die Taktik von Ralf Rangnick liegt ihm, sagt er: „Wir spielen mit vielen Leuten nach vorn. Und wenn vorn viele sind, bin ich besser. Das ist wichtig.“ Huntelaar ist nicht nur torgefährlicher als in der vergangenen Saison, sondern auch laufstärker. Er spult in jedem Spiel über zehn Kilometer ab – nicht schlecht für einen, der eher als Strafraumstürmer gilt.

Das registriert auch Ralf Rangnick. „Man hat gesehen, dass er einen Lauf hat. Wenn man viele Chancen kreiert, hat er die Qualität, um Tore zu machen“, erklärte der Coach nach dem Viererpack seines Torjägers. Huntelaar zeigte sich im Spiel gegen Helsinki nicht nur richtig kaltschnäuzig vom Elfmeterpunkt beim 1:0 (15.) und 3:1 (49.), sondern auch zielstrebig und technisch stark beim 2:1 (25.) und schnell beim 5:1 (63.).

Beim fünften Tor nutzte er einen Querpass von Jefferson Farfan – ein einstudierter Spielzug, wie Huntelaar schildert: „Ich habe gesehen, dass Jeff außen den Ball hat, bin zum ersten Pfosten gelaufen, der Ball kam genau dorthin und ich konnte reinspringen.“ Kaum zu glauben, dass „Hunter“ in der vergangenen Saison so vieles vermissen ließ. In der Bundesliga gelangen ihm ganze acht Tore - zwischendurch blieb er sogar über 1000 Minuten ohne Erfolg und wurde ausgepfiffen.

Schalke-Talent Holtby lobt den Torjäger

Acht Saisontore? Diese Quote dürfte er in dieser Form locker übertreffen. Die Unterstützung seiner Mitspieler hat er. „Das ist keiner mit Star-Allüren. Er ist sein ganzes Geld wert“, sagt beispielsweise Lewis Holtby. Kapitän Benedikt Höwedes glaubt zu wissen, wie der Torjäger noch häufiger jubeln kann: „Er ist ja neulich zum zweiten Mal Papa geworden. Er kann gern noch ein Kind zeugen, wenn er dann noch mehr Tore schießt.“

Ob er auf seinen Kapitän hört? „Zwei Kinder reichen erstmal“, sagte Huntelaar zum Schluss. Und lachte danach. Er hat wieder Spaß auf Schalke.