Gelsenkirchen. Der FC Schalke ist mit einem Torfestival in die Gruppenphase der Europa League gestürmt. Die Königsblauen schlugen den HJK Helsinki im Rückspiel mit 6:1. Klaas-Jan Huntelaar war mit vier Treffern der überragende Mann auf dem Platz.

Als der Stadionsprecher in der Arena nach dem sechsten Tor des FC Schalke 04 traditionell bei den Fans den Spielstand abfragte, schickte er noch drei wahre Worte hinterher, auf die er an diesem Abend aber keine Exklusivität beanspruchen konnte: „Nicht zu glauben“, sagte er, und breite Zustimmung war ihm sicher. Mit einem 6:1 gegen HJK Helsinki hat sich Schalke nach der 0:2-Hinspielpleite doch noch in die Gruppenphase der Europa League geschossen. Gefeierter Star des Abends war der Holländer Klaas-Jan Huntelaar, der gleich viermal traf.

Schon in der ersten Minute hielten die Schalker Fans den Atem an. Ein Fehler von Kapitän Benedikt Höwedes brachte ausgerechnet Teemu Pukki, den Schützen beider Tore im Hinspiel, in beste Position allein vor Torwart Ralf Fährmann auf – diesmal aber zielte der Finne schlecht.

Die Schalker mussten sich erst. sammeln. Geduldig trugen sie ihre Angriffe vor, stets in der Hoffnung, für Beharrlichkeit belohnt zu werden. In der 14. Minute war dies erstmals der Fall. Rechtsverteidiger Marco Höger schlug den Ball hoch in den Strafraum, Raúl wollte ihn herunterpflücken, wurde dabei aber von Rafinha umgestoßen. Schiedsrichter Leontios Trattou aus Zypern zögerte nicht: Elfmeter für Schalke. Beim Schuss von Klaas-Jan Huntelaar flog Torwart Ville Wallen in die richtige Ecke und wehrte den Ball dennoch nicht ab.

Abwehr sieht nicht gut aus

Die Erleichterung über den Führungstreffer wurde schon fünf Minuten später vom Entsetzen über finnische Gegenwehr abgelöst. Gleich zweimal ließ sich die Schalker Abwehr austanzen: Beim ersten Mal zog Pukki an Fährmann vorbei, bevor Joel Matip den Ball noch von der Linie kratzen konnte, doch direkt im Anschluss daran wurde Pukki per Doppelpass bedient, und diesmal blieb der Finne kühl. 1:1, der Kälteschock für Schalke.

An diesem Abend aber hatten sich die Blau-Weißen vorgenommen, sich nicht erneut zu blamieren. Sie rissen sich zusammen, berannten weiterhin das gegnerische Tor. In der 25. Minute hämmerte Huntelaar den Ball nach geschickt gewonnenem Zweikampf entschlossen in den Winkel – dieses 2:1 war ein ganz wichtiges Zeichen.

Krass blieb allerdings der Gegensatz zwischen Offensive und Defensive innerhalb des Schalker Teams. Insgesamt fünfmal tauchten die Finnen in der ersten Halbzeit frei vor Torwart Fährmann auf, wiederholt präsentierte sich die Schalker Hintermannschaft übernervös.

Für die Angriffe hingegen gab es zum Teil Szenenapplaus. Allerdings nicht für den Konter zu dritt, den Julian Draxler vier Minuten vor der Pause fahrlässig abschloss. Danach fehlte bis zum Wechsel Raúl, der mit Alexander Ring zusammengekracht war und in der zweiten Hälfte mit einem Kopfverband weiterspielte.

Befreiung durch Papadopoulos

Gut, dass der routinierte Spanier noch dabei war. In der 49. Minute gab er Jefferson Farfan den Laufpass, der Rechtsaußen wählte beim Antritt die kleine Lücke zwischen zwei Abwehrspielern, die ihn nur noch per Foul bremsen konnten. Wieder Elfmeter. Wieder Huntelaar. Wieder Tor für Schalke.

Doch richtig laut wurde es im Stadion erst, als in der 56. Minute die Hinspielblamage getilgt war. Eine perfekte Flanke des einsatzfreudigen Lewis Holtby brachte Kyriakos Papadopoulos mit einem Klasse-Kopfball im Netz unter: die Befreiung!

Es folgten noch zwei schöne Zugaben: Huntelaar steuerte eine scharfe Flanke von Farfan ins Netz, und Draxler kopierte die Szene bei einer Hereingabe des eingewechselten Ciprian Marica. So kann Schalke auf Europa-Tour gehen. Nur so.