Gelsenkirchen. . Im Mittelfeld von Schalke 04 ist vieles neu. Auch, weil Vize-Kapitän Victor Pálsson den Klub verlässt sind einige Neuzugänge direkt gefragt.

Am großen Schalke-Tag ist es schon fast Tradition, dass auf der Bühne vor der Arena jeder Spieler einzeln aufgerufen und von den Fans gefeiert wird – und diese Prozedur nahm am Sonntag ganz schön viel Zeit in Anspruch. Denn der Kader des FC Schalke 04 ist groß, sehr groß sogar. 31 Profis stehen derzeit noch unter Vertrag. Bei einer solchen Masse an Spielern ist es fast erstaunlich, dass Moderator Jörg Seveneick nicht den Überblick verlor.

Knapp eine Woche vor dem ersten Pflichtspiel der neuen Saison im DFB-Pokal beim Bremer SV am Sonntag (13 Uhr/Sky) kämpfen die Schalker noch mit ihrem XXL-Kader. Elf neue Spieler hat Sportdirektor Rouven Schröder in der laufenden Transferphase bereits nach Gelsenkirchen gelockt – hinzukamen noch einige Leih-Rückkehrer rund um Spielmacher Amine Harit (25). Sportlich waren diese zwar nicht für die Bundesliga eingeplant, doch noch steht Harit auf Schalke unter Vertrag und trainiert weiter am Berger Feld bis ein passender Abnehmer gefunden wird.

Seit dieser Woche ist der dribbelstarke Marokkaner allerdings der letzte Leih-Rückkehrer, der noch ein Schalker ist. Nach Rabbi Matondo (Wechsel zu den Rangers nach Glasgow) und Ozan Kabak (Wechsel zur TSG Hoffenheim) ist nun auch der Leih-Abgang von Can Bozdogan zum FC Utrecht fix.

Tom Krauß und Alex Kral sind Hoffnungsträger bei Schalke 04

Für Kader-Architekt Rouven Schröder ist das eine gute Nachricht – nicht nur, weil Schalke sich über eine Leihgebühr in Höhe von einer halben Million Euro freuen darf und Bozdogans Gehalt einspart. Ebenso wichtig ist, dass der Aufsteiger nun einige Profis im überbesetzen Mittelfeld loswird. Neben Bozdogan trifft das auch auf Victor Pálsson zu. Der 31 Jahre alte Sechser, der in der vergangenen Saison noch Vize-Kapitän war, steht vor einem Wechsel zu DC United in die amerikanische MLS. Wohl auch, weil er es in der Bundesliga schwer gehabt hätte, auf Einsätze zu kommen.

Zwei Hoffnungsträger für das Mittelfeld: Tom Krauß (rechts) und Alex Kral.
Zwei Hoffnungsträger für das Mittelfeld: Tom Krauß (rechts) und Alex Kral. © RHR-Foto

Denn die Konkurrenz ist groß, gerade in der Zentrale. In Florian Flick (22), Tom Krauß (21), Alex Kral (24) und Danny Latza (32) kämpfen vier Spieler um zwei Positionen vor der Abwehr. Je nach Spielausrichtung kommen für die Zentrale sogar noch offensivere Profis wie Rodrigo Zalazar (22) infrage. Schon vor Saisonstart ist deshalb klar: Auf Trainer Frank Kramer warten einige Härtefallentscheidungen. Eigentlich dürften die beiden Neuzugänge Krauß (ausgeliehen von RB Leipzig) und Kral (kam von Spartak Moskau) im Mittelfeld die Nase vorn haben. U21-Nationalspieler Krauß, der sogar in den Mannschaftsrat gewählt wurde, könnte dabei den offensiveren Part übernehmen, der Tscheche Kral hinter ihm absichern.

Schalke-Kapitän Danny Latza mit guter Vorbereitung

Aber: Auch Danny Latza konnte in den vergangenen Wochen überzeugen. Der 32-Jährige zählt zu den Gewinnern der Vorbereitung. In den Testspielen gehörte er regelmäßig zu den auffälligsten Schalkern. Etwas überraschend wurde der Routinier zudem als Kapitän betätigt. Ein Vertrauensbeweis, der zeigt, dass Kramer von Latza überzeugt ist. Dauerbankdrücker wird der gebürtige Gelsenkirchener wohl erst einmal nicht sein.

Schalkes Kapitän Danny Latza.
Schalkes Kapitän Danny Latza. © RHR-Foto

Genauso spannend ist der Blick auf die offensiven Flügelpositionen – auch weil Schalke in Neuzugang Tobias Mohr (kam vom 1. FC Heidenheim) nur noch einen echten offensiven Flügelspieler im Kader hat. Noch immer sucht Sportdirektor Schröder einen Ersatz für den zum VfB Stuttgart zurückgekehrten Darko Churlinov. Gern hätte Schalke den Aufstiegshelden erneut verpflichtet, doch Sven Mislintat, der Sportdirektor der Schwaben, hat die Transfer-Tür nun zugemacht. „Das Thema ist für mich abgeschlossen“, sagte er zuletzt. Eine Botschaft, die auch auf Schalke angekommen ist. Wie die WAZ erfahren hat, ist eine Churlinov-Rückkehr für die Verantwortlichen von S04 kein Thema mehr.

Auf den Flügeln fehlen Schalke die Spezialisten

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Erst einmal muss Trainer Frank Kramer auf den Flügeln deshalb mit dem vorhandenen Personal planen. Große Chancen auf einen Stammplatz dürfte neben Linksaußen Tobias Mohr auch Rodrigo Zalazar haben, der in der Rückrunde der Aufstiegssaison immer mehr zum Schlüsselspieler auf Schalke wurde. Im Zentrum fühlt sich der 22 Jahre alte Uruguayer zwar etwas wohler, doch schon im Vorjahr spielte er immer wieder auf dem Flügel – und erzielte aus dieser Position wichtige Tore für die Königsblauen.

Als Alternativen stünden Kramer die vier offensiven Mittelfeldspieler Dong-gyong Lee (24), Dominick Drexler (32), Blendi Idrizi (24) und Neuzugang Florent Mollet (30, kam aus Montpellier) zur Verfügung. Das Tempo und die Dribbelstärke eine Darko Churlinov sucht man beim Quartett allerdings vergeblich. Ihnen könnte deshalb erst einmal die Bank drohen.