Gelsenkirchen. Schalke muss den Abgang seines Abwehrchefs Ko Itakura hinnehmen. Wir analysieren sein Spiel und nennen vier potentielle Nachfolge-Kandidaten.

Es war ein harter Schlag für Schalke 04 und seine Fans. Der Bundesliga-Aufsteiger konnte die Kaufoption für einen seiner besten Spieler der vergangenen Saison nicht ziehen. Der von Manchester City ausgeliehene Defensivmann und japanische Nationalspieler Ko Itakura ist für den Fußball-Bundesligisten zu teuer. Eine Ablösesumme in Höhe von 5,5 Millionen Euro wäre fällig geworden. Zudem hätte sich der Verein mit Itakura auf ein neues Gehalt einigen müssen. Zu viel für den finanziell angeschlagenen Verein. Sportlich ist der Abgang Itakuras ein enormer Verlust. Wie stark Itakura in der abgelaufenen Zweitliga-Saison war, unterstreicht das Datenscouting unseres Kooperationspartners "Createfootball". In der Folge heben wir anhand von Daten die Stärken Itakuras hervor und stellen vier Spieler vor, die ähnlich gute Werte vorweisen können und das Zeug dazu hätten, den Japaner zu ersetzen.

Schalke-Verteidiger Ko Itakura erobert die Herzen der Fans

Ko Itakura war in der Defensive das, was Simon Terodde für die Offensive war – eine Lebensversicherung für den FC Schalke 04. Der Japaner war eine der Neuentdeckungen und gehörte zu den besten Spielern der vergangenen 2. Bundesliga-Saison. Bei seiner dritten Leih-Station konnte sich der Spieler von Manchester City durch seine Spielweise und sein Charisma in die Herzen der Schalker Fans, die den 25-jährigen nun ungern ziehen lassen, spielen.

Ko Itakura (r.) hat Schalke in die Bundesliga geführt, dort wird er jedoch nicht mehr für S04 spielen.
Ko Itakura (r.) hat Schalke in die Bundesliga geführt, dort wird er jedoch nicht mehr für S04 spielen. © dpa | Unbekannt

Itakura, der in der Schalker Aufstiegssaison vor allem im Abwehrzentrum aufgelaufen ist (28 Spiele), überzeugte durch viel Einsatz und hohe Spielintelligenz. Die nachfolgende Statistik zeigt, wie gut Itakura im Vergleich allen anderen Innenverteidigern in der 2. Bundesliga war.

StatistikItakura in 21/22⌀ IV 2. Liga
Defensiv-Zweikämpfe gewonnen5,6 pro Spiel (70 %)6,3 (67 %)
Fouls0,78 pro Spiel0,86
Pässe angekommen46,7 pro Spiel (91 %)43,3 (85 %)
Balleroberungen8,0-
Abgefangene Pässe8,17,3
Ballverluste2,2-

Der Nationalspieler Japans war besonders stark im Defensivzweikampf, musste sich nur selten mit Fouls behelfen und war besonders im Passspiel sehr stark. Itakura zeichnete sich dabei vor allem durch sein kurzes (91% seiner Pässe waren kurz oder mittellang), sicheres Passspiel im Spielaufbau aus. 91 % seiner Zuspiele fanden den richtigen Abnehmer. Eine weitere Stärke des polyvalenten Spielers ist das Spiel gegen den Ball. Balleroberungen und abgefangene Pässe, die dafür sorgten, dass der Japaner das Angriffsspiel der Gegner unterbrechen und die eigene Mannschaft umschalten konnte. Außerdem war Itakura sehr sicher mit Ball am Fuß und verlor lediglich 2.2 Bälle pro 90 Minuten. Nichtsdestotrotz konnte Itakura nicht gehalten werden, da es finanziell nicht passte. Im Nachfolgenden möchten wir vier Kandidaten vorstellen, die ähnliche gute statistische Werte wie Itakura vorweisen können und somit für Schalke 04 durchaus interessant wären.

Sebastian Schonlau (Hamburger SV)

Der 27-Jährige ist die rechte Hand von Tim Walter beim HSV und bietet anhand der Daten ein ähnliches Spielerprofil wie Itakura. Genau wie der Japaner kann er sowohl in der Innenverteidigung als auch im zentral defensiven Mittelfeld eingesetzt werden, er ist in der Defensive mit knapp vier gewonnenen Zweikämpfen ähnlich erfolgreich und dabei sogar etwas fairer. Zudem ist der 1,85 Meter große gebürtige Warbuger auch dank seiner Beidfüßigkeit im Passspiel sehr stark (spielt deutlich mehr Pässe als Itakura mit ähnlicher Präzision). Im Aufbauspiel setzt Schonlau seine Mitspieler vor allem per Flachpass in Szene und löst die meisten Situationen spielerisch. Schonlau glänzte zudem in der vergangenen Spielzeit mit vielen Balleroberungen und Interceptions (abgefangene Pässe), verlor allerdings – auch aufgrund des riskanten Spielaufbaus unter Walter – viele Bälle. Schonlau kennt die Bundesliga bereits aus seiner Zeit beim SC Paderborn, wo er 23 Spiele in der höchsten deutschen Spielklasse absolvieren durfte. Mit 2 Millionen Euro Marktwert und einem Vertrag bis 2024 ist Schonlau ein Spieler der Kategorie bezahlbar.

StatistikItakura (21/22)Schonlau
Defensivzweikämpfe (% gewonnen)5.6 (70%)5.5 (71%)
Fouls0.780.69
Pässe (% angekommen)46.7 (91%)71.5 (90%)
Balleroberungen8.08.0
Abgefangene Pässe8.19.3
Ballverluste2.24.2

News und Hintergründe zu Schalke 04

Cenk Özkacar (OH Leuven, ausgeliehen von Olympique Lyon)

Der 21-jährige, für die U21-Nationalmannschaft berufene Türke, kommt bisher ausschließlich in der Innenverteidigung zum Einsatz. Der von Olympique Lyon ausgeliehene Spieler hat ein sehr starkes Defensivverhalten und ist äußerst geschickt im Zweikampf. Dafür war der Linksfuß bisher nicht so sehr im Spielaufbau integriert. Der 1,87 Meter große Innenverteidiger spielte in der abgelaufenen Spielzeit nur 44.0 Pässe pro 90 Minuten mit einer signifikant schwächeren Passquote, allerdings konzentriert er sich dafür auf seine Arbeit gegen den Ball – ist dort ähnlich stark wie die beiden oben vorgestellten Spieler. Im Gegensatz zu Schonlau ist Özkacar mit 21 Jahren sechs Jahre jünger und besitzt noch eine gewisse Zeit, um sich weiterzuentwickeln. Sein Marktwert liegt bei rund zwei Millionen Euro.

StatistikItakura (21/22)Özkacar
Defensivzweikämpfe (% gewonnen)5.6 (70%)10.1 (71%)
Fouls0.780.33
Pässe (% angekommen)46.7 (91%)43.4 (85%)
Balleroberungen8.08.0
Abgefangene Pässe8.17.9
Ballverluste2.23.8

Jakov Medić (St. Pauli)

Der Kroate spielte eine überzeugende Zweitliga-Saison und verpasste erst im Saisonendspurt den Sprung in die erste Liga. Dieser Sprung könnte ihm durch einen Wechsel zum FC Schalke 04 gelingen. Medić ist als Innenverteidiger oder zentral defensiver Mittelfeldspieler einsetzbar, ähnlich zweikampfstark in der Defensive (69% gewonnene Zweikämpfe) wie die anderen Kandidaten und noch stärker in der Arbeit gegen den Ball. Zusätzlich ist der 23-jährige und 1,93 Meter große Rechtsfuß sehr sicher mit dem Ball und spielt einen präzisen kurzen Pass. Medić ist mit 23 Jahren noch entwicklungsfähig. Sein Marktwert wird auf 1.3 Millionen Euro geschätzt, unter Vertrag steht er bis 2024.

StatistikItakura (21/22)Medic
Defensivzweikämpfe (% gewonnen)5.6 (70%)4.8 (69%)
Fouls0.780.52
Pässe (% angekommen)46.7 (91%)53.0 (89%)
Balleroberungen8.011.0
Abgefangene Pässe8.19.3
Ballverluste2.22.7

Sandro Lauper (YB Bern)

Der 25-jährige Schweizer war bis zu seiner Verletzung Stammspieler bei seinem Jugendverein den YB Bern und kam dabei sowohl in der Innenverteidigung als auch im zentralen defensiven Mittelfeld zum Einsatz. Lauper zeichnet sich durch gutes und faires Zweikampfverhalten in der Defensive aus und ähnelt auch sonst dem Spielerprofil von Itakura. Der ehemalige U21-Nationalspieler spielt einen starken Pass (90% angekommene Pässe) und ist auch im Spiel gegen den Ball sehr erfolgreich. Zudem ist er sicher mit dem Ball und verliert diesen kaum. Mit 25 Jahren ist der 1,85 Meter große Schweizer im besten Fußballalter und dürfte trotz langfristigen Vertrags und einem Marktwert von 2 Millionen Euro nicht zu teuer sein.

StatistikItakura (21/22)Lauper
Defensivzweikämpfe (% gewonnen)5.6 (70%)6.8 (70%)
Fouls0.780.56
Pässe (% angekommen)46.7 (91%)56.9 (90%)
Balleroberungen8.09.0
Abgefangene Pässe8.17.6
Ballverluste2.23.3