Mittersill. Henning Matriciani ist die Allzweckwaffe von Schalke 04. Doch die Vielseitigkeit kann für den Verteidiger auch Schattenseiten haben.

Als der FC Schalke 04 vor dem Abflug ins Trainingslager nach Mittersill ein Foto von Henning Matriciani in den Sozialen Medien veröffentlichte, wurde eine kleine Welle der Begeisterung ausgelöst. In den Kommentarspalten schwärmten die S04-Fans vom 23 Jahre alten Verteidiger, der nach seinem Sonderurlaub erst in Österreich mit der Saisonvorbereitung startet. Bis zuletzt war er noch mit der U21-Nationalmannschaft unterwegs.

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Schon seit Monaten genießt Matriciani bei den Fans Kultstatus, wird als GOAT (Greatest Of All Time), also als bester Spieler aller Zeiten, gefeiert. Nicht, weil er seine Gegenspieler technisch in Grund und Boden spielt, sondern wegen seines unbändigen Einsatzes. Bewiesen hat er diesen unter anderem beim 2:2 im Derby gegen Borussia Dortmund als er mit einer waghalsigen Grätsche kurz vor Schluss einen Schuss von Mahmoud Dahoud blockte und den Schalkern so einen Punkt sicherte.

Schalke: U21-EM war ein Highlight für Henning Matriciani

Wieder im Training: Henning Matriciani
Wieder im Training: Henning Matriciani © RHR-Foto

Durch Aktionen wie diese hat sich Henning Matriciani auf Schalke etabliert – auch innerhalb der Mannschaft ist sein Ansehen gestiegen. Für den gebürtigen Lippstädter ist das noch immer surreal, denn eigentlich hatte er schon gar nicht mehr daran geglaubt, es in den Profifußball zu schaffen. Bis Sommer 2020 spielte er beim SV Lippstadt in der Regionalliga und arbeitete nebenher als Physiotherapeut – doch dann kam Schalke 04 auf ihn zu. Über die U23 arbeitete sich Matriciani zu den Profis hoch und erkämpfte sich immer mehr Einsätze. Auf beachtliche 22 Bundesligaspiele kam er in der vergangenen Saison.

Stammspieler bei der U21

Ja sogar bei der U21-Europameisterschaft in Georgien und Rumänien war Matriciani Stammspieler im DFB-Team. In allen drei Gruppenspielen stand der Schalker in der Anfangsformation. Schon das beweist: In der Defensive zählt Henning Matriciani, der nie in einem Nachwuchsleistungszentrum gefördert wurde, zu den größten Talenten Deutschlands.

Obwohl Deutschland bei der U21-EM enttäuschte, war das Turnier ein Karriere-Highlight für Matriciani. Jetzt allerdings steht für ihn der Alltag an – schweißtreibende Trainingseinheiten mit seinen Kollegen von Schalke 04. Eigentlich sollte Matriciani erst am Samstag in Mittersill erstmals wieder trainieren, doch freiwillig war er schon in der vergangenen Woche wieder in Gelsenkirchen, um an zwei Tagen Laufeinheiten zu absolvieren. „Ich bin froh, dass er wieder da ist“, sagt sein Trainer Thomas Reis. „Henning fühlt sich gut. Die Reise mit der U21 hat er genossen, auch wenn es mannschaftlich nicht erfolgreich war, hat es ihn definitiv weiter gebracht in seiner Entwicklung.“

Henning Matriciani hat bei Schalke 04 noch keine feste Position

Henning Matriciani (vorne) und Schalkes Trainer Thomas Reis
Henning Matriciani (vorne) und Schalkes Trainer Thomas Reis © RHR-Foto

Schon in der ersten Trainingseinheit fiel auf, dass Matriciani mit viel Selbstvertrauen aus dem Urlaub zurückgekehrt ist. Eigentlich ist der 23-Jährige eher zurückhaltend, doch bei einer Spielform zu Beginn der Einheit übernahm er in seiner Gruppe Verantwortung, war Wortführer, zählte angekommene Pässe seiner Kollegen laut mit.

Gut möglich, dass er auch in der kommenden Zweitligasaison mehr Verantwortung übernimmt als zuletzt. Durch seine ordentliche Rückrunde sind auch die Erwartungen an Matriciani gestiegen. „Man sollte nicht die ganze Bürde auf ihn legen“, erklärt Trainer Thomas Reis. Weil Matriciani in der Defensive alle Positionen spielen kann, war er in der Vorsaison noch ein Lückenfüller, er spielte dort, wo Not am Mann war. Mal links, mal rechts, mal in der Innenverteidigung. "Einen Segen für die Kaderplanung“, nennt Sportvorstand Peter Knäbel den Schalker Fan-Liebling deshalb. „Henning ist unsere Allzweckwaffe. Dadurch hat er sich viele Einsätze verdient“, sagt Thomas Reis.

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Es fehlt an der Feinabstimmung mit den Nebenleuten

Diese Flexibilität hat allerdings nicht nur Vorteile – denn durch die vielen Positionswechsel fehlte es Matriciani zeitweise an wichtigen Feinabstimmungen mit den direkten Nebenleuten. Mittelfristig dürfte er deshalb eine feste Position anstreben, um mehr zu sein als „nur“ Lückenfüller. Vorerst wird er auf Schalke vor allem in der Innenverteidigung und hinten links gebraucht – denn da drückt personell noch der Schuh. „Es herrscht Konkurrenzkampf“, betont Reis. „Auf links kann Henning ein Konkurrent für Thomas Ouwejan sein.“ In der Zentrale könnte er neben Marcin Kaminski spielen.

Wo Matriciani tatsächlich spielt, dürfte für seine vielen Fans allerdings zweitrangig sein. Stimmt beim 23-Jährigen weiterhin der Einsatz, wird er auf Schalke auch 2023/24 für Begeisterung sorgen.