Der FC Schalke 04 hofft nach dem 2:0-Sieg gegen Bayern München endlich auf Konstanz. Und Trainer Felix Magath freute sich über überraschenden Besuch.
Als beinahe alles schon gesagt war, hatte der ältere Herr in Reihe eins im Pressesaal der Arena doch noch etwas anzumerken. Rudi Gutendorf (84) sprach im vertrauten „Du“ zu Felix Magath, aber eigentlich wandte er sich mit seinem Anliegen mehr an Schalke 04. Also, erklärte der besagte Herr Gutendorf mit tragender Stimme über das Mikrofon: „Ich habe Felix’ Handschrift erkannt, viele erkennen die nicht und sind ungeduldig.“ Magaths Arbeit werde schon noch Erfolge bringen, „aber ihr Schalker müsst Geduld haben!“
Rudi Gutendorf ist ein sehr ehrenwerter Mann. Er hat von Schalke bis Samoa auf der ganzen Welt den Fußball gelehrt; bei den Königsblauen war er von 1968 bis 1970. Seine Worte klangen wie ein Appell aus dem Ältestenrat.
Felix Magath kam dieser Zuspruch des Überraschungsgastes freilich wie gerufen – nach all’ den Zweifeln, die zuletzt aufgekommen waren, ob des Trainers Weg in Schalke noch zum Erfolg führt. Grundlegend sind diese auch mit dem 2:0-Sieg gegen Bayern München noch nicht ausgeräumt – so schnell geht es selbst auf Schalke nicht. Doch die Mannschaft hatte das 0:5 in Kaiserslautern mit einem Erfolg über den Rekordmeister beantwortet und war damit auch Magaths Maßnahmen gefolgt. „Der Trainer ist unser Leitwolf“, versicherte Kapitän Manuel Neuer, „die Mannschaft möchte mit ihm kooperieren.“ In der vergangenen Woche hatten sich die Spieler eigens zu einer Krisen-Aussprache getroffen – ohne den Trainer.
Leitwolf Manuel Neuer
Der Leitwolf auf dem Platz, der sportliche und zugleich auch emotionale Anführer, war freilich Manuel Neuer. In der ersten Halbzeit, als Schalke von den Bayern phasenweise vorgeführt wurde, war es allein dem Nationaltorwart zu verdanken, dass die Blauen nicht vorentscheidend mit zwei oder drei Toren in Rückstand gerieten. Magath, der das Team nur auf zwei Positionen verändert hatte, erklärte die zunächst mutlose Vorstellung mit der Verunsicherung nach der Blamage von Kaiserslautern: „So ein 0:5 steckt keine Mannschaft so leicht weg.“ Doch ohne Neuers Taten hätte Schalke wohl kaum darüber diskutieren können, ob und wie gut die Mannschaft auf Kaiserslautern reagiert hatte.
Er habe schon viele heftige Klatschen in seinem Fußballer-Leben kassiert, erzählte Christoph Metzelder und wurde grundsätzlich: „Entscheidend ist immer die Reaktion in der Woche danach.“ Die müsse positiv ausfallen – und die lieferte Schalke dann in der zweiten Halbzeit gegen Bayern. Die Art und Weise, wie Raúl in der 58. Minute den 1:0-Führungstreffer durch Jose Manuel Jurado vorbereitete und dabei auch eine Verletzung in Kauf nahm, zeigte den weiter vorhandenen Willen, sich zu behaupten. Und das 2:0 durch Benedikt Höwedes neun Minuten später ließ eine riesige Menge Ballast von den Schultern plumpsen – ein solches Erfolgserlebnis hatte Schalke gebraucht. Und übrigens auch Höwedes, der bisher so eine unglückliche Saison spielt, aber gegen Bayern einer der Besten war. Die Einwechslung von Christian Pander, der sein Bundesliga-Comeback nach 19 Monaten feierte, passte zur kollektiven königsblauen Erleichterung.
Metzelder fand, dass Schalke überhaupt „mit Abstand die leidenschaftlichere Mannschaft“ gewesen sei; zumindest konnte man den Spielern in punkto Einsatz nichts nachsagen. Und deswegen grübelte Metzelder, der seinen Kopf ja nicht nur zum Köpfen der Bälle gebraucht: „Ich freue mich über den Sieg, aber gleichzeitig denke ich auch: Wie bescheuert sind wir eigentlich, dass wir so in Kaiserslautern spielen?“ Ja, ja, Schalke hätte sich eine Menge ersparen können. Von den Turbulenzen bis zum Straftraining.
Schalke-Torhüter Neuer zeigte Glanzleistung
1/28
„Ich bin nun mal kein Trainer zum Knuddeln und Liebhaben“, sagte Felix Magath zu all den Ereignissen. Aber damit hätte er auch kein Problem: „Die Fans sollen Manuel Neuer knuddeln und Raúl liebhaben.“ Am Ende geht es eh nur um den Erfolg, den dauerhaften Erfolg. Am Dienstag spielt Schalke in der Champions League in Lissabon, am Sonntag in der Bundesliga in Mainz – Königsblau steht weiter auf dem Prüfstand.
Der Ausgang ist offen. Und nicht nur Rudi Gutendorf gab am Samstag Prognosen ab. Auch Franz Beckenbauer orakelte, Schalke werde „in der Rückrunde das Feld von hinten aufrollen“. Das war indes nach dem Spiel. In der Halbzeit hatte sich derselbe Herr noch etwas anders angehört...
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.