Nürnberg.
Der Rückschlag beim 1:2 in Nürnberg hat Schalke schwer getroffen. Alarmierend die Aussage von Manuel Neuer: „In der momentanen Situation auf Schalke fühle ich mich nicht wohl.“
Für die nächsten Tage hat sich Manuel Neuer erstmal verabschiedet. Es ist nicht so, dass er den Tapetenwechsel herbeisehnt, aber bei der Nationalmannschaft kann der Torwart mal für ein paar Tage die Schalker Krise hinter sich lassen. Am Samstag, nach der 1:2-Niederlage beim 1. FC Nürnberg, wirkte Neuer angesichts des erneuten Rückschlags ziemlich niedergeschlagen. Später, beim Besuch im Studio des Fernsehsenders Sky, sagte er allerdings auch: „Ich hoffe, dass wir die Biege kriegen und wieder auf einen erfolgreichen Weg kommen.“
Drei Tage zuvor hatte Schalke den 2:0-Sieg gegen Benfica Lissabon noch als Trendwende gewertet, doch in der Bundesliga war die Mannschaft nun überhaupt nicht wiederzuerkennen. Schalke versuchte, die Punkte mit minimalem Aufwand mitzunehmen. Und kassierte am Ende die fünfte Niederlage im siebten Bundesliga-Spiel, weil sich die Mannschaft in der zweiten Halbzeit selbst schwächte: Erst durch eine Gelb-Rote Karte gegen Jermaine Jones (53.), dann durch haarsträubende Konzentrationsfehler bei den Nürnberger Toren von Mike Frantz (62.) und Andreas Wolf (84.). „Das war kein Vergleich mit dem Spiel gegen Lissabon, wo wir viel investiert haben“, schimpfte Felix Magath: „Wir haben katastrophale Fehler gemacht. Das ist mir unerklärlich, so dass ich davon ausgehe, dass der eine oder andere Spieler mit den Gedanken schon bei seiner Nationalmannschaft war.“ Neuer war dabei jedoch nicht gemeint.
Magath hatte eine solche Erklärung schon vor Wochen gegeben. Dass er die gleiche Begründung nun wieder heranzieht, lässt den Schluss zu, dass er das Problem gegenwärtig nicht lösen kann und Schalkes Talfahrt selbst den dreifachen Meister-Trainer relativ ratlos macht. Auf jeden Fall war es fast ein Stück aus dem Tollhaus, wie sich der Vorjahres-Vizemeister kurz vor Schluss der Partie die Niederlage einfing, nachdem Klaas-Jan Huntelaar zwischendurch zum 1:1 getroffen hatte. Es war das fünfte Tor des Holländers in seinem siebten Spiel (viermal Bundesliga, einmal Champions League).
Der Tadel ging an Ivan Rakitic, der das 1:2 erst mit einem unglaublichen Rückpass einleitete und dann auch noch höflich in der Zuschauer-Rolle blieb, als Wolf den folgenden zweiten Eckball zum Sieg für Nürnberg einköpfte – der erste Kopfball war noch an den Pfosten geklatscht. „Spätestens da hätten wir gemerkt haben müssen, dass die Nürnberger mit ihren Eckbällen brandgefährlich sind“, ärgerte sich Benedikt Höwedes. Tatsächlich durfte man sich fragen, wo die Schalker Spieler mit ihren Gedanken waren: Und da greift dann vielleicht doch wieder Magaths Erklärung mit den Länderspiel-Abstellungen – auch wenn das eigentlich ein Unding ist.
Neuer ohne Schuld - Jurado schwach
Auf jeden Fall stöhnte Manuel Neuer: „Wir haben aus unseren Fehlern nichts gelernt.“ Gemünzt war dies allerdings auf die Flut an Roten Karten, die Schalke in dieser Saison kassiert: Die Gelb-Rote Karte für Jones war schon der vierte Feldverweis im zehnten Pflichtspiel. Jones war mit gestrecktem Bein gegen Club-Torwart Raphael Schäfer eingestiegen und hatte die Gesundheit des Gegenspielers riskiert – insofern war der Platzverweis okay. Allerdings wies Klaas-Jan Huntelaar nicht zu Unrecht darauf hin: „Wenn der Schiedsrichter so konsequent pfeift, dann muss er uns nach dem Handspiel von Wolf im Strafraum auch einen Elfmeter geben.“
So hängt Schalke ganz unten fest: Vier Punkte nach sieben Spielen – das ist die Bilanz eines Absteigers. Und das ist es, was Manuel Neuer so deprimiert: Er will auch in der kommenden Saison wieder international spielen, aber Schalke droht dieses Ziel aus den Augen zu verlieren. Und deswegen ist Neuers Ankündigung für Schalke alarmierend: Irgendwann werde vielleicht der Zeitpunkt kommen, an dem er sich mit einem möglichen Vereinswechsel beschäftigen könnte. Neuer bei Sky: „Bis jetzt habe ich die Entscheidung nicht getroffen, und ich weiß nicht, ob es eine Bauch- oder Kopfentscheidung ist. In der momentanen Situation auf Schalke fühle ich mich nicht wohl.“ Normalerweise, fügte er noch an, würde er sich auf Schalke wohlfühlen. Aber derzeit wirkt er ziemlich niedergeschlagen.