Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 weitet sein Engagement im Frauenfußball aus. Das bestätigte Sportvorstand Peter Knäbel. So sehen die Schalker Pläne aus.

Note 1+ für diesen Saisonstart: Drei Spieltage sind in der Frauen-Bezirksliga Westfalen, Gruppe vier, absolviert, und der FC Schalke 04 steht unangefochten an der Spitze. Neun Punkte, 19:4 Tore. Und auch gegen den VfL Grafenwald am Sonntag (11 Uhr) sind die Schalkerinnen hoher Favorit. Der nächste Aufstieg scheint nur eine Formsache zu sein. Doch der aktuelle Erfolg ist nur einer von vielen Gründen, warum die Königsblauen ihre Vereinspolitik überdenken: Sie krempeln ihr Engagement für den Frauenfußball komplett um. Und haben langfristig hohe Ambitionen.

Schalke baut Direktion Fußball Frauen auf

Schalke und Frauenfußball – neu ist das nicht. Im Juli 2020 wurde vom früheren Jugendchef Bodo Menze eine Abteilung ins Leben gerufen – ausdrücklich ohne große Ambitionen und nicht als Konkurrenz zu anderen Vereinen, für die sei Schalke „keine Gefahr“, sagte Menze vor über zwei Jahren. „Es ist ein Projekt im Breitensport, und das ist es ausdrücklich.“ Einsortiert wurde der Frauenfußball neben den anderen überwiegend aufs Ehrenamt aufgebauten Abteilungen wie Tischtennis und Leichtathletik.

Schalke-Sportvorstand Peter Knäbel.
Schalke-Sportvorstand Peter Knäbel. © ffs | Bernd Thissen

Das wird nun anders. Neben zwei Frauenmannschaften gibt es inzwischen eine U21, eine U17 und eine U11. Dabei soll es nicht bleiben. „Wir finden, die Zeit ist gekommen, eine Direktion Fußball Frauen aufzubauen“, sagt Sportvorstand Peter Knäbel im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Schalker sind aktuell einer der wenigen Bundesligaklubs, in denen der Frauenfußball eine untergeordnete Rolle spielt. Von früheren Vereinsführungen wurde er schlicht übergangen. Das missfiel Knäbel, der früher in der Schweiz schon Frauenfußball-Projekte gefördert hatte. „Ich teile die Einschätzung, dass sich die großen Marken im Frauenfußball engagieren sollten, weil sie die notwendige Öffentlichkeit bieten und die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen können. Wir können uns nicht um die Verantwortung drücken, wir sehen die Entwicklung um uns herum, lokal und international. Die Zeit ist reif“, sagt Knäbel.

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Mit dem Engagement sind auch Ziele verbunden, auch wenn sich Knäbel da sehr zurückhält. „Ich weiß, dass die erste Frage ist, wie schnell man aufsteigen kann“, sagt er. Doch auf Schnelligkeit kommt es dem Sportvorstand nicht an, er hat das Projekt langfristig angelegt. Deshalb kam die Übernahme eines anderen Klubs, um direkt einen hohen Ligenplatz zu bekommen, nicht in Frage: „Wir haben das geprüft, wollen es aber nicht. Wir brauchen etwas Geduld.“

In erster Linie sei ihm sogar nicht die Marke Schalke 04 wichtig, sondern die Stadt Gelsenkirchen und die Region. „In NRW sind wir der Fußballkreis mit der geringsten Quote an Mädchen- und Frauenmannschaften. Die Mädchen und Frauen brauchen eine sportliche Perspektive, die wollen wir ihnen geben. Allerdings in Zusammenarbeit mit den anderen Klubs, um das Bestmögliche für den Fußball der Frauen im Fußballkreis erreichen können“, sagt Knäbel. Gerade im Fußball der Frauen würden qualifizierte Trainer eine wichtige Rolle spielen. Über ihre Stiftung „Schalke hilft!“ zahlen die Schalker im Fußballkreis C-Lizenzen für Trainer.

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Noch nehmen die Schalker keine großen Summen in die Hand – den Verein plagen hohe Schulden. Es geht Knäbel erst einmal um den Aufbau in der Breite. „Ich bin für Evolution, nicht für Revolution“, sagt er. Was er damit meint: „Der Einstieg in den Fußball der Frauen ist bei uns über die Breitenfußballförderung und das Ehrenamt gelaufen. So soll es erst einmal bleiben, denn ich möchte nicht, dass wir jetzt Profis holen und uns irgendwelche Durchmärsche ausmalen.“ Denn die Infrastruktur auf dem Trainingsgelände sei noch nicht auf eine große Frauenfußball-Abteilung ausgelegt. „Wir müssen vor allem in der Infrastruktur wachsen, das braucht Zeit“, sagt Knäbel.

Schalke-Frauen: Vier Aufstiege bis zur Bundesliga

Doch immerhin ist der nächste Aufstieg in die Landesliga realistisch. Bis zur Bundesliga würden dann noch vier Aufstiege fehlen. Und schon bald könnte es auch bei den Frauen das große Derby geben. Auch Borussia Dortmund spielt aktuell in der Bezirksliga. Aber in einer anderen Gruppe.