Gelsenkirchen. Schalke betreibt beim 0:0 gegen Köln Wiedergutmachung. Torwart Ralf Fährmann steht überraschend wieder in der Startelf. Das könnte so bleiben.

Im Tor war am Ende nur Erwin, aber nicht der Ball. Es war schon ein wenig suspekt: Die Spieler des FC Schalke 04 standen vor der Nordkurve der Arena, zwischen sich und den Anhängern nur noch das Maskottchen an besagter Stelle des Spielfeldes. Und nun wirkte es auf jeden Fall so, als wüssten die S04-Profis selbst nicht, ob das hier gerade so richtig war: vor die Fans zu treten, sich feiern zu lassen für ein 0:0 gegen den 1. FC Köln. „Auf geht‘s, Schalke, kämpfen und siegen“ brüllten ihnen die königsblauen Anhänger zu. Zögern bei den Hauptdarstellern auf dem Rasen, zaghaftes Zurückapplaudieren des Anstands wegen. Denn sie wissen ja: logisch, weiter kämpfen – vor allem aber auch mal endlich siegen. Das klappte wieder nicht.

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Drei Spieltage ist das Jahr 2023 alt, die Nullnummer war nun die erste Partie, in der die Mannschaft von Trainer Thomas Reis nicht als Verlierer vom Platz huschte. Wie Gewinner durften sich die Schalker nicht fühlen, was ja schon qua Ergebnis unmöglich war. Das 0:0 aber, es war ein verlorener Sieg gegen Kölner, die erst Werder Bremen mit 7:1 vom Platz gefegt und sich dann noch erdreistet hatten, erst in der Schlussphase dem großen FC Bayern den 1:1-Ausgleich zu ermöglichen. „Wir hätten uns schon drei Punkte gewünscht“, sagte Thomas Reis nach „90 Minuten Abstiegskampf“, wie es FC-Trainer Steffen Baumgart, den die Temperaturen um null Grad nicht daran hinderten, über weite Strecken der Partie nur im T-Shirt in der Kälte zu stehen, formulierte.

Ralf Fährmann durfte nach langer Zeit wieder im Schalke-Tor stehen.
Ralf Fährmann durfte nach langer Zeit wieder im Schalke-Tor stehen. © firo

90 Minuten Abstiegskampf suggerieren, dass unaufhörlicher Kampf die spielerische Klasse überlagerte. Und so war es auch. Schalke hatte vor und nach der Pause jeweils eine Riesengelegenheit. Die erste ergab sich gleich in der zweiten Minute, der frisch ausgeliehene Tim Skarke (26/kam von Union Berlin), der sich auf dem linken Offensivflügel der Schalker noch zurechtfinden muss, flankte von ausnahmsweise von rechts in die Mitte, wo der frisch ausgeliehene Simon Jenz (23/kam vom FC Lorient) seinen wuchtigen Kopfball nicht genau genug platzieren konnte, um den fliegenden Marvin Schwäbe zu bezwingen. Die andere Großchance vergab Rodrigo Zalazar, nach Genesung von einem Mittelfußbruch in der zweiten Hälfte eingewechselt. Zwang Jenz Schwäbe noch zu einer Parade, köpfte der Uruguayer Zalazar den Ball aus Kurzdistanz neben das Tor (83.). „Den muss er machen“, sagte Reis, der in seiner Startformation überrascht hatte.

Im Schalke-Tor stand nämlich Ralf Fährmann anstelle von Alexander Schwolow, der nicht einmal durch eine Großzahl von Fehlgriffen beim 1:6 am Dienstag gegen RB Leipzig aufgefallen war. „Ralle ist Schalker durch und durch, er die Situationen positiv wie negativ“, begründete Thomas Reis seine Entscheidung, verbunden mit der Hoffnung, „einen neuen Impuls“ zu setzen. Fährmann, 34 Jahre alt und erstmals in dieser Saison im Einsatz, machte nichts verkehrt – konnte er auch nicht, Köln blieb komplett ungefährlich. Möglich, dass schon er schon am nächsten Samstag (18.30 Uhr/Sky) bei Borussia Mönchengladbach mehr zu tun bekommt, denn wie Thomas Reis sagte: Dieser Wechsel „ist bis auf Weiteres“.

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Wer sich auch immer Schalker nennt - aus beruflicher Sicht die Spieler und sonstigen Vereinsangestellten, aus Liebe zum Verein die Fans -, fragt sich dieser Tage ja noch immer: Wie kann dieser drohende Abstieg in drei Teufels Namen noch verhindert werden? Die Beantwortung fällt immer leichter, je öfter die Leistungen an den Bundesliga-Wochenenden Punkte in Aussicht stellen, die Ausbeute aber so gering bleibt: so bestimmt nicht. „Wir müssen mit dem 0:0 leben, das tut schon ein bisschen weh“, gestand Reis. Denn: Gut gespielt in Frankfurt, Chancen herausgearbeitet – aber trotz guter Ansätze 0:3 verloren. Nach dem 1:6 gegen Leipzig gegen furchtbar harmlose Kölner gerackert, gewollt – aber wieder nicht gekonnt. Wenn denn Schalke mal die Chance hat, sich der vorgelagerten Konkurrenz zu nähern – sowohl Hertha BSC als auch der VfL Bochum, VfB Stuttgart und FC Augsburg verloren am Wochenende –, lässt der Klub die Punkte regelmäßig liegen.

Schalke bleiben nicht mehr viele Möglichkeiten

16 Spiele stehen noch auf dem Rückrunden-Plan; die Zahl der Partien ist gering, in denen Schalke tatsächlich die nötigen Zähler einfahren kann, um die frappierende Situation in der Tabelle zu verbessern. „Wir müssen jetzt zu Siegen kommen“, sagte Ralf Fährmann. „Wir haben nicht die individuelle Klasse wie andere Mannschaften – aber das Herz, das haben wir.“

Ralf Fährmann weiß ja, zu was der FC Schalke 04 so alles fähig ist – und auch nicht.