Mailand. . Die Presse in Italien und Spanien hat über Schalkes 5:2-Triumph erwartungsgemäß unterschiedlich berichtet. Die großen Gazetten üben harte Kritik an Inter Mailand. In Spanien überschlagen sich die Lobeshymnen auf Schalke und Raúl.

Die italienische Presse lässt nach dem 2:5-Debakel gegen den FC Schalke 04 kein gutes Haar an Inter Mailand. Die Abwehr erntet harsche Kritik, die Saison wird in Frage gestellt, Hoffnung auf ein Wunder besteht keine.

Die "Gazetta dello Sport" berichtet: "Inter, es ist schrecklich: Katastrophe gegen Schalke. Inter endet schlechtmöglich. Game over! Es braucht schon unzerstörbares Vertrauen in die Mannschaft, um zu glauben, dass dieses Ergebnis noch umgebogen werden kann."

Ähnlich hart geht "Tuttosport" mit den Interisti ins Gericht: "Inter zuhause zerstört! Die Abwehr schmolz wie Butter. Um diese Runde noch zu überstehen braucht es in Gelsenkirchen mehr als ein Wunder." Die Zeitung "Il Giornale" schreibt in ihrer Onlineversion gar von "Inters Selbstmord in San Siro." Gegen Schalke helfe nur noch ein Wunder.

"La Stampa" geht noch einen Schritt weiter, bezieht sich auf die 0:3-Niederlage vom vergangenen Wochenende im Mailänder Stadtderby gegen den AC: "Inter, ein Desaster nach dem anderen. Eine ganze Saison innerhalb von vier Tagen weggeworfen. Vom Tripple unter Mourinho bleibt nur noch die Chance auf die Pokalverteidigung übrig. Der Abschied von Europa scheint nur noch eine Formalität zu sein." Kurz und knapp fasst es "Corriere della Sera" zusammen: "Desaströses Inter. Leonardo K.o. Eine groteske Inter Defensive."

In italienischen Foren haben die Fans ihre Hoffnung auf den Einzug ins Halbfinale weitgehend aufgegeben, schimpfen auf "ihre" Mannschaft: "Wir werden nicht mit vier Toren Unterschied gewinnen und auch nicht 6:3. Gegen ein kleines Team wie Schalke zu verlieren, macht es noch peinlicher. Das ist nicht mein Inter. Das ist ein Albtraum."

Spanien feiert Raúl

Die spanische Presse ist voll des Lobes. Im Vordergrund steht Stürmer-Star Raúl, der mit dem Tor zum 3:2 für Schalke seinen 70. Europapokal-Treffer erzielte. Aber auch der atemberaubende Angriffsfußball der Schalker wird gefeiert.

Die „Marca“ titelt: „Raúl baut weiter an seiner eigenen Legende. Und sein Schalke berührt das Halbfinale.“ Laut der größten spanischen Sport-Tageszeitung habe „Schalke in San Siro überrascht, wo der Champion gefallen ist.“ Mit Raúl sei alles möglich. Schalke habe mit dem 5:2-Sieg für die große Überraschung des Spieltags gesorgt. Die Schlüssel zum Sieg seien der Schalker Glaube und Raúl gewesen: „Wenn jemand so viele hervorragende Aktionen in so vielen wichtigen Spielen hatte, bleibt der Zufall hinten an. Raúl ist einer der besten Fußballer aller Zeiten. Punkt.“

Die „AS“ spricht in ihrer Internetausgabe gar von Raúl als „einem höheren Wesen.“ Schalke habe den amtierenden Champion Inter in Mailand mit einem Torfestival begraben. Im „AS“-Forum wird nicht zum ersten Mal die Forderung nach einer Rückkehr Raúls in die spanische „Selección“ lauter: „Was muss Raúl noch alles machen, um in die Nationalelf zurückzukehren?“

Superstar Raúl

Der spanische Stürmerstar Raúl hat seinen Abschied von Real Madrid im Sommer 2010 bekannt gegeben.
Der spanische Stürmerstar Raúl hat seinen Abschied von Real Madrid im Sommer 2010 bekannt gegeben. © AFP
Achtzehn Jahre schlug das Herz für den spanischen Traditionsclub.
Achtzehn Jahre schlug das Herz für den spanischen Traditionsclub. © imago sportfotodienst
Jetzt startet Raúl mit Schalke durch.
Jetzt startet Raúl mit Schalke durch. © AFP
Wer steckt hinter dem Star Raúl González Blanco und wie hat seine Karriere begonnen?
Wer steckt hinter dem Star Raúl González Blanco und wie hat seine Karriere begonnen?
Eins ist klar: Mit dem Sänger Roberto Blanco ist er schonmal nicht verwandt - auch wenn er den selben Nachnamen trägt.
Eins ist klar: Mit dem Sänger Roberto Blanco ist er schonmal nicht verwandt - auch wenn er den selben Nachnamen trägt. © REUTERS
Angefangen hat alles bei San Cristóbal de Los Angeles.
Angefangen hat alles bei San Cristóbal de Los Angeles. © imago sportfotodienst
Mit 13 Jahren spielte er für Atlético Madrid und wechselte dann 1992 zum Lokalrivalen Real Madrid.
Mit 13 Jahren spielte er für Atlético Madrid und wechselte dann 1992 zum Lokalrivalen Real Madrid.
Mit gerade mal 17 Jahren war er damals der jüngste Spieler der Vereinsgeschichte.
Mit gerade mal 17 Jahren war er damals der jüngste Spieler der Vereinsgeschichte.
Mit dem Rekordteam feierte er insgesamt 16 Titel...
Mit dem Rekordteam feierte er insgesamt 16 Titel...
...und konnte über 228 Tore in 550 Spielen jubeln.
...und konnte über 228 Tore in 550 Spielen jubeln.
Trotz der großen Erfolge gilt der Spanier als bodenständig, hat eine Familie mit fünf Kindern.
Trotz der großen Erfolge gilt der Spanier als bodenständig, hat eine Familie mit fünf Kindern.
"El Siete", wie er wegen seiner Rückennummer genannt wird, wird von seinen Mitspielern umjubelt.
Zweimal wurde er Torschützenkönig in der Primera División...
Zweimal wurde er Torschützenkönig in der Primera División...
...ebenso in der Champions League.
...ebenso in der Champions League.
Ganze sechs Mal wurde Raúl mit Real Madrid Meister. Ob er in der nächsten Saison mit Schalke auf Titeljagd geht?
Ganze sechs Mal wurde Raúl mit Real Madrid Meister. Ob er in der nächsten Saison mit Schalke auf Titeljagd geht? © imago sportfotodienst
Raúl bei der Meisterfeier auf dem Balkon des Madrider Rathauses.
Raúl bei der Meisterfeier auf dem Balkon des Madrider Rathauses.
Der Meistertitel wird gefeiert.
Der Meistertitel wird gefeiert. © imago sportfotodienst
So feierte er am Plaza de Cibeles in Madrid.
So feierte er am Plaza de Cibeles in Madrid. © imago sportfotodienst
Feiern mit der Nationalflagge.
Feiern mit der Nationalflagge.
Der Topstürmer in Aktion: Im Laufduell...
Der Topstürmer in Aktion: Im Laufduell...
...und im Zweikampf.
...und im Zweikampf.
Raúl feierte hier den ersten internationalen Titel. Mit Real Madrid gewann er 1998 die Chamions League...
Raúl feierte hier den ersten internationalen Titel. Mit Real Madrid gewann er 1998 die Chamions League... © imago sportfotodienst
...zwei weitere Titel folgten in der Königsklasse, in den Jahren 2000 und 2002.
...zwei weitere Titel folgten in der Königsklasse, in den Jahren 2000 und 2002.
Für die Nummer sieben ist Raúl berühmt - sie ist und bleibt seine Rückennummer bei Real Madrid. Zu den Ehren des Rekordspielers wird sie bei Real nicht mehr vergeben.
Für die Nummer sieben ist Raúl berühmt - sie ist und bleibt seine Rückennummer bei Real Madrid. Zu den Ehren des Rekordspielers wird sie bei Real nicht mehr vergeben. © imago sportfotodienst
Sein Trikot wird im Museum von Madrid ausgestellt.
Sein Trikot wird im Museum von Madrid ausgestellt. © imago sportfotodienst
1996 spielte er erstmals für die spanische Nationalmannschaft, 2002 wurde er Kapitän - mit 44 Toren ist er der beste Totschütze Spaniens.
1996 spielte er erstmals für die spanische Nationalmannschaft, 2002 wurde er Kapitän - mit 44 Toren ist er der beste Totschütze Spaniens. © AP
Luis Aragonés berücksichtigte Raúl bei der EM vor 2 Jahren nicht. Auch für Vincente del Bosque spielte er keine Rolle und so fehlte Raúl beim WM-Titelgewinn in diesem Jahr.
Luis Aragonés berücksichtigte Raúl bei der EM vor 2 Jahren nicht. Auch für Vincente del Bosque spielte er keine Rolle und so fehlte Raúl beim WM-Titelgewinn in diesem Jahr. © AP
Im Kreise der Familie: Raúl mit Ehefrau Mamen Sanz und zwei seiner fünf Kinder.
Im Kreise der Familie: Raúl mit Ehefrau Mamen Sanz und zwei seiner fünf Kinder. © imago sportfotodienst
Fernando Morientes und Raúl sind gute Freunde. Hier feieren sie noch gemeinsam bei Real Madrid.
Fernando Morientes und Raúl sind gute Freunde. Hier feieren sie noch gemeinsam bei Real Madrid.
Raúl und Fernando Morientes.
Raúl und Fernando Morientes.
Sein Vater war Atlético-Fan, aber Raúls Herz schlägt für den Lokalrivalen.
Sein Vater war Atlético-Fan, aber Raúls Herz schlägt für den Lokalrivalen. © imago sportfotodienst
Mit Kaka und Christiano Ronaldo schoss er letzte Saison noch gemeinsam Tore: Die Verpflichtung der beiden Topstars sorgte allerdings dafür, dass er nicht mehr die Nummer Eins im Sturm von Madrid war.
Mit Kaka und Christiano Ronaldo schoss er letzte Saison noch gemeinsam Tore: Die Verpflichtung der beiden Topstars sorgte allerdings dafür, dass er nicht mehr die Nummer Eins im Sturm von Madrid war. © AFP
So muss er sich im letzten Jahr gefühlt haben: Raúl ist nach Reals Topverpflichtungen nicht mehr Stammspieler.
So muss er sich im letzten Jahr gefühlt haben: Raúl ist nach Reals Topverpflichtungen nicht mehr Stammspieler.
In seiner letzten Saison lief es nicht mehr ganz so erfolgreich: Nur Zweiter hinter dem Rivalen FC Barcelona und das frühe Aus im Champions League Achtelfinale.
In seiner letzten Saison lief es nicht mehr ganz so erfolgreich: Nur Zweiter hinter dem Rivalen FC Barcelona und das frühe Aus im Champions League Achtelfinale. © AFP
Auch vom Verletzungspech war er geplagt.
Auch vom Verletzungspech war er geplagt. © imago sportfotodienst
Sie kennen sich aus der Champions League. Am 15. Spieltag traf Raúl auf Kahns ehemalige Bayernkollegen - beim Topspiel Schalke gegen Bayern.
Sie kennen sich aus der Champions League. Am 15. Spieltag traf Raúl auf Kahns ehemalige Bayernkollegen - beim Topspiel Schalke gegen Bayern. © AFP
Im Hintergrund waren die Pokale aufgestellt, als er seinen Abschied bekannt gab.
„Ich danke für alles, für eine wundervolle Zeit, für fantastische Jahre.“
Im Hintergrund waren die Pokale aufgestellt, als er seinen Abschied bekannt gab. „Ich danke für alles, für eine wundervolle Zeit, für fantastische Jahre.“ © REUTERS
Dabei flossen auch Tränen.
Dabei flossen auch Tränen. © REUTERS
Er gab seine letzten Autogramme in Spanien...
Er gab seine letzten Autogramme in Spanien... © REUTERS
...und sagte dann
...und sagte dann "Adiós!" © REUTERS
Nach kurzer Überlegung entschied sich Raul für Schalke 04.
Nach kurzer Überlegung entschied sich Raul für Schalke 04. © ddp
Das Estadio Santiago Bernabéu in Madrid war 18 Jahre Raúls Heimat.
Das Estadio Santiago Bernabéu in Madrid war 18 Jahre Raúls Heimat. © Privat
Raúls neuer Arbeitsplatz: Die Arena Auf Schalke.
Raúls neuer Arbeitsplatz: Die Arena Auf Schalke. © Hans Blossey
1/43

Selbst das barcelonanahe Internetportal der „Sport“ rückt den langjährigen Kapitän von Real Madrid in den Vordergrund: „Raúls Schalke entwürdigt Inter“, lautet die Schlagzeile. Weiter heißt es: „Schalke zeichnet eine historische Nacht für den deutschen Fußball und fertigt Inter mit einem entscheidenden 5:2 ab. Im „Sport“-Forum wird auch Kritik an den schwachen Italienern laut. Zudem finden sich Vergleiche zu Madrids Trainer Jose Mourinho, der Inter vergangene Saison zum Champions-League-Titel führte: „Ein sehr schwaches Inter, jetzt wird Mourinho sagen, dass Inter ohne ihn nichts wert ist.“

Spaniens renommierteste Zeitung, „El País“, lobt die Schalker Offensive: „Raúls Schalke zerlegt Inter. Der schwindelerregende Angriff der deutschen Mannschaft vernichtet eine Abwehr der geschlossenen Augen.“

"Adieu Champions! Inter bricht zusammen"

Weitere italienischen Pressestimmen im Überblick:

Gazzetta dello Sport: "Der Zusammenbruch der Meister. Eklatante Niederlage in San Siro, Inter erlebt eine katastrophale Niederlage. Inter-Selbstmord gegen Schalke. Ist Inters Erfolgsphase zu Ende? Drei Tage nach der Derby-Blamage bricht Inter auch gegen die Deutschen zusammen. Erst ein Jahr ist seit dem Triple-Sieg der Blauschwarzen vergangen, doch es scheint, als wäre ein Jahrhundert verstrichen."

Tuttosport: "Desaster Inter! Leonardo begeht wieder einen Fehler nach dem anderen. Sein Trainerstuhl wackelt jetzt. Inter hat den perfekten Selbstmord organisiert: In drei Tagen hat die Mannschaft ihre Chancen auf Meisterschaft- und Champions-League-Titel verspielt. Der einzige Verantwortliche für dieses Desaster ist Leonardo, der seine taktischen Ideen mit dem Realismus nicht verbinden kann, den ein Coach unbedingt braucht."

Corriere dello Sport: "Adieu Champions! Inter bricht zusammen. Alptraumnacht für Leonardos Truppe. Der Triple-Sieger stürzt in die Krise. Der Coach hat eine offenkundige Verantwortung für diese Misere. Schalke hat dagegen Ideen, Energien und klaren Kopf bewiesen. Lob für Jurado, der wahre Regisseur der Mannschaft. Die Deutschen haben ununterbrochen angegriffen."

Corriere della Sera: "Inter und Leonardo haben ihre schlimmste Nacht erlebt. Inter hat die Endstation erreicht. In einer Nacht brechen alle europäischen Träume zusammen. Die Blauschwarzen sind passiv wie noch nie, die Mannschaft ist einfach katastrophal. In der zweiten Halbzeit wird Inter von der eigenen Angst überrollt und die Lage hat sich nur verschlechtert".

La Stampa: "Schalke 05: Inter bricht zusammen. Ein Desaster nach dem anderen. Nach dem katastrophalen Derby muss der Triple-Sieger jetzt auch die fünf Tore Schalkes einstecken. Die Abwehr ist einfach verheerend. Ohne Abwehr kann man nichts mehr anfangen, und Inter hat schon seit langem keine Verteidigung mehr".