Gelsenkirchen. Schalke wählt zwei neue Aufsichtsräte, vier Kandidaten haben sich vorgestellt. Unter anderem ging es am Beispiel Itakura um die Klub-Perspektive.
Am 12. Juni wählen die Mitglieder des FC Schalke 04 einen neuen Aufsichtsrat. Zwei Plätze sind in diesem Jahr zu vergeben, für die Wahl sind mit Johannes Struckmeier (37, Investment-Manager), Rolf Haselhorst (63, studiert im Ruhestand Sportmanagement in St. Gallen), Meinolf Weidenbach (61, Chemiker) und Martin Engel (47, Jurist) vier Kandidaten vom Wahlausschuss zugelassen.
Während Struckmeier sich nach seiner erfolgreichen Wahl auf der Mitgliederversammlung im vergangenen Jahr um eine weitere Amtszeit bewirbt, wagen Haselhorst und Weidenbach einen neuen Anlauf. Beide waren bereits im vergangenen Jahr zur Wahl angetreten und jeweils knapp gescheitert. Martin Engel steht in diesem Jahr zum ersten Mal auf der Kandidatenliste. Im Rahmen der von Schalke ausgerichteten Veranstaltungsreihe „mitGEredet“ stellten sich alle vier am Dienstagabend den Fragen der Fans und Mitglieder.
Schalke: Aufsichtsrat will auch in Zukunft im Hintergrund bleiben
Nach dem weitreichenden Umbruch im vergangenen Jahr, der nicht nur im Profikader, sondern nach dem Ausscheiden des interimsweisen Tönnies-Nachfolgers Jens Buchta als Aufsichtsratsvorsitzendem auch im Aufsichtsrat vollzogen worden war, herrscht unter den diesjährigen Amtsanwärtern Einigkeit darüber, den eingeschlagenen Weg fortsetzen zu wollen, wie Johannes Struckmeier betonte: „Für jeden, der aktuell im Aufsichtsrat sitzt, ist der Verein wichtiger als er selbst.“ Ein klarer Hinweis darauf, dass der Aufsichtsrat und seine Mitglieder auch künftig vor allem im Hintergrund agieren wollen.
Dass am Berger Feld auch nach dem direkten Wiederaufstieg vorerst keine großen Sprünge möglich sind, zeigt der Fall Ko Itakura, dessen nicht gezogene Kaufoption Fans wie auch Verantwortliche schmerzt. Wenig verwunderlich war daher die Frage, wie Schalke in der Ersten Bundesliga wieder wirtschaftlich konkurrenzfähig werden kann, ein brennendes Thema unter den anwesenden Mitgliedern.
Sponsoren-Verträge als Chance für Schalke
Die Befragten selbst sparten an der Stelle nicht mit Lob für Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers, sowie die Kaderplaner Peter Knäbel und Rouven Schröder. „Die Verantwortung über die Ausgaben des Vereins liegt in meinen Augen bereits in den richtigen Händen“, so Jurist Martin Engel, der das größte Potenzial in künftigen Sponsoren-Verträgen sieht: „Die Trennung von unserem Hauptsponsor hat uns noch ein ganzes Stück attraktiver gemacht und wird uns in Verhandlungen mit zukünftigen Sponsoren helfen.“
Ein weiterer Baustein zur wirtschaftlichen Konsolidierung sei eine nachhaltige Transferpolitik, wie Johannes Struckmeier fordert: „Für uns wird es in den kommenden Jahren darauf ankommen, den Kaderwert zu steigern.“ Statt hohe Ablösesummen für einzelne Spieler zu zahlen, solle das Kaderbudget, wenn es nach dem Investment-Manager ginge, für mehrere junge Spieler verwendet werden, die ihren Marktwert noch steigern, und somit im Verkaufsfall höhere Transfererlöse einbringen können.
Das Thema Ausgliederung ist aktuell kein Schalker Streitthema
Den eingeschlagenen Weg fortsetzen zu wollen, gelte nicht zuletzt auch für die Rechtsform des S04. Ein Thema, das den Verein seit Jahren umtreibt – aber schon mal deutlich heißer diskutiert wurde. Dem Szenario einer Ausgliederung erteilten am Dienstag alle vier Kandidaten eine klare Absage und hoben die Bedeutung des Mitspracherechts der Mitglieder, welches mit der Form des eingetragenen Vereins einhergeht, hervor.
„Der e.V. ist ein Markenzeichen für die überaus große Empathie, die die Fans für ihren Verein empfinden. Deswegen sollte dieser auch unbedingt erhalten bleiben, weil es das ist, was Schalke ausmacht“, forderte Rolf Haselhorst.
Auch interessant
Johannes Struckmeier, ebenfalls Befürworter der bestehenden Rechtsform mahnte in diesem Zusammenhang allerdings eine realistische Erwartungshaltung an: „Uns muss klar sein, dass wir als e.V. auf dem Platz mit Vereinen wie Hoffenheim nicht mal eben so mithalten können, sondern dafür umso härter arbeiten müssen. Da brauchen wir ein gewisses Erwartungsmanagement.“
Schalke muss einen Fan-Dialog schaffen – es gibt schon einen Plan
Wie der Austausch zwischen Fans und Vereinsverantwortlichen verbessert werden kann, ist ohnehin ein Thema, dass den S04 in den kommenden Wochen und Monaten beschäftigen wird. Die DFL sieht in ihrer Lizenzierungsordnung ab der kommenden Saison 2022/23 erstmals verbindliche Voraussetzungen für den Dialog zwischen Club und Fans vor.
Angesprochen auf die Frage, wie er diesen Dialog als Aufsichtsratsmitglied mitgestalten wolle, sprach sich Meinolf Weidenbach für eine höhere Durchlässigkeit in Bezug auf eingebrachte Fan-Vorschläge aus: „Man sieht, dass in diesem Jahr durchaus mehr Anträge zur Mitgliederversammlung durchgegangen sind und ich halte genau das für wichtig, dass die Fans auf diesem Weg die Möglichkeit bekommen, sich Gehör zu verschaffen.“
Ein Projekt, wie der Fandialog noch strukturierter geführt werden kann, sei bereits in Planung, wie Struckmeier betonte. Genaueres dazu werde auf der Mitgliederversammlung am 12. Juni bekannt gegeben.
- Alle Artikel zum Sport in Gelsenkirchen und Buer finden Sie hier
- News und Hintergründe zum FC Schalke lesen Sie hier