Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 präsentierte am Donnerstag das erste Sportkonzept des Klubs. Doch ist es der erhoffte große Wurf? Ein Kommentar.
Einen großen Fehler machte der FC Schalke 04 bereits bei der Ankündigung des Sportkonzepts. 45 Minuten vor der Veröffentlichung stellte Sportvorstand Peter Knäbel in einem vorab veröffentlichten Interview nicht die Stärken des Papiers heraus, sondern beschrieb, worum es nicht gehe: um eine Spielphilosophie.
Genau das hatten sich die meisten der Fans und Mitglieder erhofft, und genau das ist das Problem dieses Konzepts: Schon vor zehn Jahren wurde das Konzept durch ein verabschiedetes Leitbild angefordert, Knäbel gab zuletzt mehrfach an, daran zu arbeiten – je häufiger er das betonte, desto höher wurde die Erwartungshaltung. Kein Wunder, dass einige Fans enttäuscht sind, mehr erwartet hatten.
Dabei hat das Konzept starke Kapitel, die eindeutig Knäbels Handschrift tragen. Wer auch immer künftig für die Knappenschmiede arbeitet, weiß genau, an welche Punkte er sich halten muss. Das ist alles gut durchdacht und überzeugend. Nachwuchsarbeit - da kennt sich Knäbel aus, das ist deutlich zu merken. Und: Die Persönlichkeitsentwicklung zum zentralen Punkt zu machen – wer würde da schon widersprechen?
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Die für den Profibereich formulierten Eckpunkte könnten so aber auch in einem Sportkonzept von kleinen Vereinen wie Elversberg, Sandhausen oder Regensburg stehen. Sie bleiben meist vage. Wohl jeder Profiklub arbeitet mit datenbasierten Scouting- und Analysekennziffern, jeder deutsche Klub mit Ausnahme des FC Bayern wünscht sich eine dauerhafte Kaderwertsteigerung mit hohen Transfereinnahmen. Festgeschrieben steht, dass keine Leihen ohne Option mehr auf Schalke erwünscht sind – in diesem Fall eine unnötige Festlegung, die in diesem Sommer einige Transfers verhindert hat.
Übrigens: Eine Spielphilosophie beschreibt Schalke doch – aber nur auf drei von 72 Seiten. Geprägt sei sie durch Mut, Dynamik und Entschlossenheit bis zur letzten Minute. Das ist inhaltlich etwas dünn.