Helsinki. Schalke 04 steht vor dem Aus in der Europa League - bereits in den Play-offs! Die Königsblauen verloren das Hinspiel bei HJK Helsinki mit 0:2 (0:1). Nun benötigt S04 im Rückspiel einen Sieg mit drei Toren Unterschied.
Es hat in der Europapokal-Geschichte von Schalke 04 durchaus schon richtig schwarze Tage gegeben. Am 28. September 2006 zum Beispiel schied Schalke nach einer 1:3-Niederlage bei AS Nancy in der ersten Runde des Uefa-Pokals aus, nachdem man das Hinspiel nur mit 1:0 gewonnen hatte. Das war damals sehr peinlich, aber überboten würde diese Blamage noch, wenn Schalke in den Playoff-Spielen zur Europa League wirklich an dem finnischen Meister HJK Helsinki scheitern würde. Und das ist nach der 0:2-Niederlage gestern Abend in Helsinki gut möglich, ja sogar realistisch. Denn Schalke muss beim Rückspiel am kommenden Donnerstag in der Arena drei Tore schießen, nachdem in Helsinki nicht mal ein Auswärtstreffer gelang.
„Wir haben jetzt eine ganz schwierige Ausgangsposition“, sagte Schalkes Trainer Ralf Rangnick und war „verärgert“ über diesen Auftritt seiner Mannschaft, die durchgängig „die falschen Mittel“ gewählt habe. Unterschätzt, versicherte Rangnick, hätten seine Spieler den Gegner nicht: „Dafür habe ich keine Anzeichen gesehen.“
Schalke konnte sogar von Glück reden, dass die Niederlage nicht noch höher ausfiel, und auch Rangnick hatte sich mit dem Verzicht auf Raúl verzockt. Auf die Frage, ob es ein Fehler gewesen sei, den Star zu Hause zu lassen, antwortete er: „Diese Frage stellt sich nicht. Raúl wollte ungern auf Kunstrasen spielen, und dann macht ein Einsatz keinen Sinn.“
Letztlich konnte sich Schalke allein bei Torwart Ralf Fährmann bedanken, dass in Helsinki noch nicht endgültig aller Tage Abend war. Der Nachfolger von Manuel Neuer machte genau das, was sein Vorgänger in der vergangenen Saison so oft getan hatte: Er hielt Schalke beinahe ganz allein im Spiel und verhinderte gegen Bah (14.), Kansikas (30.) oder Pukki (33.) eine noch höhere Pleite. Und bei den Gegentoren durch Teemu Pukki war Fährmann absolut machtlos. Das 1:0 erzielte der blonde Finne in der 18. Minute mit einem Distanzschuss, nachdem er Kyriakos Papadopoulos weggelaufen war. Und vor dem 2:0 in der 54. Minute brachte Benedikt Höwedes den Ball nicht weg. Pukki heißt im Finnischen übrigens „Pferd“ – Schalke war wie vom Pferd getreten worden.
Als DFB-Pokalsieger hatte sich Schalke für die Playoff-Runde der Europa League qualifiziert und wollte über Helsinki mal eben in die Gruppenphase spazieren – doch da hatten sich die Gelsenkirchener ordentlich geschnitten. Schalke spielte wie von allen guten Geistern verlassen und wurde von dem finnischen Meister, der in der Qualifikation zur Champions League glatt an Dinamo Zagreb gescheitert war (1:2/ 0:1), in der Abwehr phasenweise vorgeführt. Die Innenverteidiger Höwedes und Papadopoulos wirkten wie ein Teil eines Panikorchesters. Es stimmte hinten und vorne nicht, und alles auf den Kunstrasen zu schieben, wäre eine viel zu billige Ausrede.
Schalke hatte nur ganz, ganz wenige Szenen, um dem Spiel eine Wende zu geben: Die beste Gelegenheit war ein Schuss von Huntelaar in der 72. Minute, den Lindström von der Linie kratzte. Und in der Anfangsphase, als die Finnen noch Respekt vor den Deutschen hatten, scheiterte Marica an Torwart Wallen (12.).
Für den Vorjahres-Halbfinalisten der Champions League war es beinahe eine Demütigung. Helsinkis Trainer Antti Muurinen dagegen platzte fast vor Stolz: „Das war vielleicht das beste Spiel, was man von HJK Helsinki je gesehen hat.“