Sellin. . Trainer Ralf Rangnick übt mit Schalke 04 ein neues Spielsystem ein. S04 will in der kommenden Saison den Gegner früh attackieren. Die Feldspieler unter den Neuen kennen diesen Fußball von ihren letzten Vereinen.

Auf Rügen gibt es den Rasenden Roland – der heißt wirklich so. Ein Zug, der mit einer alten Dampflokomotive die Touristen über die Insel fährt. Eine Haltestelle ist direkt hinter dem Schalker Trainingsplatz, und wenn die Urlauber dann aussteigen, können sie staunend beobachten, wie wirklich Dampf gemacht wird: Dann nämlich, wenn Ralf Rangnick in den Trainingsformen das neue Schalker Spielsystem üben lässt.

„Wir wollen in der nächsten Saison in einer Art spielen, in der wir den Gegner richtig unter Druck setzen“, erklärt der 53-Jährige. Das heißt, die Spieler sollen den Gegner früh attackieren und ihm so den Ball abjagen. Eigentlich stellt sich Rangnick immer so den Fußball seiner Mannschaften vor, aber als er in der vergangenen Saison das Team übernahm, blieb nicht genug Zeit, dies im Training einzuüben. Jetzt macht er den Neustart. Pressing reloaded.

Selbst beim Trainingsspiel gegen die bedauernswerte Insel-Auswahl am Mittwoch (25:0) war das zu sehen. Auffällig: Die Schalker Spieler holten nach jedem Tor den Ball selbst aus dem Netz und brachten ihn zurück auf den Anstoßpunkt, damit das Spiel möglichst schnell weitergeht – so wie in der Bundesliga bei einem Rückstand in der Schlussphase. „Wir haben uns vorgenommen, immer so schnell wie möglich nachzulegen und gleich wieder das nächste Tor zu wollen, damit wir auch den Trainingseffekt haben“, erklärt Julian Draxler. Und diesen Auftrag wird es auch an diesem Samstag wieder geben, wenn Schalke um 15 Uhr in Stralsund gegen Holstein Kiel zum Abschluss des Trainingslagers das nächste Testspiel bestreitet, ehe es zurück nach Hause geht.

"Sehr leistungsbereit"

Natürlich darf man solche Testspiele überhaupt nicht hoch hängen, aber 15 Tore in einer Halbzeit wie gegen die Insel-Auswahl muss man schon aus Zeitgründen erst einmal schießen können. Das erkennt auch Rangnick an und resümiert nach der ersten Trainingswoche: „Mein Gefühl ist, dass die Spieler sehr leistungsbereit sind.“

Was dazu kommt und das Einstudieren des neuen Systems erleichtert: Die Feldspieler unter den bisherigen Neuzugängen kennen diesen Fußball von ihren letzten Vereinen. „Für Christian Fuchs und Lewis Holtby ist das nichts Neues, die hatten in Mainz schon mit ihrer Mannschaft diesen gemeinsamen Plan“, erklärt Rangnick. Und auch der aus Aachen gekommene Marco Höger spielte bei der Alemannia stets Vollgasfußball.

Knappen gegen Knappen

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Die erste Trainingswoche hat also ihren Zweck erfüllt: An den meisten Tagen wurde dreimal trainiert – nur am Donnerstag beließ es Rangnick bei einer Radtour und einer gemeinsamen Bootsfahrt. Das zumindest war ungewohnt für die Spieler, denn bei Felix Magath hätte es kaum in der ersten Woche schon einen nahezu freien Tag gegeben. Doch Rangnick hat da eine etwas andere Philosophie: „Es geht doch auch darum, dass der Körper nach hoher Belastung die Chance hat, sich zu erholen – sonst macht auch die hohe Belastung keinen Sinn.“ Damit Schalke in der nächsten Saison wirklich Dampf machen kann.