Gelsenkirchen. Der Vertrag von Torwart Martin Fraisl läuft beim Bundesliga-Aufsteiger Schalke 04 aus. Weil er nicht voll überzeugte, soll ein Nachfolger her.
Bei der großen Aufstiegs-Sause von Samstag auf Sonntag war Martin Fraisl einer der Letzten. Dabei trug er den kompletten Abend seine Torwarthandschuhe, in denen der Österreicher fast durchgehend ein Bierglas hielt. Fraisl wirkte wie alle Schalker ausgelassen und genoss die Feier im „Blauen Salon“ der Arena. Vielleicht auch, weil er dabei seine Zukunftssorgen verdrängen konnte. Barmherzig ist das Fußballgeschäft selten. Fraisls Vertrag beim FC Schalke endet am 30. Juni – dass der Klub eine neue Nummer eins sucht, ist ein offenes Geheimnis.
Fraisl-Deal war ohne Risiko für Schalke
Vor der aktuellen Zweitliga-Saison war der 28 Jahre alte Fraisl ablösefrei von ADO Den Haag nach Gelsenkirchen gekommen, eigentlich als Nummer drei hinter Ralf Fährmann (33) und Michael Langer (37). Er hatte einen niedrig dotierten Einjahresvertrag unterschrieben, ohne großes Risiko für Schalke. Schon in den ersten Wochen nach seiner Ankunft fiel er mit forschen Tönen auf. Er sei nicht gekommen, um nur auf der Bank zu sitzen, sagte er. Am siebten Spieltag rückte er dann tatsächlich ins Tor, nachdem Fährmann gepatzt und Langer sich schwer verletzt hatte.
Allerdings wird Fraisl nicht zuallererst mit Schalkes Aufstieg in Verbindung gebracht. Sicher zeigte Fer einige herausragende Paraden – aber er trug auch Mitschuld an einigen Gegentoren. Auch am Samstag beim 3:2-Sieg gegen den FC St. Pauli, als er sich im Spielaufbau vor dem 0:2 einen schlimmen Fehlpass leistete. Mit Blick auf die vergangenen Monate hielten sich Fraisls Glanztaten und Patzer die Waage – zu wenig für Schalkes Ansprüche.
Martin Fraisl würde gerne auf Schalke bleiben
Sportdirektor Rouven Schröder und Sportvorstand Peter Knäbel sind sich einig, dass der Klub endlich einmal eine unumstrittene Nummer eins benötigt. Seit Manuel Neuer die Schalker 2011 verließ, gab es lediglich zwei kurzzeitig ruhige Phasen – als Ralf Fährmann in der Vizemeister-Saison 2017/18 famos hielt und als Alexander Nübel im ganzen Jahr 2019 erst Fährmann ersetzte und dann Kapitän wurde. Nübel sollte Schalkes neuer Neuer werden – doch er wechselte zum FC Bayern. Zu Neuer. Zwischendurch gab es viele Torwartduelle, zum Beispiel Timo Hildebrand gegen Lars Unnerstall, Alexander Nübel gegen Markus Schubert oder Ralf Fährmann gegen Frederik Rönnow.
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Doch wie läuft die Torwartsuche? Wird Schalke gar nicht fündig, hat Fraisl doch noch eine kleine Chance. Fraisls Berater Sascha Empacher sagte dieser Redaktion, der Torwart habe „einige Anfragen auf demselben Level“. Dass der Österreicher gerne weiter für Schalke spielen würde, hat er mehrfach betont. „Martin liebt Schalke“, stellte der Berater klar. Zukunftsgespräche sollen erst nach Saisonende geführt werden. Empacher nahm die Lage locker: „Schalke ist ein fairer Klub, Martin ein echter Sportsmann. Es geht so oder so weiter.“
Zum Bundesliga-Kader werden in der kommenden Saison drei Torhüter gehören, nur einer davon steht schon jetzt unter Vertrag – und das ist Ralf Fährmann. Das Arbeitspapier des 33-Jährigen gilt noch bis 2025, an seine Rolle als ewige Nummer zwei schien er sich zuletzt gewöhnt zu haben. Viel Geld für die Torhüter-Suche steht nicht zur Verfügung. Zwar hat Schröder ein erhöhtes Personalbudget, aber durch den Aufstieg steigen die Gehälter vieler Profis, durch einige Vertragsoptionen werden höhere Ablösesummen fällig – zum Beispiel bei Thomas Ouwejan (AZ Alkmaar) und Rodrigo Zalazar (Eintracht Frankfurt), die fix zu den Königsblauen kommen.
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Der neue Schalke-Trainer soll mitreden
Klar ist: Um Torwartdiskussionen auf Dauer zu vermeiden, wollen die Schalker keinen jungen Keeper ausleihen – und möglichst keinen holen, der wenig Spielpraxis mitbringt. Eine Verpflichtung von U21-Europameister Finn Dahmen (24, Ersatztorwart bei Mainz 05) ist auch deshalb vom Tisch. Das gilt auch für Christian Früchtl (22), den dritten Keeper des FC Bayern.
Ein ordentliches Wort mitzureden hat der neue Trainer. Und so lange dieser noch nicht feststeht, bleiben beide T-Fragen auch Schalke noch offen.