Gelsenkirchen. .

Felix Magath war schon lange genervt, jetzt hat er auch diese Baustelle rechtzeitig vor Saisonbeginn geschlossen: Der Brasilianer Rafinha, verlässt Schalke 04 nach fünf Jahren definitiv Richtung FC Genua.

Rafinha beschert den Königsblauen eine Ablösesumme von geschätzten acht Millionen Euro. Offiziell gab es zu den Wechselmodalitäten keine Stellungnahme.

Mit dem Abgang des 24-jährigen Brasilianers steht nun auch fest, dass der Vizemeister in der bevorstehenden Saison mit einer nahezu komplett neuen Abwehrreihe antreten wird. Hatte Magath zuvor doch schon seinen Kapitän Heiko Westermann, Marcelo Bordon und Carlos Zambrano ziehen lassen. Vom letztjährigen Abwehrstamm vor Torwart Manuel Neuer blieben allein Benedikt Höwedes und Lukas Schmitz. Hinzugekommen sind inzwischen Christoph Metzelder (Real Madrid), Tim Hoogland (Mainz 05), der Grieche Kyriakos Papadopoulos, der Japaner Atsutso Uchida und gerade erst der spanische U-21-Nationalspieler Sergio Escudero.

Eine Einkaufspolitik, die schon vermuten ließ, dass der Coach Rafinha nicht mehr auf der Rechnung hatte. „Ich kann nicht langfristig mit ihm planen, weil er anscheinend immer auf dem Sprung zu einem anderen Club steht", hatte Magath gesagt.

Obendrein war der Brasilianer auch nach diesem Sommerurlaub wieder zu spät und – schlimmer noch – in einem schlechten körperlichen Zustand zurückgekehrt. In Genua, wo er u.a. den früheren Bayern-Torjäger Luca Toni treffen wird, soll Rafinha einen Vier-Jahres-Vertrag unterzeichnen.

In Ungnade gefallen

Auf Schalke war Rafinha spätestens nach Bekanntwerden seines Flirts mit dem FC Bayern in Ungnade gefallen. Schon vorher hatte der temperamentvolle Brasilianer sein Ansehen in der Liga durch ständige Provokationen, Diskussionen mit dem Schiedsrichter oder höhnischem Applaus für vom Platz gestellte Gegenspieler lädiert.

Rafinha selbst war sich dieser fatalen Entwicklung offensichtlich gar nicht bewusst. Wovor jemand mit dem zwischen Größenwahn und Naivität schwankenden Spieler in Gericht geht, sollte er bedenken, dass Rafinha mit 15 seinen Vater verlor und mit 18 sein Elternhaus in Londrina verließ, um auf Schalke ins kalte Profi-Wasser geworfen zu werden. Nach den ersten Profi-Jahren mag der Außenverteidiger, der bei Schalke in fast jedem Spiel die meisten Ballkontakte hatte und über die Jahre gesehen einer der konstantesten Leistungsträger war, ja mit allen Wassern gewaschen gewesen sein. Diplomatie aber hat er nie gelernt.

Ein Beispiel. Bei einem Gespräch mit Rafinha vor gut einem Jahr kam auch seine Unart zur Sprache, gelbe oder rote Karten für seine Kontrahenten zu fordern. Erwartet worden war eine entschuldigende Antwort. Rafinha jedoch sagte mit entwaffnendem Lächeln: „Ich tue nur, was meiner Mannschaft nützt – und werde das auch weiter tun.“ In Zukunft jedoch nicht mehr für Schalke.