Gelsenkirchen. Die Profis von Schalke 04 hielten dem Druck stand: Sie gewannen das Kellerduell gegen Schlusslicht Osnabrück mit 4:0 (1:0). Die Fans feierten.
Der Frust musste einfach raus. Soeben hatte Paul Seguin getroffen, für den FC Schalke 04 das zweite Tor im Zweitliga-Kellerduell gegen den VfL Osnabrück erzielt, da rannte er zur Eckfahne und traf sie beim Torjubel so feste, dass sie zerbrach. So erleichtert wie Seguin nach seinem Treffer waren alle Königsblauen. Die S04-Profis hielten dem großen Druck stand und fegten das erschreckend schwache Schlusslicht mit 4:0 (1:0) vom Platz.
Schalke-Plakat der Ultras: „Zerreißen für drei Punkte“
Mit Spannung erwartet worden war die Reaktion der Schalker Fans auf die Negativserie und die fürchterliche Spielweise - doch sie blieben neutral. Die Ultras Gelsenkirchen präsentierten lediglich ein Plakat mit der Aufschrift „Ohne Wenn und Aber - Zerreißen für drei Punkte“ und gaben den Profis während des Aufwärmens den Sprechchor „Auf geht‘s Schalke kämpfen und siegen“ mit auf den Weg. Emotionaler Höhepunkt blieb der Auftritt des Ruhrkohle-Chors, der zehn Minuten vor dem Anpfiff in der abgedunkelten Arena das Steigerlied sang.
Während das bei den 62.000 Zuschauern noch für Gänsehaut sorgte, galt das nicht für die erste Halbzeit. Es war ein schlechtes Fußballspiel zwischen zwei unsicheren Mannschaften. Die Schalker hinterließen noch den etwas besseren Eindruck, sie hatten deutlich mehr Ballbesitz (64 Prozent), was aber nicht zu guten Pässen nach vorn führte, sondern zu endlosen Querpass-Stafetten der Abwehrspieler. Trainer Karel Geraerts hatte ein Team etwas überraschend im 4-4-2-System mit Raute im Mittelfeld angeordnet, drei Spieler rückten neu in die Mannschaft: Paul Seguin, Tobias Mohr und Simon Terodde.
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Kapitän Terodde hatte nach fünf Minuten die erste Chance - nach einer Kopfballvorlage von Bryan Lasme schoss er hauchdünn am linken Pfosten vorbei. Hofften die Fans auf ein munteres Offensivspiel, wurden sie enttäuscht. Beide Teams zeigten große technische Schwächen, verloren oft unnötig im Spielaufbau den Ball, sie machten es den Abwehrreihen nicht schwer. Die 1:0-Pausenführung verdankten die Schalker einem Eigentor. Nach einer Ecke von Paul Seguin prallte der Ball vom Kopf des Osnabrückers Niklas Wiemann an Torwart Lennart Grill vorbei ins Netz - als Torschütze durfte sich im offiziellen DFB-Bericht allerdings Marcin Kaminski führen lassen. Ein bisschen Billard, ein bisschen Slapstick - aber viel Glück für Schalke. Bis zur Pause passierte fast nichts, nur Terodde kam zu zwei weiteren Abschlüssen (31./45.). Hatte er vor zwei Jahren im Aufstiegsjahr aus jeder noch so schwierigen Position getroffen, dauert seine Formkrise an. Und Osnabrück? Der Tabellenletzte hatte während der Woche Uwe Koschinat als neuen Trainer präsentiert, doch ein Effekt war nicht zu spüren. Die 6000 mitgereisten Osnabrücker Fans waren deutlich besser in Form als die elf Spieler auf dem Platz.
Schalke: Terodde holt Elfmeter heraus - und verwandelt selbst
In der zweiten Hälfte spielten die Schalker auf die Nordkurve, die sie zuletzt so oft enttäuscht hatten. Und sie spielten deutlich munterer und zielstrebiger als vor der Pause. Bryan Lasme hatte eine Kopfballchance, da waren nach der Pause erst 60 Sekunden gespielt. In der 49. Minute fiel das zweite Tor: Schalke konterte gegen weit aufgerückte Osnabrücker, Derry John Murkin gelang ein punktgenauer Seitenwechsel, Paul Seguin erzielte mit einem Flachschuss ins linke Eck das 2:0 und ließ die Eckfahne leiden. Knapp zehn Minuten später verhalf Video-Assistent Timo Gerach den Schalkern zum dritten Tor: Nach einem Zweikampf zwischen Wiemann und Terodde im Strafraum ließ Schiedsrichter Tom Bauer zunächst weiterspielen, entschied dann aber nach Studium der Bilder um. Terodde, zuvor unglücklich, schnappte sich selbst den Ball, verwandelte sicher zum 3:0 (62.). In der 71. Minute ließ Kenan Karaman das 4:0 folgen - per Kopf traf er nach einer Flanke von Tobias Mohr.
Der Rest war Schaulaufen. Die Fans in der Nordkurve feierten - und Schalkes Abwehr gelang an diesem Abend sogar etwas Besonderes: Zum zweiten Mal in dieser Saison blieb sie ohne Gegentor.