Wolfsburg. .
Der FC Schalke 04 machte beim VfL Wolfsburg aus einem 0:2 noch ein 2:2. Trainer Felix Magath ließ seinen Launen freien Lauf.
Die Bewertung fiel positiv aus. Offiziell zumindest. „Mit der ersten Hälfte war ich nicht zufrieden, mit der zweiten dann schon. Ich denke, dass es für uns ein Punktgewinn war“, sagte Felix Magath, der Trainer des FC Schalke 04, nach dem 2:2 beim VfL Wolfsburg. Die Situation ist aber eine andere beim Tabellen-16. der Fußball-Bundesliga. Es zischt – wie in der Volkswagen-Arena – ein schrecklicher Wind um den Klub. Inzwischen sogar ein Stürmchen. Das 3:0 über den FC St. Pauli, und genau das wollten die Gelsenkirchener ja verhindern, ist als Strohfeuer entlarvt worden.
„Magath raus“, haben die Schalker Fans sogar kurz gerufen, als sich ihre Mannschaft das 0:2 eingefangen hatte. Jene Fans auch, die ihrem Trainer in der vergangenen Saison jeden Wunsch erfüllt hätten. Sie teilten laut mit, dass sie die Schnauze voll hätten. Der Artenschutz für den Manager, der den Trainer Felix Magath wohl schon längst gefeuert hätte, wenn dessen Name nicht auch Felix Magath wäre, scheint zu schwinden. Und der haushohe Kredit, den sich der 57-Jährige mit dem zweiten Platz in der vergangenen Spielzeit erarbeitet hat, scheint aufgebraucht zu sein.
Dieses Stürmchen hatte der Schalker Trainer auch gespürt und dadurch offensichtlich etwas verloren: seine Gelassenheit und vor allem seine Souveränität. Er war grantig, er war giftig, er war genervt, und er war auch nicht zum ersten Mal arrogant. Die Frage, warum die Schalker Mannschaft in der ersten Halbzeit ohne Engagement und ohne Inspiration aufgetreten sei, konnte gar nicht zu Ende gestellt werden. „Weiß ich nicht!“, fuhr Felix Magath, der doch Verantwortliche, ins Wort. Basta!
Den Ansatz einer Erklärung hatte Nationaltorwart Manuel Neuer. „Wir sind definitiv zu spät wach geworden“, sagte der 24-Jährige. „Wir müssen wohl immer erst zwei Tore kassieren, damit es auch in den Köpfen ankommt.“ Zwei Tore, die den VfL-Stürmern Grafite und Edin Dzeko gelangen, weil sich Schalkes Innenverteidiger Christoph Metzelder und Benedikt Höwedes für reichlich Sicherheitsabstand entschieden hatten.
Ein nächster Versuch, ein paar Sätze des Trainers einzufangen: Ein Punkt in Wolfsburg reicht also, um aus dem Tabellenkeller herauszukommen? „Wir sind dabei“, sagte Felix Magath nur – in einer Art, als mutiere er gerade vom Gentleman zum Flegel. Und in Teilen der Mannschaft ist es inzwischen auch so weit, dass der eine oder andere gemeinsam mit den Fans und den vielen, vielen Missgönnern, die Felix Magath glaubt zu sehen, daran zweifelt, dass alles gut oder zumindest besser wird.
Huntelaars Handspiel vor dem Tor zum 2:2
„Wichtig ist, dass wir eine Perspektive schaffen“, sagte Manuel Neuer und meinte nicht nur die laufende Saison, sondern speziell auch seine Zukunft in seiner Heimat, auf Schalke. Und diese Perspektive wäre? „Die Perspektive ist“, sagte er, „dass wir da unten weg- und mindestens auf einen einstelligen Tabellenplatz kommen. Aber das ist im Moment ein Traumziel.“
Das klingt nicht gut.
Das Einzige, das zurzeit beim FC Schalke 04 klingt, um in diesem Klang-Bild zu bleiben, ist die ausgezeichnete Fitness. Einmal mehr ist die Mannschaft in dieser Saison nach einem Rückstand zurückgekommen und schaffte in Wolfsburg durch ein irreguläres Tor – Klaas-Jan Huntelaar hatte sich den Ball mit dem linken Arm vorgelegt – auch noch das 2:2.
Doch auch darüber wollte Felix Magath am Samstag im Detail nicht wirklich diskutieren. „Der Ball ist ihm an die Hand gesprungen, das war kein absichtliches Handspiel“, sagte er nur, um die vermeintlich Unwissenden aufzuklären: „Die Regel ist da ein bisschen kompliziert.“
Offensichtlich so kompliziert, dass beim Schalker Trainer sogar die Fairness auf der Strecke geblieben ist und Dieter Hoeneß von einer Schande sprach. „So“, sagte der Wolfsburger Manager bei seiner Bewertung der Leistung von WM-Schiedsrichter Wolfgang Stark, „geht das nicht.“