Ulm. Schalke-Trainer Thomas Reis wagte beim Testspiel in Ulm einige Experimente. Diese 04 Dinge fielen im Donaustadion auf.

Eigentlich hatte der FC Schalke 04 in Ulm mehr zu verlieren als zu gewinnen: Als verunsicherter Zweitligist bei einem formstarken Drittligisten zu spielen, ist undankbar. Die Gefahr eines weiteren Rückschlags war groß – und den hätten die Gelsenkirchener aktuell nicht brauchen können. Doch es kam anders: Schalke siegte beim SSV Ulm mit 4:2 (1:0) und überzeugte dabei vor allem in der 2. Halbzeit.

Schalke: Thomas Reis wagte einige Experimente

Zwar betonte Trainer Thomas Reis nach dem Schlusspfiff, dass er in Ulm bewusst keine B-Mannschaft spielen lassen wollte, doch einige Experimente wagte der 49 Jahre alte Fußball-Lehrer trotzdem. Diese 04 Dinge fielen im Donaustadion auf.

01: Schalke-Trainer Thomas Reis testet die Doppel-Sechs

In der Liga fehlt Ron Schallenberg nach seiner Roten Karte noch gesperrt, doch im Testspiel durfte der defensive Mittelfeldspieler wieder einige Minuten sammeln. Interessant war in Ulm allerdings, dass er nicht als alleiniger Sechser agierte, sondern in Niklas Tauer einen Nebenmann bekam. In den ersten Saisonspielen spielte Ex-Paderborner Schallenberg stets allein vor der Abwehr – und konnte die hohen Erwartungen in dieser Rolle noch nicht erfüllen.

Wirklich gut harmonierten Schallenberg und Tauer auf der Doppel-Sechs in der Anfangsphase allerdings noch nicht. In den ersten 30 Minuten kamen die Ulmer immer wieder zu Torchancen – auch nach Kombinationen durch die Mitte. Gerade Niklas Tauer leistete sich einige leichte Fehler, die so in der 2. Bundesliga nicht passieren dürfen.

Trotzdem ist es denkbar, dass Schalke auch in der Liga künftig mal mit einem zweiten Sechser neben Schallenberg spielen wird. Gerade gegen offensivstarke Gegner, die in den kommenden Wochen auf S04 warten, muss das Zentrum kompakt und sicher stehen. Ein weiterer defensiver Mittelfeldspieler kann da nicht schaden.

02: Torwart Ralf Fährmann vom Berater-Stress unbeeindruckt

Viel wurde in den vergangenen Wochen über Ralf Fährmann gesprochen. Sein Berater Stefan Backs hatte sich in der Sportbild über die fehlende Wertschätzung für den Torwart auf Schalke beklagt und auch Trainer Thomas Reis kritisiert. Vor dem Spiel bei Wehen Wiesbaden sorgte das für zusätzliche Unruhe. Die Konsequenz: Reis verbannte Fährmann für das Wiesbaden-Spiel aus dem Kader.

Nach dem Trubel um seinen Berater durfte Torwart Ralf Fährmann (m.) wieder für Schalke spielen.
Nach dem Trubel um seinen Berater durfte Torwart Ralf Fährmann (m.) wieder für Schalke spielen. © ffs | Teresa Kroeger

Inzwischen haben sich Reis und Fährmann ausgesprochen. „Ich habe ihm die ganze Situation noch einmal erklärt. Die Vorbereitung ist für ihn unglücklich gelaufen, aber meinerseits haben wir jetzt alles ausgeräumt“, erklärte der Trainer. Positiv war auch Fährmanns sportliche Reaktion in Ulm. Der 34 Jahre alte Ur-Schalker spielte stark. „Ralle hat sehr gut gespielt und uns in der ersten Halbzeit im Spiel gehalten“, lobte Reis.

In der Liga wird Fährmann zwar weiterhin die Nummer zwei hinter Marius Müller bleiben, doch in den 90 Minuten in Ulm bewies er, dass man sich auf ihn verlassen kann. „Ich bin wirklich froh, dass wir so einen Konkurrenzkampf haben“, sagte Reis. „Es ist toll, dass Ralle so eine Leistung zeigen konnte. Auf der Torwart-Position sind wir wirklich sehr, sehr gut besetzt.“

03: Schalkes Offensivspieler sammeln Selbstvertrauen

Jedes Tor gibt Selbstvertrauen – gerade bei Offensivspielern ist das extrem wichtig. Und gleich vier Schalker konnten sich beim 4:2-Sieg in Ulm belohnen. Vor der Pause traf Tobias Mohr zum 1:0 – für den 28-Jährigen war es nach seinem Treffer in Wiesbaden schon das zweite Erfolgserlebnis binnen weniger Tage. Nach der Pause legten Soichiro Kozuki, Sebastian Polter und U23-Aushilfe Niklas Castelle nach.

Auffällig war, dass die Chemie zwischen Polter und Kozuki stimmte. Mehrfach zeigten die beiden S04-Profis über die rechte Seite gute Kombinationen, aus denen zwei Tore entstanden sind. Beide hatten zu Saisonbeginn unter Trainer Thomas Reis einen schweren Stand. Kozuki präsentierte sich formschwach, Polter hatte zuletzt Verletzungssorgen. Nun haben beide gezeigt, dass sie auch in der 2. Liga gute Alternativen sein können.

Mehr News zum Schalke-Testspiel in Ulm

Der 22 Jahre alte Niklas Castelle ist vom Zweiliga-Kader zwar noch ein Stück entfernt, doch auch er konnte Eigenwerbung betreiben. Der U23-Stürmer überzeugte nach seiner Einwechslung in Ulm mit gutem Tempo und Zug zum Tor. Gleich mehrere gute Chancen erarbeitete sich Castelle – und eine davon nutzte er zum zwischenzeitlichen 2:0.

04: Schalke ist noch immer ein Publikumsmagnet

Zweite Liga hin oder her: Das Testspiel in Ulm zeigte, dass der FC Schalke 04 weiterhin viel Anziehungskraft hat. Am Freitagabend kamen 8.112 Zuschauer zur Partie im Donaustadion – die Mehrzahl von ihnen trug königsblaue Trikots. Auch in Süddeutschland gibt es noch immer zahlreich S04-Fans, die die Gelegenheit genutzt haben, die Schalke-Profis in Ulm zu sehen.

Zahlreiche Schalke-Fans sahen den 4:2-Sieg von S04 in Ulm.
Zahlreiche Schalke-Fans sahen den 4:2-Sieg von S04 in Ulm. © ffs | Teresa Kroeger

Selbst von verhältnismäßig hohen Eintrittspreisen ließen sich die Fans nicht abschrecken. Denn in Ulm wurden die Testspiel-Tickets zum Drittliga-Tarif verkauft. Heißt: Sitzplätze kosteten je nach Kategorie 22 oder 33 Euro, Stehplätze 16,50 Euro. Viel Geld für ein Testspiel.