Gelsenkirchen. Schalke 04 gibt es jetzt auch offiziell bei Facebook. Die Königsblauen kauften den Schalke-Fans ihre Fanseite ab - für 50.000 Euro als Spende für gute Zwecke. Die Seite hat 305.000 Fans - in der Bundesliga-Tabelle ist S04 damit Dritter.
Anfang August gab's von der PR-Agentur Lewis noch eine Rüge. Die Agentur hatte die Social-Media-Aktivitäten aller Bundesligisten untersucht - und fand heraus: Kein Verein ist so schlecht wie der FC Schalke 04. Das harte Urteil: Letzter! Hauptgrund: Schalke war nicht bei Facebook aktiv. Das ist seit heute anders. Die Königsblauen haben die Fanseite zur Vereinsseite umfunktioniert - und ließen sich das 50.000 Euro kosten.
Zu sehen sind deshalb auf der Startseite nicht mehr die Pinnwand-Einträge der Fans - sondern Schalke-Torwart Ralf Fährmann. Darüber steht: "Du bist Schalker mit Herz und Seele? Dann bist du hier genau richtig! Verpasse kein Update mehr!" Die Seite hat bereits etwa 305.000 Fans - Tendenz steigend. So steigen die Schalker in der "Facebook-Bundesliga-Tabelle" hinter dem FC Bayern München und Borussia Dortmund von 0 auf Platz 3 ein.
Raphael Brinkert, der die Fanseite bísher betrieb, nahm selbst auf der Seite Stellung: "Ende Juli hatten wir ein erstes Gespräch mit dem Vorstand des FC Schalke 04. Bei den Gesprächen mit dem Verein haben wir darauf hingewiesen, dass die Seite auch nach der Übergabe ihren Charakter beibehalten sollte." Laut Brinkert gab es bis jetzt täglich bis zu 3000 Pinnwand-Einträge - und bisher 325 Millionen Beitragsaufrufe. Ab sofort wird nicht mehr Brinkert - im März Gast bei einer DerWesten-Leserdiskussion nach der Entlassung von Felix Magath - die Seite betreuen, sondern die Schalker Presseabteilung um den Leiter Thomas Spiegel.
Geld bekommen Brinkert und seine Kollegen nicht, sondern einen Medienausweis für die Saison 2011/2012. Der Vorschlag, dass die Schalker zusätzlich einen Betrag zahlen, kam von den Fans. "Im Gespräch mit Peter Peters haben wir vorgeschlagen, dass es als Zeichen der Anerkennung für die Gründung und Betreuung der Seite eine Spende zugunsten eines karitativen Zwecks gibt", erklärte Brinkert. Die Königsblauen spendeten 25.000 Euro an die Stiftung "Schalke hilft". Über die Verwendung einer weiteren Spende können die Schalke-Fans auf Facebook entscheiden. Zurzeit - Stand 11 Uhr - führt mit großem Vorsprung die "Gerald Asamoah Stiftung für herzkranke Kinder". Während die meisten Fans den Wechsel von "inoffiziell" zu "offiziell" begrüßen, gibt es auch kritische Beiträge - von "Schade... war doch ganz gut vorher" über "Mir wäre es lieber gewesen, die Seite wäre nicht in Vereinshand gelandet" bis "Bin gespannt, ob Posts zensiert werden, die gegen den Verein schießen."
Die Schalker Vorstandsmitglieder Peter Peters und Horst Heldt freuen sich über den Kauf. "Ich freue mich, dass wir nun weltweit mit unseren Fans auf diese Weise kommunizieren können. Unsere Aktivitäten im Bereich Social Media sollen ab sofort genauso sein, wie ich mir unseren Fußball wünsche: offensiv, direkt, schnell und leidenschaftlich", sagte Heldt. Peters fügte hinzu: "Social Media hat der Verein in der Vergangenheit zu wenig beachtet. Wir gehen jetzt dahin, wo die Fans sind."
Das ist eindeutig ein Seitenhieb gegen Schalkes ehemaligen Pressesprecher Rolf Dittrich, der zum Team von Ex-Trainer Felix Magath gehörte. Noch im Februar hatte Dittrich im DerWesten-Gespräch betont: "Der Verein sieht keinen nachweisbaren Nutzen im Web 2.0. Facebook kann nichts, was es nicht schon seit fünf Jahren gibt. Die Fans können über den vereinseigenen Newsletter Informationen bekommen und in Foren diskutieren." Zu Dittrichs Zeiten hatte nur Felix Magath selbst eine eigene Facebook-Seite.
Schalke hat nun nachgezogen. Weitere Social-Media-Projekte sollen folgen, gab der Verein bekannt. Dafür hat Schalke eine Firma aus Königswinter engagiert.