Bremen. . Manuel Neuer hat sich dazu entschieden, Schalke zu verlassen. Jetzt müssen sich die Bayern rühren.
Vor den Heimspielen hatten sie in Schalke zuletzt gerne das Lied der Toten Hosen gespielt: „Ich würde nie zum FC Bayern gehen.“ Man konnte dies getrost als Aufforderung an Manuel Neuer verstehen, sich das Ganze doch noch einmal zu überlegen. Schalke hatte auch die emotionale Schiene gefahren, sogar Vereins-Chef Clemens Tönnies hatte den Nationaltorwart bei einem langen Spaziergang noch einmal persönlich ins Gebet genommen.
Geholfen hat es aber nicht mehr. Am Samstag, 20 Minuten nach dem Abpfiff des Bundesliga-Spiels bei Werder Bremen (1:1), sagte Neuer, dass er die Entscheidung über seine persönliche Zukunft getroffen habe: „Die Leute, die das wissen müssen, wissen Bescheid. Alle Sachen sind geklärt. Die Entscheidung wissen die Leute, die die Verantwortung tragen.“ Neuer hat den Schalke-Bossen mitgeteilt, dass er seinen bis zum 30. Juni 2012 laufenden Vertrag nicht verlängern wird. Und damit deuten die Zeichen auf einen baldigen Abschied: Schalke muss den 25-Jährigen in diesem Sommer verkaufen, um noch eine Ablösesumme zu kassieren.
Heldt bestätigt Tendenz
Die Würfel sind – allem Anschein nach – gefallen. Der Poker um die Ablösesumme geht aber jetzt erst los. Und er beginnt bei 25 Millionen Euro, wenn Schalke sein bestes Pferd im Stall ziehen lässt.
Manager Horst Heldt stand vor der Schalker Kabine, in die Neuer längst entschwunden war, und konnte die Äußerungen seines Torwarts nicht mehr abfangen. „Es gibt eine Tendenz, Manuel hat uns seine Überlegungen mitgeteilt“, bestätigte Heldt. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen: „Ich muss darauf hinweisen, dass der Spieler einen Vertrag bis 2012 hat und noch kein Verein auf uns zugekommen ist.“ Seit langer Zeit steht aber die Vermutung im Raum, dass Neuer den Bayern grundsätzlich sein Ja-Wort gegeben hat – nur offiziell durfte dies bisher noch nicht sein. Jetzt aber müssen sich die Bayern rühren.
Es wäre fahrlässig, wenn sich Schalke noch nicht mit einem möglichen Nachfolger beschäftigt hätte. Gehandelt werden drei junge Torhüter: Bayerns Thomas Kraft (22), der in München zwar „verbrannt“ ist, aber ablösefrei wechseln kann. Dazu Freiburgs Oliver Baumann (20) und Hannovers Ron-Robert Zieler (22). Neuers Handschuhe sind indes für alle noch sehr groß, weshalb alternativ auch nach erfahrenen Torhütern Ausschau gehalten wird. Wie etwa Bremens Tim Wiese (29), dessen Vertrag 2012 ausläuft, oder dem argentinischen Nationaltorwart Franco Costanzo (30) vom FC Basel. Offiziell hält sich Schalke bedeckt: Schließlich ist Neuers Abgang ja noch nicht perfekt.
Vorbereitungen auf den Abgang
Schalke muss versuchen, den Abschied seiner Ikone mit Stil vorzubereiten – alles andere würde Neuers überragenden Verdiensten nicht gerecht. Auch in Bremen hielt er einen Elfmeter, den Sandro Wagner dann aber im Nachschuss zum 1:0 verwandelte (58.) – Edu glich in der 64. Minute zum 1:1 aus. Neuer lieferte sich einige Scharmützel mit den Bremern, die den Schalker als „Bayern-Sau“ verunglimpften. Kein Wunder, dass Heldt später sagte, es sei „jetzt nicht der richtige Augenblick“, um alles publik zu machen: „Wir werden es aber nicht ewig hinauszögern und wollen vor Ende der Saison eine Entscheidung bekannt geben.“ Nach Möglichkeit aber nicht vor den Spielen gegen Manchester.
Während Neuer sich gegen Schalke entschieden hat, ist Benedikt Höwedes für die Bayern nicht zu bekommen. Der Verteidiger bekannte sich am Samstag klar zu Schalke – und für Heldt bleibt es ohnehin dabei, dass Höwedes unverkäuflich ist. Aber dessen Vertrag läuft ja auch bis 2014.