Gelsenkirchen. . Für den FC Schalke 04 geht es heute in München wohl um die Teilnahme am europäischen Wettbewerb. Die Schalker müssen wohl auf den einen „lucky punch“ hoffen, um kurz in die Boxersprache abzudriften.

Felix Magath hat vor einiger Zeit der Finanzzeitung „Euro am Sonntag“ ein bemerkenswertes Interview gegeben, was seine Privat-Investitionen angehen. Der hoch dotierte Schalke-Coach stapelt sein Vermögen nicht in Steine, sondern setzt fast ausschließlich auf Aktien. Der 57-Jährige liebt es offensichtlich, wenn es ein bisschen kribbelt, mit dem Risiko, dass es auch einmal einen Crash geben kann. So gesehen ist er momentan auf Schalke goldrichtig.

Im DFB-Pokal besitzen die Königsblauen einen Optionsschein auf das Halbfinalspiel beim FC Bayern München. Verfallsdatum: heute. Totalverlust: wahrscheinlich.

In der Champions League stehen die Aktien gut, dass man nach dem Hinspiel-Remis in Valencia zumindest das Viertelfinale erreicht. Und danach? Ein Vordringen in höhere Sphären, gar bis zum Finale in London, ist was für Tages-Zocker und verzweifelte Spielbank-Besucher.

Und die Bundesliga? Platz zehn, satte zehn Punkte hinter Mainz 05 auf dem letzten Europa-League-Rang, auch das ist nicht gerade ein Ruhekissen aus der Festgeld-Abteilung.

Nach Abwägung der Chancen und Risiken scheint der Weg heute Abend ins internationale Geschäft noch immer als der verlockendste. Wenn da nicht der Gegner wäre. Und dass die Münchner den Meisterschafts-Gipfel am Wochenende gegen ihre mutmaßlichen Nachfolger aus Dortmund in deprimierender Art und Weise verloren haben, macht die Aufgabe gewiss nicht einfacher. Kann sich jemand daran erinnern, dass die Bayern schon einmal zwei wichtige Heimspiele innerhalb von fünf Tagen hintereinander verloren haben? „Es passiert im Fußball öfter mal was Neues, dann muss die Statistik halt umgeschrieben werden“, verkündet Magath fast trotzig.

Dass es möglich ist, hat der BVB mit überragenden läuferischen Qualitäten bewiesen. Das Spiel war ein Lehrfilm, den, so hofft der Schalke-Coach, möglichst viele seiner Spieler am Samstag auch live verfolgt haben dürften. Ansonsten lebt viel von der Hoffnung, dass es gelingen kann, Bayerns Flügelzange Robben/Ribery durch eine Dopplung im Abwehrbereich die Greifwirkung zu nehmen. „Es gibt nicht viele Mannschaften, die offensiv so aufgestellt sind, wenn man auch noch Mario Gomez und Thomas Müller dazu zählt“, gerät Felix Magath fast ins Schwärmen. Auf seiner Seite sind die Angriffswaffen eher überschaubar, müssen die Gäste wohl auf den einen „lucky punch“ hoffen, um kurz in die Boxersprache abzudriften. Am ehesten zuzutrauen ist dies wohl dem seit Wochen in bestechender Form spielenden Raúl.

Vielleicht kommt das Glück ja auch von der Ersatzbank. In der Gestalt von Julian Draxler, der mit seinem späten Siegtreffer im Viertelfinale das heutige Highlight erst ermöglicht hat. Ein Einsatz von Beginn an ist aber nicht angedacht: „Julian hat die Qualität, sofort nach seiner Einwechselung neuen Schwung hereinzubringen. Diese Qualität haben nicht viele, die wollen wir weiter nutzen“, so Magath.