Gelsenkirchen. . Schalkes Trainer Felix Magath geht vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt offen auf Distanz zum Aufsichtsrats-Boss Clemens Tönnies und empfindet das Vertrauensverhältnis als beschädigt.

Es war ein Auftrieb wie vor einem Spiel der Champions League – dabei kommt an diesem Samstag „nur“ Eintracht Frankfurt in die Schalker Arena. Ein Dutzend TV-Kameras waren allein auf Felix Magath gerichtet, der sich für diese Pressekonferenz gut präpariert hatte. Bei sich trug der Schalker Trainer einen großen Spickzettel mit Gedankenstützen für das, was ihm jetzt wichtig war zu erwähnen. „Bitte nur Fragen zum Spiel“, hatte Magath zwar eingangs noch gesagt – aber dann holte er doch zum fein tarierten Gegenschlag aus.

Magath kontert Kritikern

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    Womöglich hatte der 57-Jährige den Vorlagenzettel von einem Berater bekommen – seinen engsten Mitarbeiter in Sachen Öffentlichkeitsarbeit, den 43-jährigen Rolf Dittrich, hatte Schalke zuvor freigestellt. Am Freitag um 9.24 Uhr hätten Magaths Vorstandskollegen Horst Heldt und Peter Peters eine E-Mail mit entsprechendem Inhalt an Dittrich verschickt, sagte Magath. „Ich habe mich nicht entschieden, mich von Rolf Dittrich zu trennen“, betonte der Trainer/Manager/Vorstand Magath, der in der Causa Dittrich damit faktisch entmachtet und von seinen Vorstandskollegen vor voll­endete Tatsachen gestellt wurde. Ein Vertrauensbruch? „Es sieht so aus“, antwortete er.

    Magaths Intimus Dittrich soll letztlich über ein pikantes Detail gestürzt sein: Er habe am Donnerstag die Meldung von der Schalker Homepage entfernen lassen wollen, dass sich Magath und Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies am Wochenende zu einer Aussprache „unter Männern“ treffen. Auch Magath passte die Veröffentlichung nicht: „Ich glaube, wenn man ein Gespräch führen will, müsste man sowas nicht unbedingt öffentlich ankündigen“, kritisierte er Tönnies. Sein Ratschlag an seinen obersten Kontrolleur: „Man könnte sich verabreden, das Gespräch führen und erstmal gucken, was rauskommt, bevor man an die Öffentlichkeit geht.“

    Magath startete seine Offensive geschickt. Er merkt, dass er auf Schalke scheibchenweise isoliert wird – ist aber nicht gewillt, dies ohne Gegenrede hinzunehmen. Gerade, weil Magath merkt, dass seine Position in der Öffentlichkeit durch den Sieg in der Champions League gestärkt ist. Das ungelenke Krisenmanagement der Klubführung, die weitgehend schweigt oder sich in Andeutungen verliert, gibt dem versierten Schachspieler Magath Luft für strategisch kluge Züge.

    Er bedankte sich ausdrücklich bei den Fans, „die die Mannschaft, mich und meine Arbeit unterstützen“, verwies auf die Einnahmen der Champions League, die seine Arbeit ermöglicht hätten – und wies die Vorwürfe, dass sein Draht zur Mannschaft gestört sei und er einen allzu rüden Umgangston pflege, geschickt zurück: Er sei kein Trainer, der den Spielern „jeden Tag Zucker in den Hintern blasen“ würde. „Ich möchte ein distanziertes Verhältnis zu meinen Spielern, und das habe ich immer erreicht.“ Dass zwischen „unmenschlichem Umgang“ (Tönnies) und „Zucker in den Hintern blasen“ noch einen sehr breiten Mittelweg gibt, erwähnte Magath nicht.

    Es werden heiße Tage auf Schalke

    Lieber stieß er bei seinem Auftritt dahin vor, wo die Schalker Seele besonders empfindlich ist: Nämlich beim Ruf, dass es auf Schalke ohnehin ewig drunter und drüber gehe. „Ich habe hier doch nicht das Paradies vorgefunden, aber der Verein hat sich im letzten Jahr etwas anders präsentiert“, sagte Magath. Nun jedoch zeige sich Schalke wieder so, wie man es seit Jahrzehnten gewohnt sei.

    Es werden heiße Tage auf Schalke, vom heutigen Spiel gegen Frankfurt zum Gespräch der beiden Alphatiere Magath und Tönnies am Sonntag bis hin zur Aufsichtsratssitzung am Montag. Und Magath formulierte zur Sicherheit schon mal seinen Standpunkt: „Ich bin bereit, weiterzumachen.“ Die Fronten sind klar.