Gelsenkirchen. Transfermarkt-Experte Philipp Marquardt hat sich den Schalker Kader genau angeschaut. Reichen die Neuzugänge, um die Klasse zu halten?

Aufsteiger Schalke 04 hat auf dem Transfermarkt kräftig gewirbelt. Elf externe Neuzugänge wurden für das Unternehmen Klassenerhalt verpflichtet. Reichen die Aktivitäten aus, um das anvisierte Ziel zu schaffen? „Schalke hat gute Möglichkeiten, drin zu bleiben“, sagt Philipp Marquardt, Experte des beliebten Statistik-Portals Transfermarkt.de.

Kein klassischer Abstiegskandidat

Seine Begründung liefert er gleich hinterher: „Ich sehe nach dem Abstieg von Greuther Fürth und Arminia Bielefeld keinen klassischen Abstiegskandidaten für die neue Saison. Werder Bremen und Schalke sind aufgestiegen. Diese beiden Klubs bleiben, sofern alles normal läuft, drin. Am ehesten könnte es nach meiner Einschätzung für den VfL Bochum eng werden, vielleicht auch für den FSV Mainz 05 und den FC Augsburg.“

Schalkes wertvollster Neuzugang ist Tschechiens Nationalspieler Alex Král mit einem Marktwert von sieben Millionen Euro. Der defensive Mittelfeldmann, dessen Vertrag bei Spartak Moskau wegen des Ukraine-Kriegs durch eine FIFA-Sonderregelung für ein Jahr ausgesetzt wurde, soll den Königsblauen mit seiner Spielintelligenz helfen.

Vorschusslorbeeren für den Tschechen Alex Král

„Král bringt sehr viel mit, spielt clever und geschickt, leistet dazu ein äußerst hohes Laufpensum. Für Schalke ist das ein sehr guter Spieler - und für die Bundesliga genau die richtige Verstärkung“, findet Philipp Marquardt.

Florent Mollet (SC Montpellier) ist laut Transfermarkt-Datenbank mit sechs Millionen Euro der zweitwertvollste Spieler im S04-Kader. In den Testspielen konnte sich der 30-Jährige noch nicht in die Pole Position manövrieren.

Franzose Mollet zählt nicht zu den Gewinnern

Marquardt: „Florent Mollet ist sicherlich kein Gewinner der Vorbereitung. Er gilt durch seine relativ geringe Ablösesumme als Schnäppchen und kann als erfahrener Mittelfeldspieler sicherlich für Kreativität im Schalker Mittelfeld sorgen. Was seine Attribute angeht, ist das ein vielversprechender Spieler. Er hat das Zeug dazu, eine wichtige Rolle einzunehmen. Auf der Überholspur ist er jetzt allerdings noch nicht.“

Mit vier Millionen Euro Marktwert liegt Leipzig-Leihgabe Tom Krauß bei den wertvollsten Zugängen auf Platz drei im Schalker Kader.

Krauß kann ein richtig Guter für Schalke werden

„Er ist mit 21 Jahren noch sehr jung, bringt ein gutes Tempo und ein gutes Timing mit. Schalke erhofft sich von ihm einiges. Im Falle des Klassenerhalts muss Krauß fest verpflichtet werden, was aber bestimmt kein Nachteil ist. Schließlich hätte er ja in diesem Fall seinen Teil zur Rettung beigetragen. Krauß kann für Schalke ein richtig Guter werden“, sagt der Transfer-Kenner.

Ebenfalls auf Leihbasis geholt wurde die neue „Nummer eins“ Alexander Schwolow, der bei Hertha BSC kein gutes Jahr erlebte.

„Für ihn ist es in Berlin unglücklich gelaufen. Deswegen tut manchmal ein Tapetenwechsel ganz gut. Ich sehe den Wechsel sowohl für Schalke als auch für Schwolow als Win-Win-Situation. Schalke hat einen ganz klaren Stammtorwart und dazu einen Keeper mit Erfahrung,“ bilanziert Philipp Marquardt.

Schalkes Mischung aus Jung, bestem Alter und Routine

Während sich der aus Oberhausen geholte Jung-Torhüter Justin Heekeren zunächst in Geduld üben muss und als Mann für die Zukunft angesehen wird, sind die jungen Abwehrspieler Leo Greiml und Ibrahima Cissé noch schwer einzuschätzen.

„Grundsätzlich ist es nicht verkehrt, Talente einzubauen. Da muss man dann immer abwarten, wie sie sich entwickeln. Bei Schalke ist eine Mischung aus Nachwuchsspielern, Leuten im besten Fußball-Alter und sehr erfahrenen Spielern vorhanden“, analysiert Marquardt und ist damit automatisch beim japanischen Nationalspieler Maya Yoshida, der als neuer Abwehrchef für Ordnung in der Defensive sorgen soll:

S04-Verteidiger Yoshida ist mit allen Wassern gewaschen

„Yoshida wird im August 34 Jahre at. Er hat sich schon in der Vorbereitung als absoluter Abwehrchef erwiesen. Er scheint für das, was Schalke vorhat, genau der richtige Spieler zu sein. Du brauchst gerade als Aufsteiger jemanden, der vorangeht, der auch in brenzligen Situationen die Ruhe behält. Yoshida ist mit allen Wassern gewaschen. Er bringt körperlich und fußballerisch alles mit.“

Ein Lächeln für den Klassenerhalt. Die Schalker Marcin Kaminski (r.) und Maya Yoshida.
Ein Lächeln für den Klassenerhalt. Die Schalker Marcin Kaminski (r.) und Maya Yoshida. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Als Außenverteidiger neben Yoshida will Cedric Brunner den Abstiegsmakel aus seiner Bielefelder Zeit durch ein gutes Schalke-Jahr wegpolieren.

„Auch Brunner bringt mit 28 Jahren schon Routine und zudem die Erfahrung aus 58 Bundesligaspielen mit. Er wird bei Schalke nicht der Mann für Spektakuläres werden, aber das muss Brunner auch gar nicht. Du brauchst einfach die richtige Mischung. Als ablösefreier Spieler ist er für Schalke ein sinnvoller Neuzugang“, findet Marquardt.

Mohr muss sich bei Schalke in der Bundesliga beweisen

Und was ist mit Sebastian Polter, der vom VfL Bochum zum Aufsteiger kam? „Polter hat letzte Saison zehn Bundesliga-Treffer erzielt, bringt Angriffswucht mit. Sich so einen Spieler zu angeln, macht durchaus Sinn. Natürlich muss man schauen, wie er sich auf Schalke zurechtfindet“, so der Transfermarkt-Experte. Mit Tobias Mohr (1. FC Heidenheim) hat sich der Aufsteiger in der 2. Liga bedient. Marquardt: „Eine Klasse höher muss sich Mohr neu beweisen. So ein Liga-Sprung kann aber durchaus funktionieren.“