Gelsenkirchen. Thomas Ouwejan überzeugt bei Schalke 04 zu Saisonbeginn. Das Vertrauen in seine Flanken ist zurück – dabei war er eigentlich Wechselkandidat.

Endlich wieder wichtig für die Mannschaft sein. Als Thomas Ouwejan vor rund dreieinhalb Wochen im Trainingslager mit der WAZ über seine persönlichen Ziele für die anstehende Zweitligasaison sprach, kam ihm dieser Punkt zuerst in den Sinn. Dass der 26 alte Niederländer in den vergangenen Monaten immer wieder von kleineren und größeren Verletzungen ausgebremst wurde, nagte sichtlich an ihm. Die ständigen Ausfallzeiten sorgten dafür, dass er bei Schalke 04 nicht mehr unumstritten war. Zeitweise war er sogar Wechselkandidat.

Ein Innenbandriss im Knie setzte Ouwejan im Winter wochenlang außer Gefecht. Als er dann während der Rückrunde wieder einsatzfähig war, kam er nicht in Form und verlor seinen Stammplatz an Henning Matriciani (23). „Eine solch schwere Knieverletzung ist immer scheiße“, sagte der Linksverteidiger.

Schalke: Ouwejan bester S04-Profi gegen Kaiserslautern

Zu Saisonbeginn in guter Form: Schalkes Linksverteidiger Thomas Ouwejan.
Zu Saisonbeginn in guter Form: Schalkes Linksverteidiger Thomas Ouwejan. © firo

Gründe zu hadern hat Ouwejan aktuell nicht mehr. Denn sportlich geht es beim Niederländer wieder bergauf. In der 2. Bundesliga sind zwar erst zwei Partien gespielt, doch der Linksverteidiger hat bereits bewiesen, dass er tatsächlich wieder wichtig für die Schalker Mannschaft sein kann. Schon bei der 3:5-Auftaktniederlage beim Hamburger SV hatte er in der Offensive einige gute Aktionen – etwa sein technisch starkes Volley-Tor zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung.

Beim 3:0-Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern war Ouwejan dann sogar bester Schalker. Seine Ecken und Freistöße sorgten für viel Gefahr. Mit einer cleveren Aktion zwang er Lauterns Torwart Andreas Luthe zudem zu einem Foul, wofür dieser die Rote Karte sah. Ja sogar in der Defensive überzeugte Ouwejan mit gutem Timing bei seinen Rettungsaktionen. Seine beste Szene: Mustergültig bereitete der Linksverteidiger per Freistoß die 1:0-Führung durch Simon Terodde vor. Aus kurzer Entfernung musste der 35 Jahre alte Stürmer nur noch seinen Kopf hinhalten.

Ouwejan-Freistoß, Terodde-Tor. „Es kann so einfach sein“, sagte der Niederländer mit einem Lachen auf den Lippen nach dem Heimsieg gegen die Pfälzer. Bei vielen Fans in der Gelsenkirchener Arena sorgten die Szenen des 1:0 für ein kleines Déjà-vu. Denn schon in der Aufstiegssaison 2021/22 leitete Ouwejan mit seinen Standardsituationen einige Tore ein – auch von Simon Terodde.

Schalke: Hechelmann traut Ouwejan eine Top-Saison zu

Schalkes Verteidiger Thomas Ouwejan (links) bejubelt mit Tobias Mohr sein Tor im Zweitliga-Auftaktspiel gegen den HSV.
Schalkes Verteidiger Thomas Ouwejan (links) bejubelt mit Tobias Mohr sein Tor im Zweitliga-Auftaktspiel gegen den HSV. © getty Images

Schalkes Trainer Thomas Reis hofft, dass dieses Erfolgsrezept auch in den kommenden Monaten funktioniert. „Das war der Gedanke, als ich hier auf Schalke angefangen habe. Ouwejan schießt sehr gefährliche Standards. Das war leider oft nicht möglich, weil er viel verletzt war“, sagte der 49-Jährige. „Aber seien Flanken können eine Waffe sein, heute waren sie ein Dosenöffner.“

Zum Aufstieg 2022 trug Ouwejan acht Vorlagen und drei Tore bei – fast alle in der Hinrunde. „Warum soll er das nicht auch jetzt schaffen?“, fragt Sportdirektor André Hechelmann. „Den Fuß dazu hat er.“ Der Verteidiger selbst kündigt auf Nachfrage an, es zu versuchen, diese Top-Marke erneut zu erreichen. „Aber es ist natürlich nicht so einfach.“ Statt großer Worte will er lieber Taten sprechen lassen.

Schalke will sich nicht nur auf Ouwejans Standards verlassen

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Auffällig ist bei Ouwejan: Nach schwierigen Monaten ist beim 26-Jährigen nun endlich das Selbstvertrauen zurück. Die Überzeugung, Freistöße und Ecken gefährlich in den Strafraum zu bringen, ist wieder da. „Das Vertrauen ist einfach da“, sagt er, obwohl er seine Flanken nicht intensiver oder anders trainiert als in der Vorsaison.

Gelingt es Thomas Ouwejan, auch in den kommenden Wochen an seinen guten Liga-Start anzuknüpfen, dürfte er für Schalke 04 tatsächlich wieder ein Schlüsselspieler werden – so wie er es sich im Trainingslager gewünscht hat. Sein Trainer traut ihm diese Rolle in jedem Fall zu, mahnt aber auch: „Ich hoffe, dass Thomas nicht unser einziger Schlüsselspieler in dieser Saison sein wird.“ Denn einzig auf die guten Ouwejan-Flanken verlassen wollen sich die Schalker nicht.

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