Gelsenkirchen. Zügig nach Saisonende will Schalke 04 den neuen Cheftrainer präsentieren. Ein wichtiges Kriterium bei der Suche hat mit Mike Büskens zu tun.

Noch drei Trainingseinheiten, zwei Pressekonferenzen und ein Spiel – dann hat es Mike Büskens geschafft. Dann endet nach zweieinhalb Monaten seine dritte Interims-Amtszeit als Trainer des FC Schalke 04 – und keine war so erfolgreich wie diese. Nach dem Bundesliga-Aufstieg zieht sich der 54-Jährige wieder in die zweite Reihe zurück. Wer sein neuer Chef wird, steht noch nicht fest – die Kriterien ihrer Suche haben Sportvorstand Peter Knäbel und Sportdirektor Rouven Schröder aber schon verkündet. Ein zentraler Punkt hat mit Büskens zu tun. Denn egal, wer kommt: Er darf maximal einen Co-Trainer mitbringen. Das spricht zum Beispiel gegen den aktuell vereinslosen Daniel Farke (45), der stets drei Assistenten mitnahm.

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Auf Schalke ist vieles vorgegeben. Büskens bleibt ebenso wie Co-Trainer Matthias Kreutzer, Torwarttrainer Simon Henzler und Gerald Asamoah, der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung. Büskens und Asamoah sind als Klub-Legenden ohnehin bei den Fans und in der Chefetage unantastbar, das Ansehen von Kreutzer und Henzler ist in dieser Saison stark gestiegen. Dass Büskens in die zweite Reihe zurückkehrt, „war immer unser Plan“, sagte Knäbel.

Schalke und der Vergleich mit dem BVB

Büskens will seine Rolle wieder als „Hermann Gerland vom Emscher­strand“ interpretieren – aber es gibt einen Unterschied: Der einstige Bayern-Co-Trainer war nie Chef, nicht einmal für einen Tag. Deshalb birgt die neue Konstellation Risiken. Mit einer phänomenalen Siegesserie hat Büskens den Aufstieg möglich gemacht. Misslingt der Bundesliga-Start oder gibt es eine Negativserie, was Aufsteigern durchaus passieren kann, könnte der Blick schnell Richtung Büskens gehen. Borussia Dortmund kennt diese Diskussionen, seit Edin Terzic, der den BVB zum Pokalsieg geführt hatte, als Technischer Direktor auf der Tribüne sitzt. Er ist seit dem Amtsantritt von Trainer Marco Rose dessen Schattenmann.

Der neue Schalke-Trainer sollte zudem aktiv mit Büskens zusammenarbeiten – denn dessen Hausmacht auf Schalke ist groß. Er bleibt mächtig. Der im März entlassene Trainer Dimitrios Grammozis zum Beispiel hatte bei wichtigen Entscheidungen nur den von ihm mitgebrachten Sven Piepenbrock zu Rate gezogen, er besprach meist auch nur mit ihm die Aufstellung. Das kam bei Büskens und Schalkes Sportchefs nicht gut an.

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„Der Mann, der auf Mike Büskens folgt, muss sehr gut sein. Deshalb dauert es auch“, sagte Sportdirektor Rouven Schröder. Und – auch darauf achten Schröder und Knäbel – dieser neue Mann muss schon bewiesen haben, dass er krisenfest ist und entstehende Diskussionen gut aushalten kann. Deshalb ist es schwer vorstellbar, dass die Königsblauen einen im Profibereich unerfahrenen U19- oder U23-Trainer verpflichten, dessen Persönlichkeit nicht zum prominent besetzten Trainerteam passt.

Wer kommt, wird wohl zügig nach dem finalen Saisonspiel beim 1. FC Nürnberg (Sonntag, 15.30 Uhr/Sky) und der am Montag folgenden Aufstiegsfeier entschieden. „Die Frage des Trainers ist die wichtigste, weil sie ganz, ganz großen Einfluss auf die anderen wichtigen Entscheidungen hat“, betonte Knäbel nach dem Aufstieg. Und Schalkes Sportchefs haben bis zum Trainingsauftakt zur Bundesliga-Saison rund um den 20. Juni noch viel vor.

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Die Trainersuche läuft schon seit Monaten. „Es ist wichtig, dass der Trainer für beide Ligen infrage kommt“, hatte Schröder im März gesagt – deshalb schloss er eine Verpflichtung von Thomas Letsch (Vitesse Arnheim) aus, weil Letsch signalisiert hatte, nur im Aufstiegsfall kommen zu wollen. Aber raus ist raus, die Suche beginnt jetzt nach dem Aufstieg nicht ganz von vorne.

Schalke-Vergangenheit keine Einstellungsvoraussetzung

Die Zusammenarbeit mit Büskens & Co ist bei der Auswahl des Trainers nicht das einzige Kriterium. Eine besondere Rolle spielt auch dessen Charakter. „Wir wollen einen Trainer finden, der zum Verein und zu der Region passt“, sagte Schröder. Das heißt nicht, dass der Trainer aus dem Ruhrgebiet kommen oder für Schalke gespielt haben muss. Der Neue soll aber wie Büskens die Begriffe Maloche und Emotionalität verkörpern. Ein Anzugträger mit der Aura eines Bankkaufmanns wie 2014 Roberto Di Matteo ist nicht gefragt. Eher einer wie Steffen Baumgart.

Den hätte Schröder gern vor einem Jahr geholt – doch Baumgart hatte dem 1. FC Köln schon zugesagt. Für den FC, wie heute klar ist, keine schlechte Wahl.