Wien. Schalke überraschte mit dem Formanstieg beim 2:1-Sieg in Wien selbst Felix Magath. Aber auch der Trainer bleibt durch seine Wechselspiele für die Fußballer unberechenbar.

Als Felix Magath im kleinen Presseraum des Hanappi-Stadions saß, ging ein paar Mal das Licht aus. Das passte nun überhaupt nicht, denn eigentlich war Schalke gerade ein Licht aufgegangen. "Das war das erste Spiel, mit dem ich sehr, sehr zufrieden bin", sagte Magath nach dem 2:1-Sieg im Test beim österreichischen Vize-Meister Rapid Wien: "Man hat gesehen, was in der Truppe steckt."

Alarm geschlagen

Vor einer Woche hatte Schalkes Sportchef noch Alarm geschlagen, zum Ende des Trainingslagers in Herzlake hatte er die Mannschaft dann ein wenig im Aufwind gesehen, aber mit der guten Leistung in Wien hatte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht gerechnet. Denn am Samstagmorgen musste die Mannschaft in Herzlake noch eine Konditionseinheit durchführen, am Samstagabend spielte sie dann in Wien in hohem Tempo ansehnlich nach vorne. Nach einem 0:1-Rückstand (Erwin Hoffer, 27.) schossen Ivan Rakitic (38., Foulelfmeter) und Kevin Kuranyi (51.) die Tore. "Ich war überrascht", gestand Magath, "in welch gutem körperlichen Zustand meine Mannschaft war. Das hatte ich so nicht erwartet".

Unberechenbar bleibt Magath freilich auch für die Spieler. Nachdem er beim vorherigen Test gegen Enschede (0:0) Nachwuchsprofi Emin Yalin nur sechs Minuten nach seiner Einwechslung wieder ausgetauscht hatte, erlebte Carlos Grossmüller diesmal die gleiche Übung: In der 65. Minute wurde der Uruguayer eingewechselt, in der 86. Minute musste er wieder raus. Für ihn kam A-Jugendspieler Predrag Stevanovic, während Albert Streit und Gerald Asamoah als einzige Feldspieler überhaupt nicht eingewechselt wurden.

Überangebot an Offensivspielern

Von einer Höchststrafe für Grossmüller, der im Vorjahr noch suspendiert worden war, wollte Magath aber nichts wissen: "Es ist manchmal so, dass man nach einer Einwechslung nicht ins Spiel findet. Das ist schon ganz anderen passiert - mich selbst eingeschlossen. Dann ist es besser, wenn man den Spieler wieder rausnimmt." Und dass Streit und Asamoah ganz draußen blieben, habe "nichts zu bedeuten", dies sei auf das Überangebot an Offensivspielern zurückzuführen. Allerdings gelten beide als Kandidaten, wenn der Kader noch verkleinert werden soll. Streit möchte indes gar nicht weg ("Ich will meine Chance hier nutzen"), während Asamoah bereits gesagt hatte: "Wenn ich wirklich keine Chance haben sollte, muss ich mir Gedanken machen. Aber zunächst einmal versuche ich, mich hier anzubieten."

Dass Magath mit seiner Art für die Spieler unberechenbar ist, hatte er schon zuvor gezeigt: Er experimentiert und testet sehr häufig, setzt Spieler auf unterschiedlichen Positionen ein, um ihre Stärken herauszufinden. So wurde der als Mittelfeldspieler geholte Tscheche Jan Moravek bereits als Verteidiger ausprobiert. Und in Wien saß Torjäger Kevin Kuranyi zunächst auf der Bank: Magath testete das Duo Farfan/ Altintop und ließ im zweiten Durchgang Kuranyi/ Sanchez stürmen. Für die Spieler noch eine Umstellung: "Das kitzelt einen schon, wenn man von der Bank kommt", erklärt Kevin Kuranyi, "man darf sich nicht ausruhen auf dem, was gewesen ist".

Wechselspiele sind Methode

Doch bei Magath haben die Wechselspiele Methode. Als er noch Trainer in Stuttgart war, gab es da mal eine nette Geschichte: Beim Spiel in Leverkusen wechselte er Stürmer Viroel Ganea nur 23 Minuten nach seiner Einwechslung wieder aus - so wie jetzt Grossmüller. Alle wunderten sich damals über den unberechenbaren Magath, doch der sagte zu Ganea nur: "Beim nächsten Spiel wirst du wieder eingewechselt und machst ein Tor." Ganea versprach daraufhin sogar zwei Tore - und am Ende wurden es drei…