Gelsenkirchen. . Welch ein turbulenter Tag auf Schalke. Ausgerechnet Angelos Charisteas sorgte für den 2:1-Sieg gegen Frankfurt, Clemens Tönnies fehlte wegen einer Erkrankung im Stadion, und im Internet starteten einige Fans eine Petition gegen den Schalker Aufsichtsrats-Chef.

Nein, Felix Magath ließ sich diesmal keine Genugtuung anmerken. Auch nicht darüber, dass ausgerechnet Angelos Charisteas mit seinem ersten Ballkontakt in der 84. Minute den Schalker 2:1-Sieg gegen Frankfurt herausgeschossen hatte – jener Charisteas, der bei seiner Verpflichtung im Winter als Synonym für die umstrittene Personalpolitik von Magath herangezogen wurde. Ein besonderer Triumph für Magath? „Davon würde ich nicht sprechen“, sagte Magath, „aber selbstverständlich hat es mich gefreut, dass er das Tor gemacht hat.“ Und genauso habe es ihn gefreut, dass der Stürmer bei seiner Einwechslung von den Fans mit Applaus begrüßt worden war – „so kritisch, wie er bei seiner Verpflichtung gesehen wurde.“

Bis es zu dem Sieg kam, hatten sich die Ereignisse auf Schalke fast überschlagen. Punktsieger an diesem Tag Felix Magath – nicht nur wegen des sportlichen Erfolges, der so wichtig war, um nicht in den Abstiegskampf verstrickt zu werden. Im Internet hatten Schalke-Mitglieder eine Petition gestartet, um eine außerordentliche Mitgliederversammlung zu erzwingen. Nötig wären dazu etwa 9300 Stimmen von Schalker Vereinsmitgliedern – bis zum Samstagabend waren 1600 Stimmen zusammengekommen. Auf Schalke wird es allerdings als umstritten angesehen, ob die Internet-Abstimmung Gültigkeit besitzt, oder ob Original-Unterschriften der Mitglieder nötig wären.

„Pro Felix – Tönnies geht gar nicht“

Auch im Stadion war die Stimmung gespalten. Es gab Transparente gegen Magath („Niemals FC Magath“, „Magath raus!!!“, „Schalke 04 statt Magath 04“). Aber es gab auch deutliche Sympathiebekundungen für den Coach. Und es gab vor dem Anpfiff ein kurioses Bild auf dem Video-Würfel in der Arena, als ein Fan eingeblendet wurde, der ein Transparent ins weite Rund hielt: „Pro Felix – Tönnies geht gar nicht“. Was da wohl der Schalke-Boss gedacht hat, der das Spiel nur im Fernsehen verfolgen konnte – er war wegen einer Erkrankung nicht im Stadion.

Trotzdem soll der Krisen-Gipfel mit Magath und Tönnies am Sonntag stattfinden – so hieß es zumindest, auch wenn Magath sagte: „Ich weiß nicht, wie krank Clemens Tönnies ist.“ Die Frage, ob er durch die beiden Siege in dieser Woche gegen Valencia und nun gegen Frankfurt gestärkt in das Gespräch geht, beantwortete Magath ausweichend: „Ich beurteile die Situation nicht nach ein, zwei Spielen. Deswegen messe ich dem Sieg nicht so große Bedeutung bei, obwohl er natürlich schön ist.“

Tönnies muss Magath bei dem „Gespräch unter Männern“ reinen Wein einschenken, um den Schwebezustand zu beenden. Klar ist: Bei der Aufsichtsratssitzung am Montag kann Magath nicht förmlich abberufen werden, weil dieser Punkt nicht auf der Tagesordnung steht. Aber: Nach Informationen des Kicker soll am Mittwoch noch eine zweite Aufsichtsratssitzung stattfinden. Eine Bestätigung gab es dafür auf Schalke am Samstag noch nicht, aber wenn die Information zutrifft, kann es dann nur um Magaths Position gehen. Die satzungsgemäßen Fristen wären gewahrt: Zwischen Einladung und Sitzung müssen drei Tage liegen – bis zum Donnerstag würde das reichen.