Gelsenkirchen. Nach der Choreografie gegen Freiburg spricht die Polizei von einem “Vertrauensverlust“. Nun hat Schalke auf die Vorwürfe reagiert.

Am Tag nach der 0:2-Niederlage gegen den SC Freiburg ging es auf der Geschäftsstelle des FC Schalke 04 längst nicht nur ums Sportliche – trotz der alarmierenden Lage des Aufsteigers. Als Bundesliga-Tabellenletzter droht der Aufsteiger den Anschluss zu verlieren. Den Verein und viele Fans trieb am Montag aber auch eine Choreografie um, die der einflussreiche Fanclub „Ultras Gelsenkirchen“ vor dem Anpfiff präsentiert hatte.

Über die Nordkurve, wo die aktive Fanszene ihren Platz hat, wurde ein gigantisches Banner gespannt, auf dem ein weißes Schalke-Trikot zu sehen war. Flankiert wurde es von Spruchbändern mit der Aufschrift: „Für Schalke alles geben“. Das Problem: Auch der Einsatz von Pyrotechnik war ein zentraler Bestandteil der Choreografie. Durch den Einsatz von blauen Rauchtöpfen wechselte das Trikot die Farbe. Aus Weiß wurde Blau.

Behörden fühlen sich von Schalke-Fans hintergangen

Bei Polizei und Feuerwehr hat das für großen Ärger gesorgt. Noch während des Spiels sah sich die Polizei dazu veranlasst, eine Mitteilung zu veröffentlichen. Darin war von einem „Vertrauensverlust“ die Rede. Die Konsequenz: Polizei und Feuerwehr werden Sicherheitskonzepten von Schalke 04 künftig nicht mehr zustimmen, sobald Choreografien angemeldet sind. Für die aktive Fanszene ist das ein harter Schlag.

Der Finger zeigt auf das Schalke-Logo - die Choreografie der Ultras.
Der Finger zeigt auf das Schalke-Logo - die Choreografie der Ultras. © firo

Doch warum ist die Aufregung der Behörden über den Einsatz von Pyrotechnik in diesem Fall so groß? Offenbar, weil sich Feuerwehr und Polizei von den Ultras an der Nase herumgeführt fühlen. Im Vorfeld wurde die Choreografie zwar angemeldet, jedoch ausdrücklich ohne Pyro-Elemente – nur deshalb wurde das Ganze überhaupt zugelassen. Beim Anblick des Banners wurde aber schnell klar, dass die Pyrotechnik das zentrale Element der Choreografie war. Die wechselnde Farbe des Schalke-Trikots durch den Rauch war das optische Highlight. Polizei und Feuerwehr wurden getäuscht. „Der Einsatz von blauem Rauch war weder Bestandteil der Anmeldung noch der Genehmigung“, bestätigte auch der Verein auf Nachfrage dieser Redaktion.

Polizei Gelsenkirchen lobt Zusammenarbeit mit Schalke

Der Polizei Gelsenkirchen ist es wichtig zu betonen, dass sie „nicht das Vertrauen in den Verein Schalke 04 verloren“ habe. Die Aussage aus der Polizei-Mitteilung bezieht sich auf Planungen der Ultras. Die Zusammenarbeit mit Schalke bewertet Gelsenkirchens Leitender Polizeidirektor Peter Both sogar als „grundsätzlich gut und professionell“, trotz in Teilen unterschiedlicher Interessen. Es herrsche stets ein guter und lösungsorientierter Austausch.

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Klar ist aber: Oberste Priorität hat für die Polizei die Sicherheit der rund 60.000 Stadionbesucher. Both: „Wenn über den Verein im Sicherheitsgespräch eine Choreografie nach dem Schema A ankündigt, sie aber nach dem Schema B durchgeführt wird, ist das einer vertrauensvollen Zusammenarbeit nicht zuträglich, da es hier grundsätzlich um Sicherheitsfragen geht.“ Um Missstände auszuräumen, hofft die Polizei allerdings darauf, sich mit „der organisierten Fanszene an einen Tisch zu setzen“. Laut Both wurde dieses Angebot schon mehrmals ausgesprochen, allerdings noch nicht wahrgenommen. Schalke 04 sieht sich diesbezüglich in einer Vermittlerrolle. „Wir werden mit allen Beteiligten sprechen, um auf einen gemeinsamen Weg zurückzukehren“, erklärt der Verein.

Schalke-Spiel musste unterbrochen werden

Dass die Sicherheitsbedenken der Polizei angebracht sind, zeigt auch ein Blick auf die am Sonntag durchgeführte Choreografie. Da sich der blaue Qualm nämlich in den Plastik-Elementen des gigantischen Trikot-Banners festgesetzt hatte, entwich er nur sehr langsam wieder. So hing das Banner noch Minuten nach dem Anpfiff vor der Nordkurve, bevor sich der Rauch dann im Strafraum von Schalkes Torwart Alexander Schwolow verteilte. Zwischenzeitlich war der 30-Jährige komplett im Qualm verschwunden. Die Sicht auf das Tor war stark eingeschränkt, sodass Schiedsrichter Christian Dingert gezwungen war, das Spiel für 71 Sekunden zu unterbrechen. Der traurige Höhepunkt einer optisch beeindruckenden, aber faktisch missglückten Aktion der Fangruppe.