Bochum/Gelsenkirchen. Thomas Reis kehrt am Samstag mit Schalke 04 ins Bochumer Ruhrstadion zurück. Wie werden die Fans des VfL reagieren? Wir haben diskutiert.

Thomas Reis kehrt am Samstag (15:30 Uhr, Sky) erstmals seit der Trennung vom VfL Bochum im vergangenen September in sein altes Wohnzimmer zurück, dort erwartet der 49-Jährige unabhängig von seiner Person ein „fantastisches und emotionales Spiel für alle“.

podcast-image

Dass der Schalke-Trainer kurz nach seinem Aus in Bochum beim ungeliebten Konkurrenten aus Gelsenkirchen anheuerte, mit dem er bereits im Sommer geliebäugelt hatte, nehmen ihm bis heute viele Bochumer Fans übel. Doch wie sollte der VfL-Anhang reagieren? Darüber haben wir in einem Pro & Contra diskutiert.

Hat Schalke-Trainer Thomas Reis Pfiffe verdient?

Pro (von Erik Asmussen)

Bei seiner Rückkehr ins Ruhrstadion blüht Thomas Reis kein warmer Empfang, für diese Prognose bedarf es keiner hellseherischen Fähigkeiten.

Unbestritten leistete der 49 Jahre alte Coach herausragende Arbeit in seinen drei Jahren beim VfL, spielte eine zentrale Rolle beim Aufstieg und Klassenerhalt der Bochumer. In Fankreisen genoss Reis, schon als Spieler lange im Verein, hohes Ansehen.

Thomas Reis erlebte eine erfolgreiche Zeit beim VfL Bochum.
Thomas Reis erlebte eine erfolgreiche Zeit beim VfL Bochum. © firo

Doch sein schmutziger Abschied vom Revierklub und der folgende Wechsel nach Gelsenkirchen überlagern seine Verdienste bis heute.

Nicht nur, dass Reis sich einem ungeliebten Rivalen und Konkurrenten im Klassenerhalt anschloss. Er hatte schon im Sommer mit einem Wechsel zu Schalke geliebäugelt, dies im Nachhinein aber dementiert. Damit täuschte er auch die Fans des VfL.

VfL Bochum gegen Schalke: Pfiffe für Thomas Reis? Das wünscht sich Thomas Letsch

Die haben nun jedes Recht, ihrem angestauten Unmut am Samstag mit Pfiffen, Sprechchören oder Plakaten Luft zu verschaffen. Und das werden sie auch.

Abzuwarten bleibt, ob das nicht sogar ein Vorteil für Schalke sein könnte. Dadurch, dass Reis im Fokus steht, nimmt er ein Teil des immensen Drucks im Kellerduell von seiner Mannschaft.

Contra (von Andreas Ernst)

Ja, die Fußballwelt ist schnelllebig und die Fans des VfL Bochum empfinden die Rivalität zum FC Schalke 04 mindestens so groß wie die Anhänger der Königsblauen zu Borussia Dortmund. Trainer Thomas Reis bei der ersten Rückkehr nach dessen Wechsel in die Nachbarstadt auszupfeifen, wäre nicht nur unangemessen, sondern auch ungerecht.

Übel genommen wird Reis der Satz „Wenn ich kein Bochumer bin, wer dann…“ Aber er trifft immer noch zu. Acht Jahre war er Spieler beim VfL, gehörte zu der legendären Mannschaft, die 1997 erstmals in der Klubgeschichte unter Trainer Klaus Toppmöller in den Uefa-Pokal einzog. Als der VfL bei Ajax Amsterdam spielte, erzielte er ein Tor. Alle Funktionen beim VfL füllte er mit Hingabe aus – ob als Scout, U19-Trainer, Frauen-Trainer oder eben bei den Profis. Reis auspfeifen? Bei diesem Hintergrund?

VfL Bochum gegen Schalke: Mehr Artikel zum Kellerduell

Außerdem war er es, der den VfL nach elf langen Jahren als Zweitliga-Meister zurück in die Bundesliga führte. Und dort den Klassenerhalt schaffte. Der mit Bochum 4:2 gegen die Bayern gewann, dazu in Dortmund. Reis auspfeifen? Trotz dieser Erfolge?

Thomas Reis: Trennung beim VfL Bochum hat Narben hinterlassen

Ja, die Trennung hat einige Narben hinterlassen, den allerbesten Eindruck hinterließ Reis dabei nicht. Aber Reis hat auch auf Schalke immer betont, wie gerne er in Bochum wohnt, dass er selbstverständlich seine Frau, die noch für den VfL spielt, auch bei Heimspielen besuchen würde. Er ist Schalke-Trainer mit Bochumer Herz – da sollte er nicht mit Buh-Rufen begrüßt werden.