Gelsenkirchen. Schalke geht beim SC Freiburg mit 0:4 unter - ein herber Rückschlag. Am Montag folgte die nächste schlechte Nachricht für die Königsblauen.
Als wäre die Stimmung beim FC Schalke 04 nicht ohnehin schon trübe genug nach dem 0:4-Desaster beim SC Freiburg am Sonntagnachmittag – am Wochenstart hatten sich die dunklen Wolken über Gelsenkirchen noch nicht verzogen. Denn der Montag begann mit einer Nachricht, die den Klub hart trifft: Onur Cinel, U17-Meistertrainer, verlässt Schalke. Eine Nachricht aus der Jugendabteilung ist eigentlich ein Detail im Alltag eines Profiklubs, und doch steht sie diesmal beispielhaft für die königsblauen Perspektiven. Große Trainer-Talente sehen sie nicht bei S04, und die Zukunft der Profis liegt in der Zweiten Liga, wenn die Leistung in Freiburg die Analyse-Basis ist.
Schalke zeigt sich von seiner schlechten Seite
Trainingsfrei hatten sie am Montag, um auf andere Gedanken zu kommen. Doch bei Trainer Thomas Reis und den Verantwortlichen ging die Suche nach den Gründen für die seltsame Wehrlosigkeit, die Selbstaufgabe in den letzten Spielminuten, weiter. Nach dem 5:2 gegen Hertha BSC war die Euphorie groß, in Freiburg zeigte sich Schalke von seiner schlechten Seite. Auf Nachfrage dieser Redaktion, ob es ihm Sorgen bereite, dass die Mannschaft zum wiederholten Mal in diesem Jahr ihr zweites Gesicht zeigte, antwortete Sportvorstand Peter Knäbel: "Wenn Sie damit eine Mentalitäts- und Charakterfrage anstoßen wollen, gehe ich diesen Weg nicht mit. Diese Mannschaft war schon zig Mal abgeschrieben und hat sich immer wieder zurückgekämpft, Widerstände überwunden und großen Druck gemeistert. Wir werden gemeinsam alles tun, um das auch gegen Bremen zu schaffen."
Unmittelbar nach dem Spiel war die Enttäuschung bei den Schalkern groß. Trainer Thomas Reis war nach der Klatsche wütend. „In mir brodelt es. Du musst 100 Prozent geben, um in Freiburg bestehen zu können. Wir waren aber in keinster Weise ein ebenbürtiger Gegner“, sagte Reis zum Beispiel nach dem Spiel. Kapitän Danny Latza drückte es etwas direkter aus: „Jeder muss sich selbst hinterfragen, ob er alles in die entscheidenden Zweikämpfe reingehauen hat. Jeder muss so an seinem Gegenspieler dranbleiben, dass dieser nicht den Ball kriegt. Und wenn er den Ball kriegt, muss er gestoppt werden.“ Rechtsaußen Kenan Karaman störte noch etwas anderes: „Wir haben uns in den letzten 10, 15 Minuten gehen lassen. Das darf uns nicht passieren. Im Endeffekt ist auch die Tordifferenz entscheidend.“
Sätze wie diese sorgen nicht gerade für Zuversicht beim Tabellenvorletzten, dem noch fünf Spiele bleiben, um wenigstens auf den Relegationsplatz zu klettern. "Der Druck lastet auf allen Vereinen in Abstiegsgefahr gleich", sagte Peter Knäbel. "Wir müssen uns darauf konzentrieren, was uns in diesem Jahr stark gemacht und ins Rennen zurück gebracht hat. Diesen Weg gilt es konsequent durchziehen und alles hinter das große Ziel hinten anzustellen, dann - und nur dann - werden wir die nötigen Punkte sammeln können.“
Schalke mit einigen Ausrutschern in diesem Jahr
Nicht zum ersten Mal gab es einen erheblichen Leistungs-Ausrutscher, ähnlich schlimm wie in Freiburg waren die Spiele gegen Union Berlin und RB Leipzig (jeweils 1:6), bei Bayer Leverkusen (0:4) sowie im DFB-Pokal (1:5) und der Liga in Hoffenheim (0:2). Dass auf diese miesen Vorstellungen meist eine positive Reaktion folgte, hob Karaman hervor, um wenigstens irgendetwas Positives zu erwähnen: „Was das Gute ist: So harte Rückschläge haben wir schon erlebt. Wir können mental umschalten.“
Als Trainer Reis von diesen Sätzen hörte, grummelte er noch ein wenig lauter als ohnehin schon. „Mir fällt es schwer, irgendetwas als gut zu bezeichnen. Wir zeigen aktuell auswärts ein anderes Gesicht als in Heimspielen. Das ist für mich schwer zu erklären. Ich würde mir unser Heimspiel-Gesicht auch einmal auswärts wünschen“, sagte er.
Warum das U17-Aus von Onur Cinel ein harter Schlag für Schalke ist
Das nächste Spiel bestreitet Schalke zu Hause gegen Werder Bremen (Samstag, 18.30 Uhr/Sky), der Mit-Aufsteiger entledigte sich durch den 4:2-Erfolg bei Hertha BSC sämtlicher Abstiegssorgen und kann befreit aufspielen. „Es gilt, die Spieler zu finden, die dem Druck standhalten“, erklärte Reis mal wieder, und er wirkte dabei genervt von den Wiederholungen in seinen Analysen. Die Aufstiegshelden, die beim 5:2 gegen Hertha BSC noch überzeugt hatten, gingen zum Beispiel nun nicht mehr voran, sondern alle mit unter. Was Mut macht für Bremen? Die Floskel „Wir werden ein anderes Gesicht zeigen“. Es gab keinen Schalker, der in Freiburg nicht auf sie zurückgriff. Und die Fans, die in Freiburg einmal mehr auch nach dem Spiel applaudierten. „Ich als Gelsenkirchener verstehe die Fans besonders. Der Support ist in der ganzen Saison Wahnsinn“, sagte Kapitän Latza.
Taktisch und personell hat Reis aber kaum noch Möglichkeiten – einmal davon abgesehen, dass Tom Krauß nach seiner abgesessenen Gelb-Sperre zurückkehrt. Einige Spieler wirken müde, zum Beispiel Henning Matriciani, der Shootingstar der Winter-Monate. Der wichtige Innenverteidiger Moritz Jenz ist nach langer Verletzungspause nicht fit, das ist ihm deutlich anzumerken. Reis deutete an, dass Jenz aktuell kaum trainieren kann: „Wir gehen bei ihm das Risiko ein. Aber es ist schwierig zu funktionieren, wenn man im Training fehlt.“
Schalke verliert U17-Trainer Onur Cinel: Schober und Knäbel reagieren
Schalke sucht die Form, fitte Spieler – und einen U17-Trainer. „Wir wollten gern mit Onur Cinel weitermachen und haben ihm eine mittelfristige Perspektive aufgezeigt. Wir haben Verständnis, dass er jetzt kurzfristig nach einer neuen Herausforderung sucht“, sagte Knappenschmiede-Chef Mathias Schober. "Ich kann mich den Worten von Mathias Schober anschließen: Wir hätten gerne mit Onur weitergearbeitet", ergänzte Peter Knäbel. "In unseren grundsätzlichen Zukunftsplanungen wirft uns die Entscheidung nicht zurück, solche Entwicklungen gehören zum Geschäft dazu, damit muss man rechnen. Mathias Schober wird einen kompetenten Nachfolger finden, mit dem wir unseren eingeschlagenen Weg weitergehen werden.“