Gelsenkirchen. Schalke 04 hat einen neuen Stammtorwart - Alexander Schwolow und die vereinbarten Konditionen passen zum Schalker Weg. Ein Kommentar.

Noch rechtzeitig vor dem Start in die Saisonvorbereitung hat Bundesliga-Aufsteiger FC Schalke 04 eine Großbaustelle geschlossen. Das Torwart-Quartett steht. Der von Hertha BSC ausgeliehene Alexander Schwolow passt zum eingeschlagenen Schalker Weg und ist eine gute Lösung - aus mehreren Gründen.

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Erstens: Die Leihe ist finanziell machbar. Sportdirektor Rouven Schröder sucht stets nach kreativen Lösungen. Ein anderer Torwart wie Stefan Ortega, der ablösefrei ist und viele Angebote aus In- und Ausland hat, kann ein üppiges Gehalt und hohes Handgeld fordern. Schwolow aber ist für eine geringe Leihgebühr zu haben und verzichtet auf sehr viel Gehalt, um seine ins Stocken geratene Karriere in Schwung zu bringen. So bekommt Schalke einen erfahrenen Torhüter, der seine Qualität vielfach nachgewiesen hat, für wenig Geld. Schwolow sprengt den Gehaltsetat nicht.

Schalke: Keine Torwart-Diskussion im Sommer mehr

Zweitens: Das eingespielte Team erhält einen guten Charakter dazu. Schröder und Sportvorstand Peter Knäbel achteten vor dem Aufstiegsjahr sehr darauf, dass die Neuen nicht nur sportlich weiterhelfen, sondern auch in der Kabine nicht unangenehm auffallen, schnell negativ werden oder für Grüppchenbildung anfällig sind. Genau so ist auch Schwolow, der sich schnell einfügen dürfte. Extrovertierte Torhüter hätten nicht zu diesem Team gepasst.

Neu auf Schalke: Torwart Alexander Schwolow.
Neu auf Schalke: Torwart Alexander Schwolow. © dpa

Drittens: Er hat Erfahrung im Bundesliga-Abstiegskampf. Sowohl mit dem SC Freiburg als auch zuletzt zwei Jahre mit Hertha BSC überstand Schwolow einige Abstiegskämpfe erfolgreich. Er kann mit dem Druck umgehen, den auch Schalke in diesem Jahr haben wird. Ortega hätte zum Beispiel nur einen Erstliga-Abstiegskampf erfolgreich bestritten, ausländische Torhüter gar keinen.

Viertens: Er ist Wunsch-Torwart des neuen Trainers. Frank Kramer war begeistert von der Idee, Schwolow zur Nummer eins zu machen. Mit Stefan Ortega lag er bei seinem Ex-Klub Arminia Bielefeld überkreuz. Schwolow ist ein mitspielender Torwart, der im Aufbau eine wichtige Rolle übernehmen kann. Genau das, was sich Kramer vorstellt.

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Fünftens: Keine Torwart-Diskussion in der Vorbereitung. Häufig in den vergangenen Jahren gab es heftige Debatten über den Platz im Schalker Tor - in den vergangenen beiden Jahren duellierten sich zum Beispiel Ralf Fährmann und Markus Schubert in der Vorbereitung. Nun ist die Hierarchie klar. Gestritten wird nur um den Platz hinter Schwolow.

Enttäuscht über den Transfer sollte keiner sein. Denn wer immer noch glaubt, dass ein Verein wie Schalke aktuell auch für Spieler attraktiv ist, die dauerhaft internationales Niveau nachgewiesen haben, der hat in den vergangenen Wochen nicht besonders gut aufgepasst.

Die Schalker sind finanziell so angeschlagen, dass sie jeden Cent dreimal umdrehen und sich genau überlegen, wie sie das geringe Budget ausgeben. Große Sprünge sind nicht drin, aktuell sind Vereine wie Mainz 05, Union Berlin und der SC Freiburg deutlich attraktivere Adressen, so undenkbar das Jahrzehnte war.

Und wenn einige S04-Fans dann Gerüchten glauben, Schalke könnte sich zum Beispiel um Sturm-Oldie Edinson Cavani oder andere ablösefreie internationale Alt-Stars bemühen - oder aber noch einen Versuch bei Ex-Abwehrchef Ko Itakura wagen, solange er noch keinen neuen Klub hat, dann löst das am Berger Feld nicht mehr ein ironisches Lächeln aus, sondern Kopfschütteln. Denn dass diese Zeiten erst einmal vorbei sind, haben Schalkes Chefs jetzt oft genug erklärt.