Gelsenkirchen. Schalke tritt am Samstag beim FC Bayern an. Fünf Profis droht eine Gelbsperre. Soll Trainer Thomas Reis sie schonen? Er steckt im Dilemma.
Ein Blick zurück, drei, vier Monate vielleicht: Der FC Schalke 04 ist Tabellenletzter der Bundesliga, abgeschlagen dazu. Der Spielplan sieht vor, dass am drittletzten Spieltag die Auswärtsreise zum FC Bayern München geht (Samstag, 15.30 Uhr/Sky). Darauf angesprochen, reagierten die Schalke-Fans mit Gefühlsregung irgendwo zwischen Rekordniederlage und Weltuntergang. Nun aber ist das ganz anders. Schalke kletterte vor einer Woche zum ersten Mal seit sieben Monaten auf einen am Saisonende rettenden Platz – und der große FC Bayern scheint so verwundbar zu sein wie selten in den vergangenen zehn Jahren.
Auf diese bemerkenswerte Entwicklung wies auch Schalkes Trainer Thomas Reis bei der Pressekonferenz am Donnerstag hin. „Wenn man sich das mal überlegt: Vor ein paar Wochen hat niemand das Gefühl gehabt, dass in München etwas machbar ist. Auf einmal hat jeder im Kopf, dass du etwas holen kannst“, sagte Reis, um dann gleich hinterher zu schicken: „Es wird unheimlich schwer, Bayern hat individuell eine tolle Mannschaft, die immer in der Lage ist, richtig ins Rollen zu kommen.“ Sowohl die Schalker allgemein als auch Reis persönlich wissen das: Als Trainer des VfL Bochum unterlag Reis den Bayern in der Hinrunde mit 0:7. Das letzte Bundesliga-Spiel der Schalker in München endete sogar 0:8.
Schalke-Trainer Reis: "Es könnte sein, dass Frey spielt"
Obwohl aber die Ausgangsposition günstig für Schalke scheint, hat Reis ein Problem mit seiner Startelf. Eigentlich stünde er in der Pflicht, die bestmögliche Elf aufzubieten, bei angeschlagenen Spielern das gleiche Risiko zu gehen wie zum Beispiel in Mainz. Auf der anderen Seite aber wird das folgende Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (20. Mai, 15.30 Uhr/Sky) intern als wichtiger eingestuft. Eine knappe Niederlage in München gilt als okay.
Auch interessant
Welche Frage sich Reis ganz besonders stellt: Soll er den fünf Spielern, denen eine Gelbsperre droht, eine Pause gönnen? „Natürlich hat man das im Kopf. Die anderen Spiele sind im Schädel drin. Wir schauen, dass wir die beste Mannschaft aufstellen – aber es kann schon sein, dass der eine oder andere, der vorbelastet ist, nicht spielt.“ Damit das nicht ganz nach vorzeitiger Aufgabe klingt, fügte Reis hinzu: „Das wären auch taktische Gründe. Wir müssen ein hohes Pensum leisten, hatten in Mainz die höchste Laufleistung, die höchsten Sprintwerte. Da schauen wir, ob einer eine Pause braucht.“ Es geht um fünf Spieler – und viel spricht dafür, dass keiner aus diesem Quintett spielen wird. Der Reihe nach...
Moritz Jenz: Der Innenverteidiger ist verletzt und fällt sowieso aus, wie Reis gestern verkündete. „Wir müssen schauen, ob es für Frankfurt reicht“, sagte Reis dazu. Ein Saisonaus ist nicht mehr ausgeschlossen.
Maya Yoshida: Er saß beim 3:2 in Mainz 90 Minuten auf der Bank, Sepp van den Berg und Marcin Kaminski harmonierten bestens. Es gibt keinen Grund, daran etwas zu ändern.
Rodrigo Zalazar: Der Spielmacher liebt die große Bühne, zeigte zuletzt ansteigende Form. Allerdings könnte er für das Spiel in München, in dem es zunächst auf eine sattelfeste Abwehr ankommt, der falsche Mann sein. Schon zuletzt, wenn Schalke schwere Gegner hatte, ließ Reis Zalazar draußen. Setzt Reis weiter auf einen Spielmacher, rückt Dominick Drexler ins Team. Ändert er seine Taktik auf einen „Sechser“ und zwei „Achter“, wären Danny Latza oder Eder Balanta die Nachrücker.
Simon Terodde: Er hatte zuletzt gegenüber Michael Frey die Nase vorn. Dass sich das ändern wird, deutete Reis mehr als klar an. „Er hat vier Gelbe Karten“, sagte Reis über Terodde. „Man könnte sagen: Wir haben Michi Frey, der im Training weiter Gas gibt. Es könnte sein, dass er spielt. Wir haben außerdem noch Sebastian Polter, da ist es aber schwierig mit einem Einsatz in der Startelf.“ Polter hatte monatelang wegen einer schweren Knieverletzung gefehlt und wurde zuletzt zweimal eingewechselt.
Auch interessant
Marius Bülter: Das ist für Reis die kniffligste Entscheidung: Lässt er seinen mit Abstand besten Torjäger (elf Saisontore) auf der Bank? Schon während der Trainingswoche hatte er dem 30-Jährigen eine Pause gegönnt – Belastungssteuerung. „Bülti hat ein, zwei Tage etwas weniger gemacht, weil auch sein Spiel sehr intensiv ist“, sagte Reis dazu auf WAZ-Nachfrage. Ob er den Linksaußen schont? Da ließ sich Reis nicht in die Karten schauen: „Er ist wieder voll im Training und spielt eine Rolle in meinen Gedanken.“ Eine Alternative gibt es: Tim Skarke ist wieder fit, spielte schon in Mainz ein paar Minuten. Skarke hatte beim 5:2 gegen Hertha BSC ein Traumtor erzielt, sich aber eine Wunde zugezogen. Danach fiel er drei Wochen lang aus. Rechts bleibt Kenan Karaman erste Wahl.
Diese fünf Spieler wären in einer Woche gegen Frankfurt dann definitiv dabei – das Problem einer Gelbsperre würde sich aber nicht erledigen. Erreicht Schalke zum Beispiel die Relegation, würden die Karten nicht gestrichen – dann ginge die Diskussion um die Spieler mit vier Gelben Karten von vorn los. Denn auch in einer Relegation wäre Marius Bülter nicht verzichtbar.