Essen. . Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sich der FC Schalke und Bayern München bei der Ablösesumme für Nationaltorwart Manuel Neuer geeinigt haben. Doch wer soll die Nachfolge Neuers in Gelsenkirchen antreten? DerWesten diskutiert mögliche Namen.

Einige Namen werden in den Lostopf geschmissen, wenn es um die Nachfolge von Manuel Neuer im Schalker Tor geht. DerWesten diskutiert die wohl aussichtsreichsten Kandidaten Tim Wiese und Maarten Stekelenburg. Oder wird es doch ein anderer Keeper?

Pro Tim Wiese

Natürlich ist es stark in Mode gekommen, auf der Torwartposition jungen Nachwuchsleuten das Vertrauen zu schenken. Natürlich kann das auch gut gehen. Theoretisch. Aber der Druck, der auf den jungen Schultern lastet ist enorm – und bei einem Verein, bei dem die Fans häufiger auch mal unruhig werden, äußerst risikobehaftet.

Wie sehr, dass hat der talentierte, ja sogar bundesligataugliche Michael Rensing beim FC Bayern erleiden müssen. 2009 sollte Rensing Torwart-Titan Oliver Kahn beerben. Die Münchener verzichteten auf eine „große“ Lösung. Schon nach wenigen Spielen und einigen Patzern wurde der Youngster zur Nummer zwei degradiert – der sportliche wie mediale Druck war zu hoch.

Tim Wiese
Tim Wiese

Schalke braucht einen neuen Neuer. Einen gestandenen Profi, der die Liga kennt und der bereit ist, in die großen Fußstapfen der deutschen Nummer 1 zu treten. Was liegt da näher, als Deutschlands Nummer 2 zu verpflichten?

Tim Wiese ist ein Keeper von Format. Ein Torwart, der häufig genug schon Spiele für Werder Bremen alleine gewonnen hat. Sicherlich scheiden sich die Geister am Werder-Schlussmann, aber Wiese hat in seiner langen Karriere gezeigt, dass er Manuel Neuer auf Schalke adäquat ersetzen könnte. Auf der Schlüsselposition im Tor darf der FC Schalke 04 kein Risiko eingehen.

Wiese wäre nicht abgeneigt, nach Gelsenkirchen zu wechseln, heißt es in Bundesliga-Kreisen. Werder Bremen wird in der kommenden Saison nicht international vertreten sein und muss einen drastischen Sparkurs fahren. Zudem will sich Wiese für die EM 2012 auch weiter für die DFB-Elf präsentieren. Ein Wechsel würde für beide Seiten Sinn machen.

Außerdem hat Schalke mit Torhütern von der Weser bislang sehr gute Erfahrugen gemacht: Auf Reck und Rost sollte jetzt ein Wiese folgen.

Pro Maarten Stekelenburg

Im Moment ist Maarten Stekelenburg verletzt. Am 12. März brach er sich im Training den Daumen der rechten Hand. Nun kann sich der niederländische Nationaltorwart Gedanken über seine Zukunft machen. Er sollte sich für Schalke 04 entscheiden – denn dass sich Schalke für den Keeper interessiert, ist kein Wunder. Sondern logisch.

Maarten Stekelenburg
Maarten Stekelenburg

Denn teuer wird Stekelenburg für die Königsblauen nicht. Der Vertrag des 28-Jährigen bei Ajax Amsterdam läuft im Juni 2012 aus. Ajax müsste Stekelenburg in diesem Sommer verkaufen, um Ablöse zu kassieren. Stekelenburg selbst trug in seiner Profikarriere bisher ausschließlich das Ajax-Trikot. Wenn er in seiner Laufbahn noch einmal etwas Anderes sehen will, muss er sich jetzt entscheiden.

Nervenstark genug fürs Ausland ist er. Als Nachfolger von Edwin van der Sar im Tor der Nationalmannschaft hatte er es nicht leicht – und könnte deshalb auch mit der Belastung, auf Manuel Neuer zu folgen, bestens umgehen. In der „Elftal“ war Stekelenburg schnell unumstritten. Inzwischen hat er 40 Länderspiele bestritten, dazu 191 Partien in der „Eredevisie“ und 52 Spiele in Champions und Europa League. Die Stärken des 1,94-m-Keepers: Er ist richtig gut auf der Torlinie, kann mitspielen, eine Abwehr organisieren.

Und kaum zu erklärende Fehlgriffe unterlaufen ihm auch nicht mehr so oft. „Er macht überragende Spiele und hat hohes Niveau, hat dann aber auch mal echte Aussetzer dabei“, sagte Mainz-Torwart Martin Pieckenhagen 2010, als er noch bei Heracles Almelo in der „Eredevisie“ spielte. Diese Schwäche hat Stekelenburg behoben. Kein Wunder, dass auch ManUnited über ihn nachdenkt.

Nachdenken muss auch Stekelenburg. Ist Schalke seine Wahl, darf sich ganz Gelsenkirchen freuen.

Pro Marc-André ter Stegen oder Ron-Robert Zieler

Ron-Robert Zieler
Ron-Robert Zieler

Manuel Neuer wird bei seinem wahrscheinlichen Abschied von Schalke große Handschuhe hinterlassen. Sehr große. Wer immer sein Nachfolger wird, sieht sich dem ständigen Vergleich mit Deutschlands Nummer eins ausgesetzt. Schalke sollte sich gegen die hoch gehandelten (und hoch bezahlten) Maarten Stekelenburg (28) und Tim Wiese (29) entscheiden – und stattdessen auf die Generation Jugend, auf eine langfristige Lösung mit Marc-André ter Stegen oder Ron-Robert Zieler setzen.

Der Niederländer Stekelenburg hat keinerlei Bundesliga-Erfahrung. Der Bremer Tim Wiese ist – gelinde gesagt – in der Sympathie-Wertung nicht der Branchenprimus, Akzeptanzprobleme seitens der Fans sind programmiert.

Der 19 Jahre junge Gladbacher ter Stegen dagegen hat sich mitten im Abstiegskampf der Borussia als sicherer Rückhalt erwiesen, dem großen Druck standgehalten, phasenweise überragend gehalten. Ter Stegen ist ein moderner Torwart, der sich aktiv am Spielgeschehen beteiligt und lautstark seine Abwehr dirigiert – wie Manuel Neuer. Gleiches gilt für Hannovers Ron-Robert Zieler. 22 Jahre, beeindruckende Reflexe, auch fußballerisch sicher, von Bundestrainer Joachim Löw in den höchsten Tönen gelobt.

Ter Stegen und Zieler gehört die Zukunft. Mit einem Torwart dieses Alters und dieses Formats ließe sich beruhigt in die Zukunft schauen. Ihnen würde man auch eher einen Fehlgriff verzeihen, als einem Stekelenburg oder einem Wiese. Und beide könnten im Idealfall über Jahre das Schalker Tor hüten, sich weiterentwickeln und somit zu einer Identifikationsfigur heranwachsen – ähnlich wie Manuel Neuer.