Wenn sich José Manuel Jurado auf dem Platz bewegt, dann sieht das geschmeidig aus, fast sogar elegant. In Schalkes Offensivabteilung gibt es Raúl, den Superstar, es gibt Klaas-Jan Huntelaar, den Torjäger, oder Jefferson Farfán, den Flitzer. Aber José Manuel Jurado – das ist der, der mit dem Ball tanzt.
Für Felix Magath ist der 24 Jahre alte Spanier mit dem Ball am Fuß einer der besten Kicker, die er je erlebt hat. Im Spiel ohne Ball und in kämpferischer Hinsicht hat Jurado die Schalker dagegen schon zur Verzweiflung gebracht. Vor fünf Wochen zählte ihn Sportvorstand Horst Heldt in einem Fernseh-Interview sogar öffentlich an, und Felix Magath wechselte Jurado in der Halbzeitpause des Spiels gegen den FC St. Pauli aus.
Doch zuletzt hat es klick gemacht bei Jurado: In den vergangenen beiden Spielen gegen Bayern München (2:0) und bei Benfica Lissabon (2:1) traf der Supertechniker jeweils zur 1:0-Führung. Zufall? Nein, glaubt Felix Magath: Jurado habe den ersten Teil seiner Lektionen gelernt.
Es war vor zwei Wochen vor dem Champions-League-Spiel gegen Lyon, als Magath den Spieler zum Gespräch bat. Um seinem Anliegen Nachdruck zu verleihen, nahm der Trainer noch einen Dolmetscher mit in die Runde und sagte Jurado klipp und klar, was er von ihm verlangt: Er müsse „zielgerichteter seine Fähigkeiten einsetzen“, forderte Magath, und einfach „mehr zum gegnerischen Tor spielen“. Offenbar hat der Spanier gut zugehört, denn jetzt geht es aufwärts. „Er hat sein Spiel noch nicht grundlegend geändert, aber er ist auf einem guten Weg“, lobte Magath nach dem Sieg in Lissabon. Und prophezeite: „Ich denke, das eine oder andere Tor können wir von ihm noch erwarten.“
Der Spanier, der im Sommer von Atletico Madrid kam und angeblich 13 Millionen Euro Ablösesumme gekostet hat, scheint jetzt langsam in Schalke anzukommen. Auch im Spielaufbau war Jurado in Lissabon die zentrale Figur, wenn er mit geschmeidigen Bewegungen den Ball annahm und mit brillanter Technik weiterleitete. Er hat Pässe drauf wie einst Lincoln – auch wenn nicht alle ankommen. Über seine eigene Leistung wollte er aber nicht viel Aufheben machen – er mochte lieber über die Mannschaft reden. „Wir können noch viel besser spielen“, glaubt der Regisseur, der schon als ganz junger Profi zusammen mit Raul bei Real Madrid gekickt hat. Und mit Blick auf das Spiel am Sonntag bei Mainz 05 kündigte er an: „Da müssen wir unbedingt gewinnen, denn in der Bundesliga sind wir einiges schuldig geblieben.“ Jurado selbst auch – bis zu seinem Tor am vergangenen Samstag gegen Bayern.
Schalke hatte in den beiden Spielen gegen Bayern und nun in Lissabon die gleichen Torschützen: Erst traf Jurado, dann Benedikt Höwedes. Das war zum einen sicher auch ein Stück Zufall – zum anderen aber auch folgerichtig. Denn dass auch Höwedes’ Formkurve wieder nach oben geht, hatte sich ja bereits abgezeichnet. „Er ist ein guter Junge, ein Innenverteidiger, der höchsten Ansprüchen genügt“, lobt Magath. Höwedes belohnte sich nun mit seinem ersten Europapokal-Tor überhaupt – „ein schönes Gefühl“. Und Schalke belohnte sich mit dem Gruppensieg. „Darauf können wir stolz sein“, strahlte der Innenverteidiger, „das haben wir uns verdient.“ Höwedes hatte daran ebenso einen großen Anteil wie Jurado.
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