Gelsenkirchen.

Erst hatte Schalke jede Menge Dusel – doch am Ende war die Erleichterung riesengroß. Mit einem 2:0-Sieg gegen Bayern München gelang die erste Wiedergutmachung für die Schmach von Kaiserslautern. Christian Pander feierte sein Comeback.

Jose Manuel Jurado (58.) und Benedikt Höwedes (68.) erzielten die Tore für Schalke, das damit erst einmal durchatmen kann. Allerdings war Bayern in der ersten Halbzeit das klar bessere Team. Die Bayern erlitten damit einen herben Rückschlag bei ihrer geplanten Aufholjagd. Borussia Dortmund kann am Sonntag beim Spiel in Nürnberg auf 17 Punkte davonziehen. Doch dies konnte Schalke zunächst egal sein. Die Spieler lagen sich erleichtert in den Armen und feierten diesen ungemein wichtigen Sieg.

Das Spiel kam erst nach gut 20 Minuten so richtig auf Betriebstemperatur. Schalke hatte die von einem gegenseitigen Abtasten geprägte Anfangsphase noch ausgeglichen gestalten können, doch dann drückten die Bayern mächtig aufs Tempo. Und Schalke konnte sich bei Manuel Neuer bedanken, dass es zur Pause 0:0 stand. Der Nationaltorwart zeigte ausgerechnet gegen die Bayern, die ja ein heftiges Interesse an einer Verpflichtung Neuers haben, was für ein Klassemann da zwischen den Schalker Pfosten steht.

Felix Magath hatte die Mannschaft gegenüber dem 0:5-Debakel in Kaiserslautern nur auf zwei Positionen umgestellt – von großen Konsequenzen konnte da auf dem Platz keine Rede sein. Ivan Rakitic und Jose Manuel Jurado kamen für Jermaine Jones und Jefferson Farfan in die Start-Elf – der Peruaner saß nach seiner Erkältung unter der Woche nur auf der Bank. Und auch Christian Pander blieb zunächst draußen. Bei den Bayern spielte Anatoliy Tymoshchuk den zweiten Innenverteidiger neben Breno – van Buyten und Demichelis haben offenbar das Vertrauen von Trainer Louis van Gaal verloren. Dafür kehrte dessen Landsmann Mark van Bommel ins Mittelfeld zurück.

Ellbogen-Schläge von van Bommel

Und van Bommel war es auch, der die Atmosphäre nach der Anfangsphase auf seine Art anheizte. Zweimal blieben Schalker Spieler nach Ellbogen-Schlägen von van Bommel am Boden liegen, und Peer Kluge bekam das gestreckte Bein des Holländers zu spüren. Schiedsrichter Peter Gagelmann fand alles freilich nicht so schlimm und ließ die Gelbe Karte stecken. Doch die Partie wurde dadurch hitziger – und die Bayern wurden stärker.

Freilich leitete Schalke die erste große Bayern-Chance selbst ein – und zwar durch einen Eckball, den Rakitic völlig missraten in die Bayern-Abwehr getreten hatte. Der folgende Konter landete bei Schweinsteiger, dessen Direktabnahme jedoch das Ziel verfehlte (22.).

Obgleich Schalke in der Innenverteidigung zunächst eigentlich sicher wirkte, war die Mannschaft anfällig bei Kontern. Wie in der 31. Minute, als die Bayern über Ribery und Schweinsteiger die Überzahl ausspielten und Gomez am kurzen Pfosten vorbei schoss. Drei Minuten später Neuers erste Großtat: Da drehte der Torwart einen Schuss von Toni Kroos sensationell um den Pfosten. Kroos fand auch in der 39. Minute in Neuer seinen Meister, und nach dem folgenden Eckball traf Schweinsteiger das Lattenkreuz – da hatte Schalke jede Menge Dusel. „Schalke ist bei weitem nicht so gut wie gegen Lyon“, urteilte Franz Beckenbauer zur Pause bei Sky. Und schmunzelte: „Aber vielleicht ist Bayern auch ein anderer Gegner als Lyon.“

Raúl verletzt

Auf jeden Fall war Schalke in der Offensive über weite Strecken zunächst gar nicht im Spiel. Die Ballkontakte von Raul in der ersten Halbzeit konnte man zum Beispiel an den Fingern einer Hand abzählen. Doch dann hatte Raul in der 58. Minute seinen großen Auftritt: An der Strafraumkante setzte er sich entschlossen gegen Breno durch, drängte von der Seite vors Tor und sah den heranstürmenden Jurado, der den Ball zum 1:0 für Schalke ins Tor hämmerte – vom Innenpfosten rutschte die Torfabrik ins Netz. Schalke war aus dem Häuschen und feierte auch Raul, der seinen vorbildlichen Einsatz mit einer Verletzung bezahlte – er musste gegen Farfan ausgewechselt werden. Unfassbar: Schalke war vor der Pause eine halbe Stunde lang vorgeführt worden, hatte nach dem Wechsel durch Rakitic in der 48. Minute eigentlich seine erste Chance – und führte auf einmal durch Jurado mit 1:0.

Bayern war konsterniert – und Schalke auf einmal aufgewacht. Und in der 67. Minute war die Arena ein Tollhaus: Nach einer Kluge-Flanke köpfte Benedikt Höwedes gegen den Innenpfosten – und drückte den Abpraller höchstpersönlich auch noch zum 2:0 über die Linie.

Das Spiel war völlig auf den Kopf gestellt. Und die Bayern? Eine wirkliche Reaktion kam nicht. Zwar dominierten sie auch danach wieder das Spiel, doch es fehlte der Zug zum Tor. Gomez vergab die besten Chancen in der 84. und 92. Minute. Auf ähnliche Art und Weise hatten die Münchner vor Wochen auch in Dortmund verloren, als sie in der ersten Halbzeit ihre Chancen nicht nutzen konnten und danach unterlagen.

#Und so gab es den größten Gänsehaut-Moment dann noch für Schalke: Als nämlich in der 77. Minute Christian Pander für Jurado eingewechselt wurde. Da tobte die Arena.