Gelsenkirchen. . Christoph Metzelder kehrt mit dem FC Schalke 04 nach Dortmund zurück. Er glaubt zu wissen, was ihn dort erwartet. Beim Hinspiel, das der BVB mit 3:1 gewann, fehlte der Abwehrspieler verletzt.
Co-Trainer Seppo Eichkorn scheucht die Profis des FC Schalke 04 in zwei Gruppen über den Trainingsplatz, einige hecheln angestrengt. Christoph Metzelder aber läuft ehrgeizig vorne. Am Dienstag hatte ihn noch eine Nasennebenhöhlen-Entzündung ausgebremst, die versucht er zu ignorieren. Er will, er darf dieses Spiel an diesem Freitag nicht verpassen. „Er ist hoch engagiert“, lobt Trainer Felix Magath.
Vor dem Derby in Dortmund steigt bei jedem Spieler spürbar der Druck. Der frühere Borusse Metzelder aber muss sich darauf einrichten, an die Grenzen der Erträglichkeit herangeführt zu werden.
Nach seinem letzten Heimspiel für den BVB im Mai 2007 hatte er ausgelassen auf dem Schlagzeug der Emotionen getrommelt. „Ich habe schon viele große Spiele hier erlebt“, bilanzierte er schwärmerisch nach sieben Jahren beim BVB, „aber dieses letzte wird mir natürlich am stärksten in Erinnerung bleiben.“ Die Borussen hatten Schalke mit 2:0 die Meisterschaft vermasselt. „So stellt man sich einen Abschied vor“, sagte der Abwehrspieler nach einer herausragenden Leistung und einer ausgiebigen Feier mit den BVB-Fans.
Auch seine Rückkehr mit Real Madrid im August 2009 machte er zu einem persönlichen Feiertag. Nach dem 5:0 für die Königlichen ließ er sich allein und sichtlich gerührt von der Südtribüne bejubeln.
Und so einer darf nach Schalke wechseln?
Christoph Metzelder, ein kluger Kopf, wusste vor dieser Saison genau, worauf er sich einließ. Es wäre nicht mutiger gewesen, sich mit blankem Hintern auf eine heiße Herdplatte zu setzen. „Das war eine Entscheidung fürs Risiko“, erklärt der 30-Jährige. Er habe immer das Wagnis gewählt.
Schon mit 19, als er von Preußen Münster zum BVB kam und auf Anhieb einschlug, hatte er eine Rivalen-Vergangenheit. Als B-Jugendlicher hatte sich der Junge aus Haltern auf Schalke versucht, er wurde wieder weggeschickt. Der damalige Manager Rudi Assauer gab zu, es versäumt zu haben, ihn zurückzuholen. Der BVB griff zu – Treffer.
Als sich Christoph Metzelder vor dieser Saison für Schalke entschied, brachte er die Fans beider Vereine gegen sich auf. Das hielt er noch aus. Doch als dann auf Schalke aus Skepsis Hysterie wurde, ließ sich auch der durch schwere Verletzungen und hart erarbeitete Comebacks gestählte Routinier zutiefst verunsichern. Professionell kämpft er seitdem mit stetig zunehmendem Erfolg um den Respekt der Anhängerschaft.
Beim Hinspiel, das der BVB 3:1 gewann, fehlte er verletzt. Heute springt er ins Piranha-Becken, offiziell gibt er sich cool. „Es wird ein besonderes Spiel, ich weiß, was mich in Dortmund erwartet“, sagt er.
Rüdiger Abramczik hat diese Erfahrung hinter sich. Auch er war ein Seitenwechsler, 1983 gewann er mit 2:1 bei seinem Herzensklub Schalke – und schoss beide Tore. Sein Tipp für Christoph Metzelder: „Er sollte sich einfach Watte in die Ohren stecken.“